Von der Stellenausschreibung bis zum Traumberuf: So kommst du an die perfekte Stelle
Ein Job- oder gar ein Branchenwechsel steht an? Das muss kein Grund zur Panik sein – ganz im Gegenteil. Cathy Narriman, Gründerin von Flipped Job Market, sagt im Interview mit t3n.de, dass es besonders wichtig sei, bei der Jobsuche die Chancen zu sehen – und nicht dem Selbstoptimierungswahn zu erliegen. „Ich muss erst noch eine Sprache lernen, eine Weiterbildung machen, bevor ich was anderes mache“ sind laut Narriman bekannte Glaubenssätze, die Bewerber daran hindern, ihr längst vorhandenes Potenzial zu sehen, wertzuschätzen – und damit konstruktiv etwas zu machen. Schade hierbei: Gerade durch die Digitalisierung entstehen so viele neue interessante Jobs, für die vor allem eines die Grundvoraussetzung ist – dass jemand motiviert ist, sie auszuüben.
Der Weg zur Stellenausschreibung
„Eigentlich sucht jeder Arbeitgeber nach der gleichen Person, der eierlegenden Wollmilchsau“
„Neue Jobs entstehen in Prozessen, nicht in Momenten. Nämlich dann, wenn neue Bedarfe klar werden, Aufgaben drängen, die nicht mehr hinreichend erledigt werden“, sagt Cathy Narriman. Während der Arbeitgeber vor fünf Jahren noch einen freiwilligen Kollegen gesucht hat, der nebenbei mal drei Facebook-Kommentare beantwortet, ist dafür mittlerweile zum Beispiel der Job des Social-Media-Redakteurs entstanden: „Man sucht Leute, die genau diesen Bedarf decken möchten und entsprechende Fähigkeiten mitbringen – nicht Zeugnisse. Das sind meist Dinge, die Stellenanzeige (und Bewerbungsschreiben) verkürzt und schematisiert abbilden“. Mit dem Ergebnis: „Eigentlich sucht jeder Arbeitgeber nach der gleichen Person, der eierlegenden Wollmilchsau“, meint die Coachin.
Abschrecken lassen sollte sich davon aber niemand. Sich umschauen, Fragen stellen, persönliche Kontakte knüpfen, der eigenen Neugier folgen – ganz egal, ob jemand nicht verhandlungssicher französisch spricht oder fünfjährige Erfahrung als Chef hat: „Eine Stellenausschreibung sagt nur sehr selten etwas darüber aus, welche Fähigkeiten im Unternehmen gefragt sind und welche Tätigkeiten jemand im Endeffekt ausüben muss – und wer ins Team oder zur Firma passt.“
Wer sich auf nur auf ausgeschriebene Stellen bewirbt, läuft Gefahr, dass die Stellen gar nicht mehr zu haben sind: Ein Drittel der Jobs sind längst vergeben. Und laut Cathy Narriman kommen auf 100 ausgeschriebene Stellen 200 Jobs, die gar nicht erst ausgeschrieben werden. Denn die meisten Jobs werden ohne Aufsehen im verdeckten Arbeitsmarkt vergeben – firmenintern, an Menschen, die jemandem aus dem Haus persönlich bekannt sind. Deswegen sind persönliche Netzwerke wichtiger als perfekte Bewerbungen.
Wie wählerisch kann ich bei der Jobsuche sein?
„Ein Bewerber sollte immer anspruchsvoll sein, alles andere ist verantwortungslos, sich und auch dem Arbeitgeber gegenüber,“ sagt Narriman. Ein Arbeitssuchender sollte sich Gedanken darüber machen, was er vorfinden möchte: Dazu gehört zum Beispiel die Frage, mit welchen Menschen er gern an welchem Ort zusammenarbeiten würde.
Ein weiterer Schlüsselpunkt bei Bewerbungen ist es, die eigenen Fähigkeiten zu kennen. „Es gibt keine Stärken und Schwächen. Nur, weil ich etwas gut kann, will ich es nicht unbedingt den ganzen Tag lang im Job machen“, meint Narriman. „Es geht ums Interesse an dem Tun!“
Es nützt niemandem, wenn jemand täglich acht Stunden im Büro die Zähne zusammenbeißen oder sich langweilen muss – er sollte „seine Interessen ernst nehmen“, rät Narriman. Und damit ist sie auch schon bei ihrem Lieblingsthema, den Werten: „Wer eine Arbeit macht, die die eigenen Werte verletzt – im Alltag oder durch das Produkt – wird auf Dauer keine Lust auf den Job haben, krank werden, Selbstbewusstsein verlieren, seine Aufgaben nicht gut machen.“
In den letzten Jahren ist es immer wichtiger geworden, dass die Arbeit nicht nur gemacht wird, weil sie gemacht werden muss – sondern auch, weil jemand als Arbeitnehmer voll und ganz hinter seinen Aufgaben steht und Verantwortung für sich selbst, sein Umfeld und das Ergebnis seiner Arbeit übernimmt. Der gemeinsam von Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu schaffende Mehrwert rückt in den Mittelpunkt.
Wie kriege ich denn jetzt den Job?
Geht es nach Cathy Narriman, sind klassische Bewerbungsprozesse mittlerweile überholt. „Personaler lesen kaum die Anschreiben.“, sagt sie. Mit Neugierde und Interesse hat jemand generell schon einmal gute Chancen, in die nächste Runde zu kommen. Die Frage ist 2017 nicht mehr, wer den Preis als bester Kandidat mit der besten Bewerbung gewinnt – sondern wer am besten ins Team passt: „Bewerber wollen sich um jeden Preis perfekt in Szene setzen – und verlieren dabei an Authentizität“. Sich in seiner Bewerbung kleinzumachen oder sich gar auf seinen Lebenslauf zu reduzieren, ist der falsche Weg, denn „es gibt so viel mehr als die Meilensteine im Berufsleben“.
Auch Arbeitgeber können dabei einen Beitrag leisten: Sie könnten sich genauer anschauen, was die genaue Aufgabe ist, was es braucht, um sie zu erledigen. Denn in ihrem Posten vergessen sie schnell, dass sie nicht den perfekten Menschen suchen – sondern jemanden, der die Arbeit gut erledigt, der mitdenkt und vor allem Lust darauf hat.
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Die liebsten Bewerbungen sind kurze Anschreiben über Twitter bei denen mir sofort klar wird, warum ein Kandidat zu uns passt am besten mit Hinweisen auf andere Social Media Profile oder einen eigenen Blog.
Dann kann ich mir ein Bild vom Kandidaten machen und direkt Nachfragen, die meisten Fragen erledigen sich nach einem Blick auf LinkedIn, Xing oder in die Twitter Timeline sowieso.