Die Bertelsmann-Stiftung hatte in der vergangenen Woche im Rahmen einer Studie einen sich verschärfenden Mangel an Fachkräften in Deutschland ermittelt. Demnach gaben zwei Drittel der befragten Entscheider:innen in Unternehmen an, dass sie zur Zeit Schwierigkeiten hätten, Fachkräfte zu finden. Was für die Firmen ein Problem ist, dürfte Bewerber:innen freuen. Die Auswahl an offenen Stellen ist derzeit groß – und das sorgt dafür, dass die Konkurrenz um eine Stelle in einigen Bereichen niedriger ist als üblich.
40 Prozent mehr offene Stellen als vor Corona
Dem Jobportal Indeed zufolge liegt die Zahl an offenen Stellen derzeit um 40 Prozent über dem Niveau vor der Pandemie. Für das Handelsblatt hat Indeed Stellenprofile analysiert, die ein Jahresgehalt von mindestens 70.000 Euro haben. Dabei wurde besonderen Wert darauf gelegt, dass diese Stellenanzeigen auf der Plattform deutlich weniger Resonanz erhielten als der Durchschnitt. Entscheidend für die Auswahl waren die Klickzahlen auf die Online-Stellenanzeigen.
Ganz vorn mit dabei in dem entstandenen Ranking aus gut bezahlten, aber vergleichsweise weniger nachgefragten Stellen sind eine ganze Reihe von Tech- und IT-Jobs. So können Java-Softwareentwickler:innen und Cloud-Architekt:innen mit Gehältern von bis zu 85.000 Euro rechnen. Das Interesse der Bewerber:innen liegt dabei um bis zu 90 Prozent unter dem Durchschnitt. Ein rund sechsstelliges Gehalt und zugleich vergleichsweise geringes Interesse können laut der Analyse zudem etwa Key-Account-Manager:innen und IT-Projektmanager:innen erwarten.
Coronakrise befeuert Suche nach IT-Expert:innen
Die positive Situation für Jobsuchende im Tech-Bereich hängt laut Annina Hering, Arbeitsmarktexpertin beim Indeed Hiring Lab, insbesondere mit der Corona-Pandemie zusammen. In dieser Zeit sei die „Bedeutung und Zukunftsfähigkeit von digitalen Geschäftsmodellen deutlich untermauert“ worden. „So ist es wenig überraschend, dass Jobsuchende mit einschlägigen IT-Qualifikationen im Vergleich am wenigsten Wettbewerb um neue Stellen fürchten müssen“, zitiert das Handelsblatt Hering.
Es geht allerdings auch andersherum. Data-Scientists etwa können mit einem Median-Gehalt von 75.000 bis 80.000 Euro rechnen. Das Interesse an entsprechenden Stellenanzeigen liegt Indeed zufolge aber 91 Prozent über dem Durchschnitt.