
Kann Flirten mit Fremden im virtuellen Raum die monogame Beziehung stärken? Psycholog:innen sagen: „Ja!“ (Foto: Olena Yakobchuk/ Shutterstock.com)
Das Flirten mit einem „Hottie“ in einer virtuellen Realität kann die Versuchung der Untreue überwinden und die Probanden dagegen „impfen“. Das hat eine Untersuchung der Psychologin Gurit Birnbaum und ihrem Team an der Reichman Universität in Israel ergeben.
In drei Studien fanden sie heraus, dass der Flirt mit einem attraktiven, wenn auch virtuellen Barkeeper die Attraktivität anderer Gelegenheiten senkte. Die Teilnehmer:innen begehrten ihren Partner oder ihre Partnerin danach sogar mehr.
Birnbaum schreibt, dass Fachleute die Quote außerehelicher Affären bei 70 Prozent schätzen. Sie und das Team gehen davon aus, dass Menschen eine monogame Beziehung eingehen, um ihrem Partner treu zu bleiben und die Vorteile daraus zu genießen. Die endlosen Möglichkeiten bedrohen jedoch die sexuelle Exklusivität.
Nach der Impftheorie kann eine schwache Bedrohung die Selbstkontrolle steigern und auf den „Ernstfall“ vorbereiten. Über virtuelle Realität haben die Psycholog:innen eine solche Bedrohung simuliert.
Die zugrunde liegende These lautete, dass die Konfrontation mit einer verführerischen virtuellen Figur das Bedürfnis der Menschen erhöhen würde, ihre aktuelle Beziehung zu schützen. In der Folge könnten sie mehr Verlangen nach ihrem Partner verspüren und alternative Partner als weniger attraktiv wahrnehmen.
In drei Experimenten versuchten sie, der Sache auf den Grund zu gehen.
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Zunächst betraten die Teilnehmer:innen eine VR-Umgebung in Form einer Bar. Das Geschlecht des Barkeepers war identisch mit dem des Partners beziehungsweise der Partnerin. Der Avatar verhielt sich entweder neutral oder flirtete mit ihnen. Anschließend trafen sich die Teilnehmer:innen mit einem Interviewer. Er wurde zuvor darauf geschult, Wärme auszustrahlen und Interesse an ihnen zu zeigen. Seine Fragen folgten jedoch einem festen Skript.
Am Ende benoteten die Teilnehmer:innen die sexuelle Attraktivität des Interviewers. Nach dem Flirt mit dem VR-Hottie bewerteten sie ihn als weniger „hot“ als Teilnehmer:innen, die mit einem neutral agierenden Barkeeper gesprochen hatten.
Im zweiten Experiment wollten die Forscher:innen herausfinden, ob nach dem VR-Flirt auch die Interaktion mit einem attraktiven Fremden sinkt. Dazu arrangierten sie ein „Versehen“ eines potenziellen Flirtpartners, bei dem der oder die Proband:in helfen sollte. Die Hilfe fiel bei Teilnehmer:innen, die vorher einen VR-Flirt hatten, kürzer aus.
Als dritte Anordnung haben die Psycholog:innen beide Partner eingeladen. Im Vorfeld schaute einer ein neutrales Video, der andere flirtete mit dem VR-Barkeeper. Dann wurden sie zusammengeführt, um über befriedigende und frustrierende Aspekte ihres Sexuallebens zu sprechen.
Am Ende bewerteten sie, inwieweit sie sexuelles Verlangen nach ihrem Partner und gegenüber anderen Menschen empfinden. Hier zeigte sich: Wer zuvor mit dem Barkeeper geflirtet hatte, gab ein höheres Verlangen nach dem eigenen Partner und ein niedrigeres gegenüber anderen an.
Birnbaum sagt in der Pressemitteilung der Fakultät: „Die Ergebnisse der drei Studien zeigen, dass es möglich ist, Menschen zu impfen und sie widerstandsfähiger gegen Bedrohungen ihrer romantischen Beziehung zu machen.“ Es sei die weltweit erste Studie, die zeige, wie VR die Beziehungen in der realen Welt verbessern könne.
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