Starlink-Satelliten machen Hubble jetzt schon Probleme – und es wird schlimmer
Die stetig steigende Anzahl von Satelliten in erdnaher Umlaufbahn (Low Earth Orbit, kurz LEO) stört immer mehr Aufnahmen von Teleskopen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die gerade in der Fachzeitschrift Nature Astronomy erschienen ist. Vorbeigleitende Satelliten hinterlassen auf den Bildern Streifen, die sie für die Wissenschaft wertlos machen können.
Untersuchung von Hubble-Aufnahmen von 2002 bis 2021
Das Team um Sandor Kruk vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in München hat für die Studie Bilder aus dem Archiv des Hubble-Weltraumteleskops aus den Jahren 2002 bis 2021 analysiert. Freiwillige des bürgerwissenschaftlichen Projekts Hubble Astroid Hunter, das normalerweise Hubble-Aufnahmen nach Asteroiden durchforstet, halfen bei der Untersuchung.
Wissenschaftler:innen und Meteorolog:innen klagen schon seit längerem über eine Beeinträchtigung von Teleskopbildern durch erdnahe Satelliten, dennoch handelt es sich laut den Studienautor:innen selbst um die erste Untersuchung zu dem Thema. Festgehalten sei an dieser Stelle allerdings, dass sich auch die American Astronomical Society schon mit dem Thema befasst hat, worüber t3n im letzten Jahr berichtet hat.
Knapp 3 Prozent der Teleskopaufnahmen werden Opfer von Photobombing
Mittels künstlicher Intelligenz haben Sandor Kruk und sein Team berechnet, dass 2,7 Prozent der Teleskopaufnahmen mit einer durchschnittlichen Belichtungszeit von elf Minuten von einem Satelliten durchkreuzt werden. Diese Art von interstellarem Photobombing hat im Laufe der untersuchten 20 Jahre zugenommen.
Die Zahl der derart unbrauchbar gemachten Bilder von Hubble und anderen Weltraumteleskopen wird angesichts der zahlreichen geplanten erdnahen Satelliten also wohl noch zunehmen, warnen die Studienautor:innen.
Starlink als Hauptschuldiger
Der Löwenanteil der erdnahen Photobomber entfällt auf das Satellitennetzwerk Starlink. 1.562 Flugkörper aus dem Hause SpaceX waren im Zeitraum der Studie im Orbit unterwegs. Die restlichen 320 Satelliten stammten von dem Konkurrenzunternehmen One Web.
Starlink-Satelliten sind seit 2020 in der Erdumlaufbahn unterwegs. Das Unternehmen von Elon Musk verspricht durch seine Flotte weltweit schnellen Internetzugang. Die Flugkörper kreisen in unterschiedlicher Entfernung zur Erde.
Objekte im oberen LEO, in einer Höhe von 1.000 bis 2.000 Kilometern, tauchen häufiger auf Hubble-Bildern auf, hinterlassen aber dünnere Streifen. Satelliten im unteren LEO-Bereich, bei 500 bis 1.000 Kilometern, stören seltener das Teleskop, hinterlassen dabei aber breitere Streifen. Das Weltraumteleskop kreist auf einer Höhe von 538 Kilometern über der Erde. Ein Hauptsatellit von Starlink befindet sich laut Studie in unmittelbarer Nähe, bei 550 Kilometern.
Starlink will noch mehr Satelliten in den Orbit schicken
Starlink betreibt aktuell (Stand Ende 2022) über 3.300 Flugkörper im All. Doch der größte Satellitenbetreiber der Welt hat noch lange nicht genug. Fast 20.000 weitere Starts wurden bereits genehmigt, weitere 22.488 sind beantragt. Die Anzahl aller Starlink-Objekte zusammengenommen wäre fünfmal groß wie die Anzahl aller Satelliten, die zwischen Sputnik im Jahr 1957 und 2019 ins All gebracht wurden.
Übrigens: Über die Website „Findstarlink“ kann man sich anzeigen lassen, wann und wo Starlink-Satelliten mit bloßem Auge von der Erde aus beobachtet werden können.