In Deutschland steht Temu wegen seiner Geschäftspraktiken in der Kritik. Das tut der Beliebtheit der chinesischen Shopping-Plattform mit ihrer Billigware aber keinen Abbruch – wie sich auch an den Geschäftszahlen zeigt.
Kräftige Zuwächse bei Gewinn und Umsatz
Im abgelaufenen zweiten Quartal hat Temu-Mutterkonzern PDD Holding den Nettogewinn um 144 Prozent auf 32 Milliarden Yuan gesteigert. Das entspricht rund vier Milliarden Euro. Der Umsatz klettert gegenüber dem Vorjahresquartal um 98 Prozent auf 97,1 Milliarden Yuan.
Klingt erst einmal nach einem starken Quartal. War aber offenbar nicht genug, um die Börsianer:innen zu überzeugen. Denn die hatten sich vor allem in puncto Umsatz etwas mehr erwartet.
Temu: Vorsichtiger Ausblick
Die Wall-Street-Erwartungen lagen laut von Factsheet befragten Analyst:innen im Schnitt bei einem Umsatz von 99,98 Milliarden Yuan, wie CNBC schreibt. Außerdem dürfte sich die Konzernführung zu vorsichtig bezüglich der künftigen Entwicklung der E-Commerce-Plattform geäußert haben.
Demnach könnte es zu kurzfristigen Gewinneinbußen kommen, nicht zuletzt weil der Konzern weiter in den Ausbau der Plattform investieren will. Auch auf einen zunehmenden Wettbewerbsdruck wies Konzernchef Lei Chen bei der Bekanntgabe der Quartalszahlen hin. Offenbar zu viel für die Aktionär:innen.
Beispielloser Aktiencrash
Die Kombination aus verfehlten Erwartungen und vorsichtigem Ausblick führte dazu, dass PDD Holdings einen beispiellosen Aktiencrash hinnehmen musste. Die Aktie der Temu-Mutter gab an der Tech-Börse Nasdaq um fast 30 Prozent nach.
Das war der größte Kurseinbruch an einem Tag, seit dem Börsenstart im Jahr 2018. Insgesamt wurde dadurch innerhalb weniger Stunden ein Wert von rund 55 Milliarden US-Dollar vernichtet, wie focus.de ausgerechnet hat.
Analyst: Übertriebene Korrektur
Der Analyst Shaun Rein, Gründer der China Market Research Group, sieht in diesem Kurseinbruch derweil eine etwas zu heftig ausgefallene Korrektur. Die Panik der Börsianer:innen findet Rein „übertrieben“. Jetzt biete sich dafür eine gute Einstiegsmöglichkeit, so der Analyst.
Schließlich zeige der Konzern weiterhin hohe Wachstumsraten. Trotz der enttäuschten Erwartungen der Aktionär:innen stünden unter dem Strich „Milliarden von Dollar an Umsatz“, so Rein.
E-Commerce-Sektor schwächelt
Nicht ganz so optimistisch äußerte sich derweil Ben Harburg, Portfolio-Manager bei der Investmentfirma Corevalues Alpha, gegenüber CNBC. Harburg zufolge sei der chinesische E-Commerce-Sektor mittlerweile gesättigt. Zudem schwächele der Markt. Auch die Konkurrenten JD.com und Alibaba hätten mit enttäuschenden Quartalsergebnissen aufgewartet.