
Wer bei Steam nach Spacewar sucht, wird im Shop nicht fündig. (Foto: Shutterstock / Rokas Tenys)
Ein Steam-Spiel, das gerade laut Statistik von mehr als 40.000 Menschen gespielt wird? Klingt doch erst einmal vielversprechend. Wer Spacewar – so heißt das angeblich so beliebte Spiel – dann aber selbst spielen will und es im Steam-Shop sucht, stellt schnell fest: Es scheint gar nicht zu existieren.
Was das Ganze mit Raubkopien zu tun hat, liest du hier.
Spacewar auf Steam: API-Demokonto mit Hommage
Das Spiel Spacewar gibt es seit 1961. Programmiert wurde es vom MIT-Wissenschaftler Stephen Russel, zusammen mit Tennis for Two ist es eines der ersten Computerspiele. Gespielt wurde das Raketenabenteuer auf dem PDP-1, einem für heutige Verhältnisse riesigen, damals aber schon recht kleinem PC-Vorgänger mit Oszilloskop und Radar als Bildschirm.
Der Spielmodus ist ziemlich simpel: Zwei Spieler:innen steuern jeweils ein Raumschiff und umrunden damit einen Stern. Der übt eine Anziehungskraft auf die Raumschiffe aus, gegen die man ansteuern muss, gleichzeitig kann man versuchen, seine:n Gegenspieler:in abzuschießen.
Wer sein Raumschiff durch geschicktes Ausweichen und Gegensteuern länger vor einem Crash bewahrt, gewinnt.
Auf Steam ist mit Spacewar allerdings etwas anderes gemeint: Die Macher der Plattform haben ein API-Demokonto, mit dem Entwickler:innen Shopfunktionen ausprobieren können, nach dem Kultspiel benannt und es dort auch spielbar eingebaut.
Und wo sind da jetzt die Raubkopien?
Spacewar als Raubkopie-Tarnung
Spacewar ist nicht nur Anlaufstelle für seriöse Entwickler:innen, das API-Demokonto hält auch diverse Spiele-Cracks, also Raubkopien am Laufen.
Normalerweise kontrolliert Steam beim Öffnen eines Spiels mithilfe eines DRM-Wrappers, ob eine gültige Lizenz vorliegt. Bei den gecrackten Spielen gibt es die allerdings nicht – Steam würde sich also querstellen. Um gerade gecrackte Multiplayergames trotzdem online spielen zu können, nutzen Raubkopierer:innen das Demokonto als Tarnung.
Die hohen Spacewar-Statistiken entstehen also durch Entwickler:innen, die das Demokonto tatsächlich als solches nutzen, durch User, die darüber Cracks spielen – und durch Menschen, die tatsächlich einfach ein mehr als 60 Jahre altes Game spielen wollen.