„Du bist ein Lügner“: Gründer stritt sich mit Steve Jobs und will andere daraus lernen lassen
2008 war Ali Partavi der CEO des Startups iLike, einer populären Musik-App für Facebook. Apple zeigte sich interessiert an dem Unternehmen und lud Partavi und seine Gründer-Kollegen nach Cupertino ein. Die drei jungen Männer waren voller Hoffnung, Apple würde sie übernehmen. Doch Ali Partavi zerstörte die Hoffnung auf dem Pitch gründlich und erzürnte Steve Jobs.
Trotz WLAN-Problem läuft der Pitch gut
Erst gibt es WLAN-Probleme in der Chefetage, trotzdem gelingt den beiden Kollegen von Partavi eine glänzende Präsentation. Er schreibt: „Steve lehnte sich zurück und nickte. Ich habe gestrahlt und war voller Adrenalin.“ Jobs sagt, er möge die Gründer und ihre Argumentation. Apple wolle das Unternehmen kaufen. Eddy Cue solle die Details mit den Gründern aushandeln. Eigentlich ist alles in trockenen Tüchern, da begeht Ali Partavi seinen ersten Fehler. Er fragt: „Können wir, bevor Sie gehen, über das Angebot sprechen?“
Partavi pokert
Jobs fragt nach der letzten Bewertung. Sie ist zwei Jahre her und fand noch vor Markteinführung statt. Partavi nennt den Betrag 50 Millionen Dollar und betont, man habe seit dieser Bewertung 50 Millionen aktive Nutzer gewonnen. Jobs sagt: „Wir würden euch wahrscheinlich für 50 Millionen Dollar übernehmen.“ Partavi hatte viel mehr gehofft, ihm kommt es so vor, als ob sein Team dann jahrelang gearbeitet habe, ohne neue Werte zu schaffen. Er erwidert: „Ich glaube nicht, dass unsere Investoren das akzeptieren würden.“ Steve sagt: „Keine Sorge, wir werden dafür sorgen, dass sie es annehmen.“ Er fügt hinzu, Apple könne die Funktionen von iLike leichtens nachbauen, falls die Gründer nicht verkaufen wollten. „Steve, ich denke, wir sind mindestens dreimal so viel wert“, entgegnet Partavi dem Apple-Chef.
Vertrauen verschenkt
Doch der junge Gründer belässt es nicht dabei, er legt noch eine Schippe drauf. Partavi spricht mehrmals von einem schrecklichen Fehler, den er seitdem bereut. Er sagt zu Steve Jobs: „Eigentlich weiß ich, dass wir dreimal so viel wert sind.“ Schon als er es ausspricht, bemerkt er, dass es ein Fehler ist. Er weiß, die Unterscheidung von „ich denke“ und „ich weiß“ stellt eine Lüge dar. Und Steve Jobs stürzt sich sofort darauf: „Hast du gesagt, du weißt, dass du mehr wert bist? Hast du ein anderes Angebot?“ Sein Blick durchbohrt den jungen Iraner. Dann sagt er: „Bullshit! Du lügst mich an. Du bist voller Scheiße. Wir sind hier fertig.“ Die Verhandlungen verlaufen im Sande. Steve Jobs wird Partavi in einem späteren Gespräch offenbaren: „Du bist ein Lügner und ich glaube nicht ein Wort, das du sagst.“
„Never overplay your hand …“
Wenig später veröffentlicht Apple die „iTunes Genius Sidebar“, eine Kopie der „iLike Sidebar for iTunes“. Auch Facebook kopiert eines der Hauptfeatures – allerdings mit einer freundlichen Ankündigung dessen. Partavi und seine Kollegen verkaufen iLike ein Jahr nach dem Apple-Gespräch mit Verlust. Heute sagt er: „Never overplay your hand when negotiating a major deal – especially not against a stronger player.“ Man soll bei einem Großdeal also nicht bluffen, vor allem nicht gegen einen stärkeren Player. Es gäbe Möglichkeiten, ein starker Verhandlungspartner zu sein, ohne zu lügen. Man neigt in der Verhandlungsphase zu Selbstüberschätzung, bestätigt die Ethena-CEO Roxanne Petraeus in ihrem Artikel „Gewohnheiten, die man ablegen muss, um erfolgreiches Fundraising zu betreiben.“