Studie: Deutschland droht Anschluss bei Fachkräften zu verlieren
Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ( BMWK) sei der Fachkräftemangel „als Entwicklungshemmnis“ aus Sicht der Unternehmen merklich angestiegen. „2010 waren es noch 16 Prozent, die den Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko einstuften“, heißt es in einem Artikel des Bundesministeriums. „Heute stellt dieser Mangel das größte Hemmnis dar.“
Besonders in Süddeutschland und den neuen Bundesländern spitze sich die Lage zu. Mehr als 50 Prozent der Unternehmen „sehen darin die größte Gefahr für ihre Geschäftsentwicklung“, teilte das BMWK mit.
3 Plätze verloren: Nur noch Rang 15
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung. Demnach sei Deutschland bei hochqualifizierten Fachkräften aus dem Ausland unter den 38 Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) seit 2019 beim Ansehen von Platz 12 auf Platz 15 zurückgefallen. Am attraktivsten seien Neuseeland, Schweden, die Schweiz, Australien und Norwegen.
Untersucht wurden sieben Rahmenbedingungen: Qualität der beruflichen Chancen, Einkommen und Steuern, Zukunftsaussichten, Möglichkeiten für Familienmitglieder, das Kompetenzumfeld sowie Diversität und Lebensqualität.
„Verbessern sollten sich in der Bundesrepublik die Chancen ausländischer Akademiker:innen, hochqualifizierte Jobs entsprechend ihrer Kompetenzprofile zu besetzen, die zögerliche Einbürgerungspraxis und die schleppende Digitalisierung“, heißt es in der Neuauflage der Studie „OECD Indicators of Talent Attractiveness“. Deutschland brauche zur Sicherung seines Wohlstands Fachkräfte, „auch aus dem Ausland“, betonte Ralph Heck, der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung.
Schleppende Digitalisierung ein Hauptgrund
Auch bei Unternehmer:innen aus dem Ausland hat Deutschland in den vergangenen drei Jahren an Beliebtheit verloren: Statt Platz 6 2019 belegt die Bundesrepublik jetzt nur noch Platz 13. Auch hier hat die Bertelsmann Stiftung mehrere Gründe für den Abstieg ausgemacht: schleppende Digitalisierung, die Forderung eines Mindestkapitals (was besser platzierte Länder nicht tun) und eine „geringere“ Ausprägung der gesellschaftlichen Akzeptanz von Migrant:innen.
In der aktuellen Studie wurden erstmals auch die Rahmenbedingungen für Startup-Gründer:innen untersucht. Die attraktivsten Länder sind da Kanada, USA, Frankreich, Großbritannien und Irland – Deutschland belegt nur Rang 12. Ein Grund hierfür: fehlende maßgeschneiderte Visa, „um unternehmerische Top-Talente für ein durchaus attraktives Startup-Ökosystem zu gewinnen“.
Hohe Attraktivität für internationale Studierende
Bei „Visaerteilung, Digitalisierung, Einbürgerung oder im Umgang mit Vielfalt“ bestehe in Deutschland Handlungsbedarf, fasste Migrations-Experte Ulrich Kober die To-do-Liste Deutschlands zusammen. Im Januar hatte das Institut der deutschen Wirtschaft in einer neuen Studie vorgerechnet, in welchen Branchen der Fachkräftemangel in den nächsten Jahren steigen wird.
Gute Nachrichten gibt es dagegen bei Deutschlands Attraktivität für internationale Studierende. Hier belegt die Bundesrepublik Rang 2, nur die USA liegen vor ihr. Sie könne mit exzellenten Universitäten, geringeren Kosten für das Studium und guten Arbeits- und Bleibemöglichkeiten während und nach dem Studium punkten, so das Ergebnis der Studie.
Ich kann das alles nicht mehr nachvollziehen. Die deutsche Wirtschaft hat über Jahre Produktion und Entwicklung ins Ausland verlegt. Hat versäumt Leute auszubilden, beschwert sich heute über den Mangel an Fachkräften und verlangt vom Staat Abhilfe. Haben die Manager nicht gelernt was „Unternehmer“ bedeutet?