Space Perspective: Die luxuriöse Kabine der umweltfreundlichen Neptune-Raumkapsel
Das Neptune-Projekt des Weltraum-Logistikers Space Perspective ist nicht neu. Schon im Sommer 2020 hatte das Unternehmen mit Renderings und einem Video seiner ballonbetriebenen Raumkapsel für Aufsehen gesorgt. Seinerzeit hieß es, dass ab 2021 in den Testbetrieb gegangen werden soll.
Neue Renderings: Seit 2020 scheint nicht viel passiert zu sein
Anfang April 2022 scheint das Projekt noch nicht wesentlich viel weiter zu sein. Allerdings gibt es jetzt neue Illustrationen der Neptune-Kapsel, deren Erststart nun für Ende 2024 vorgesehen ist. Fliegen soll der Ballon mit der Kapsel darunter vom Kennedy-Space-Center im US-Bundesstaat Florida aus. Nach eigenen Angaben hat der Betreiber bereits mehr als 600 Tickets zu je 125.000 US-Dollar verkauft.
Anders als die echten Raumkapseln der Wettbewerber setzt Space Perspective bei seinem Neptune-Projekt mehr auf einen Lounge-Charakter. Die 1,5 Meter hohen Fenster, tiefen Sitzen, insgesamt dunklen Tönen und gedämpfter Beleuchtung lässt das Interieur eher an einen Club-Besuch denn an einen Weltraum-Ausflug denken. Dazu passt auch, dass es WLAN und eine Getränkebar gibt.
30 Kilometer ist ganz schön weit vom Weltall entfernt
Wer auf echtes Astronauten-Feeling aus ist, wird sich für einen Neptun-Flug demnach eher nicht interessieren. Das mag auch damit zu tun haben, dass der Weltraum gar nicht erreicht werden soll. Der Ballon soll nämlich lediglich bis zu einer Höhe von 30 Kilometern aufsteigen, was auch nicht der losesten Definition von Weltraum entsprechen würde.
So fliegt die Konkurrenz von Virgin Galactic knapp über 80 Kilometer hoch, während der Wettbewerber Blue Origin die Karman-Linie, die international anerkannte Grenze des Weltraums, in einer Höhe von 100 Kilometern über dem Meeresspiegel ankratzt. Die Crew-Dragon-Kapseln von SpaceX fliegen sogar mehrere hundert Kilometer tief in den Weltraum. Dennoch: 30 Kilometer sind deutlich höher als die elf Kilometer, die ein handelsübliches Flugzeug zu bieten hat.
Space-Perspectives-Mitgründerin Jane Poynter verweist darauf, dass die Passagiere wirklich ins tiefschwarze All blicken würden, denn: „Wir befinden uns oberhalb von 99 Prozent der Erdatmosphäre.”
Umweltfreundlicher und günstiger: Neptune-Ausflug hat klare Vorteile
Anders als bei der Konkurrenz werden Neptune-Passagiere ohne weitere Vorbereitungen einsteigen und mitfliegen können. Der Ballon wird mit einer gemächlichen Geschwindigkeit von 19 Kilometern pro Stunde aufsteigen. Angetrieben wird der Ballon mit Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen, was Space Perspectives nutzt, ihre Weltraumausflüge als umweltfreundlichere, emissionsfreie Alternative zum Wettbewerb zu positionieren.
Auch was den Preis angeht, liegt Space Perspectives deutlich unter dem „nächstgünstigsten Angebot“. Der Preis für den zweistündigen Aufstieg, den zweistündigen Gleitflug und den zweistündigen Abstieg, der mit einer Wasserlandung im Ozean endet, liegt deutlich unter dem Preis für Virgin-Galactic-Tickets. Die beginnen nämlich bei 450.000 Dollar. Alle anderen sind nochmal weit teurer.
„Wir wollten einen Weg finden, der die Art und Weise, wie die Menschen über die Raumfahrt denken, wirklich verändert und sie viel zugänglicher macht“, sagt Poynter.
Zugänglichkeit hin oder her – für die meisten Interessenten dürfte das Erlebnis der Schwerelosigkeit ein gewichtiger Faktor für einen gelungenen All-Ausflug sein. Das wird Neptune-Reisenden indes nicht geboten. Dennoch sollen bereits alle Plätze für die 25 Flüge, die im ersten Betriebsjahr geplant sind, ausverkauft sein.