Wie dieses Startup autonomen Autos mit KI-Chatbots besseres Fahren beibringen will
Bill Gates war nach einer Probefahrt durch die Straßen Londons in einem der autonomen Autos des britischen Startups Wayve ganz begeistert. Weil Wayve beim Training der Fahrzeuge auf KI setzt, könnten sie nicht nur auf Straßen navigieren, die zuvor in ihr System geladen wurden. Vielmehr arbeite das System wie ein Mensch, der nach und nach lernt, sich in einer Stadt fortzubewegen, so Gates.
Großes Sprachmodell in Selbstfahrsoftware
Jetzt hat Wayve zusätzlich noch eine Art KI-Chatbot in seine Selbstfahrsoftware eingebaut. Trainiert wurde das mit einem großen Sprachmodell ausgerüstete Hybridsystem Lingo-1 zuvor unter anderem mit den Kommentaren zahlreicher professioneller Fahrer:innen zum Straßenverkehr. Etwa, dass sie jetzt vor einem Zebrastreifen halten oder auf parkende Autos oder Schulen am Straßenrand achten.
Diese Beschreibungen wurden zusammen mit dem parallel aufgenommenen Videomaterial als Hinweise für die Feinabstimmung des Modells verwendet, wie heise.de schreibt. Das Ganze funktioniere ähnlich wie die Anweisungen von Fahrlehrer:innen an ihre Schüler:innen. Dadurch soll die Selbstfahrsoftware schneller lernen als durch bloßes „Anschauen“ von Bildern und Videomaterial, so Wayve.
Wayve: Lingo-1 hilft beim Aufspüren von Fehlern
Darüber hinaus erwartet sich das Startup auch einiges von der neuen Möglichkeit der Fahrzeuge, ihr Handeln zu erklären. Dadurch könnten mögliche Fehler schneller entdeckt werden als durch das langwierige Durchsehen von Videomaterial. Außerdem könnte Lingo-1 künftig auch den Insassen von autonomen Autos ein größeres Sicherheitsgefühl geben, indem es seine Aktionen kommentiert.
Schon jetzt kann das System auf Fragen antworten, etwa, welche potenziellen Gefahren es auf der zu fahrenden Strecke ausmachen kann. Es habe aber auch Dinge wahrgenommen, auf die es nicht trainiert war, wie Wayve-CEO Alex Kendall erklärt. Etwa die Wetterbedingungen und die Höhe von Gebäuden an der Strecke. Verblüffend und ein „Durchbruch im Bereich der KI-Verkehrssicherheit“, so Kendall.
Kritische Beobachter:innen sehen derweil zwar das Potenzial der Anwendung, aber auch die Gefahren, die insbesondere von großen Sprachmodellen ausgeht. Auf deren Hang zur Halluzination etwa weist der Robotikforscher Lerrel Pinto von der New York University hin. Weil sich große Sprachmodelle nicht immer an die Fakten halten würden, sei er sich nicht sicher, ob er ihnen zutrauen könne, sein Auto zu steuern.
Halluzination durch Videodaten abgemildert?
Wayve sei sich dieser Gefahren bewusst, so Kendall. Das Unternehmen arbeite weiter daran, Lingo-1 so genau wie möglich zu machen. Ein Vorteil des Hybridsystems: Die Antworten seien durch begleitende Videodaten gestützt. Lingo-1 hat den Tests zufolge schon 60 Prozent der Genauigkeit von menschlichen Fahrer:innen erreicht.
Aber: Auch Wayve ist sich natürlich bewusst darüber, dass Lingo-1 nur ein erster Schritt auf dem Weg zu chatbotbegleitetem autonomen Fahren ist. „Während sich die Integration natürlicher Sprache in das Training der Systeme noch in einem frühen Stadium befindet, freuen wir uns, diese Forschung für durchgängiges autonomes Fahren voranzutreiben“, so Wayve in einer entsprechenden Mitteilung.