Squid Game ist eine Serie, die seit ihrem Erscheinen nicht nur in Deutschland polarisiert. Der Hype um die südkoreanische Netflix-Serie führte an Schulen zu Gewaltausbrüchen unter Kindern, die die Szenen der brutalen Spiele auf dem Schulhof nachspielten. Auch in Nordkorea blieb der Squid-Game-Erfolg nicht unbemerkt. Die Serie aus dem Nachbarland wurde hier allerdings primär für Propagandabotschaften in Richtung Südkorea ausgeschlachtet.
Jetzt macht erneut eine Geschichte im Zusammenhang mit Nordkorea und Squid Game die Runde. Laut einem viralen Bericht von Radio Free Asia, einem von der US-Regierung finanzierten gemeinnützigem Nachrichtendienst, verbreiteten sich illegale Kopien des Netflix-Dramas trotzt strenger Zensur in Nordkorea.
Unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen heißt es, dass ein Nordkoreaner wegen des Schmuggels von Squid Game zum Tode verurteilt wurde, nachdem Schüler beim Anschauen der Serie erwischt wurden. Neben dem mutmaßlichen Schmuggler wurden weitere Personen verurteilt. Ein Mann muss wohl lebenslang ins Gefängnis, weil er einen USB-Stick mit Aufnahmen der Serie erworben haben soll. Sechs der Schüler, die die Serie schauten, sollen demnach die nächsten fünf Jahre in einem nordkoreanischen Arbeitslager verbringen.
Es gibt Zweifel am Wahrheitsgehalt
An dieser Geschichte zweifelt allerdings das Portal NK News, ein südkoreanischer Nachrichtendienst, der sich auf die Berichterstattung über den Nachbarstaat konzentriert, und veröffentlichte eine umfangreiche Analyse. Darin werden unter anderem Grenzexperten zitiert, die sagten, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass es die Serie überhaupt nach Nordkorea geschafft haben könnte. Ein ehemaliger nordkoreanischer Beamter und Überläufer sagte, dass es rein logisch betrachtet unmöglich sei, dass irgendjemand die Serie über die Grenze schmuggeln konnte.
Während der Pandemie seien die Grenzkontrollen noch einmal verstärkt und Schmuggleraktivitäten in vielen Grenzstädten entlarvt worden. Laut Aussage des anonymen Experten bestehe eine Chance von weniger als einem Prozent, dass es Squid Game auf einer SD-Karte oder einem USB-Stick nach Nordkorea geschafft habe.
Außerdem merkte er an, dass der Zeitrahmen zwischen Festnahme und Todesurteil des mutmaßlichen Täters zu kurz sei. Festnahme, Prozess und Hinrichtung würden demnach auch in Nordkorea mehr als zwei Monate Zeit in Anspruch nehmen.
Letztendlich ist es schwer zu beurteilen, was wirklich wahr ist und was sich am Ende wieder nur als abschreckende Propaganda-Masche Nordkoreas entpuppen könnte. Eine Hinrichtung durch Erschießung wegen Squid Game würde den ohnehin schon viel diskutierten Gewalteskapaden durch die Serie endgültig allerdings die Krone aufsetzen.