Astrofotograf lichtet 2 Atmosphären der Sonne gleichzeitig ab

Letztes Jahr beeindruckte Astrofotograf Andrew McCarthy mit einem Bild der Sonne, das aus 150.000 einzelnen Fotos besteht, die er zu einem einzigen Bild zusammengesetzt hat. Darauf zu sehen war der Plasma-Ball mit detaillierten Sonneneruptionen auf der Oberfläche. Es habe etwa zehn Stunden gedauert, die ganzen Daten zu sammeln, und weitere drei bis vier Stunden, um das Rohmaterial in das finale Bild zu bringen, teilt McCarthy gegenüber Sciencealert via E-Mail mit.
Nun hat der Fotograf ein weiteres faszinierendes Bild der Sonne veröffentlicht: ein riesiges 145-Megapixel-Bild, das er erneut mit einem speziell modifizierten Teleskop aufgenommen hat. Die Komplexität des Bildes besteht darin, dass es nicht einfach nur die Sonne zeigt, sondern zwei der drei Atmosphären der Sonne gleichzeitig. Wie Andrew McCarthy in seinem Tweet mitteilt, handelt es sich bei der ersten um die Sonnenkorona, den Bereich der Atmosphäre der Sonne, der oberhalb der Chromosphäre liegt. Diese habe er bereits 2017 festgehalten.
„Die Korona-Aufnahme wurde mit einer Canon Digital Rebel und einem 300-mm-Teleobjektiv von Tamron aufgenommen“, erklärt der Fotograf gegenüber PetaPixel. „Sie wurde mit automatischen Einstellungen aufgenommen. Das war, bevor ich etwas über Fotografie gelernt habe. Ich glaube, die Belichtung war etwa eine Sekunde.“ Er fügte hinzu: „Bei der nächsten Sonnenfinsternis werde ich ganz anders vorgehen.“
Das zweite Element des Bildes, die Chromosphäre, wurde letzten Dienstag aufgenommen. Für diese Aufnahme war jedoch eine fortschrittlichere Ausrüstung als eine Canon Rebel notwendig. „Die Chromosphäre wurde mit einem modifizierten 5-Zoll-Refraktorteleskop aufgenommen“, so McCarthy. Sie sei mit mehreren Filtern modifiziert worden, einschließlich eines elektronisch abgestimmten Wasserstoff-Alpha-Filters namens „Daystar Quark“, der es dem Fotografen ermöglicht habe, den schmalen Bandpass des Lichtes zu sehen, der die atmosphärischen Details der Chromosphäre sichtbar macht.
Bei dem Chromosphären-Bild handelt es sich um ein Mosaik aus etwa 45 Kacheln, wobei jede Kachel einen Stapel von 2.000 Fotos enthält. Das Teleskop, das Andrew McCarthy hierfür benutzte, habe eine Brennweite von 4.000 Millimetern gehabt. Das sei notwendig gewesen, um mittels Lucky Imaging ein schärferes Bild zu erhalten. „Jede einzelne Aufnahme wurde mit sechs Millisekunden und 100 Gain durch das stark gefilterte Teleskop bei f/27 aufgenommen“, erklärt McCarthy.
Der Fotograf sagte auch, dass er ständig an seinem Teleskop „bastle“. Er verwende benutzerdefinierte und modifizierte Teile, um sehr detaillierte Fotos zu schießen. Aufgrund der extremen Helligkeitsunterschiede sei es fast unmöglich, die Korona und die Chromosphäre zusammen zu fotografieren, weshalb er die Bilder so zusammengesetzt habe, dass die beiden Sonnenatmosphären zusammen sichtbar werden.
Ähnlich wie das Stapeln von Fotos wird Lucky Imaging häufig für die Abbildung von Mond, Sonne und Planeten verwendet. „Man muss im Laufe weniger Minuten Tausende von Bildern von etwas schießen und sie dann mit der Software stapeln, damit das Bild klarer wird“, schreibt McCarthy auf seiner Website. Wenn man kilometerweit in die Atmosphäre hineinzoome, kräusle sie sich mit den Strömungen und zerstöre so sein Bild. „Die Software analysiert die Bilder auf der Suche nach denen, bei denen dieser Effekt am wenigsten ausgeprägt ist, stapelt sie und schärft sie dann. Was dabei herauskommt, ist ein Bild, das nicht nur gut ist, sondern besser als das, was unsere Augen überhaupt sehen können.“
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