Token Deep Dive: Warum die Lebensmittelindustrie auf den NFT-Geschmack gekommen ist
Nachvollziehbare Lieferketten
Die Industrie hat das erkannt, erarbeitet Standards und Qualitätsversprechen, um den gewachsenen Bedürfnissen gerecht zu werden. Doch Lebensmittelwarnungen bleiben präsent. Allein im April gingen 22 Warnungen auf der Seite lebensmittelwarnung.de ein, ein Portal des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.
Insektizide, Keime oder Salmonellen sind große Herausforderungen für Produzenten, Zulieferer und Händler. Um ihren Kund:innen qualitative Produkte zu gewährleisten, müssen sie Lieferketten präzise nachvollziehen können. Hier kommen NFT ins Spiel.
Informationen auf der Blockchain: Vom Hersteller bis zur Lager-Temperatur
Keiner der Beteiligten will in einem Fall wie dem Ferrero-Case verantwortlich sein, doch ausschließen lässt er sich wohl kaum. Die Blockchain-Technologie kann eine unfälschbare Datenkette vom Hersteller bis hin zum Verkäufer speichern. Das sichert Glaubwürdigkeit, denn diese Informationen sind nicht nachträglich veränderbar.
Software-Unternehmen wie SAP, Microsoft oder IBM setzen bereits Blockchain-Projekte um. So kooperiert IBM mit der französischen Lebensmittelkette Carrefour bereits seit 2019 und etablierte auf Basis einer eigens entwickelten Blockchain eine Lösung zur Nachvollziehbarkeit der Waren, während Ernst & Young mit der italienischen Biermarke Birra Peroni Bier-Chargen als NFT auf der Ethereum-Blockchain speichert.
Abhängig vom Lösungsanbieter und den Anwendungsszenarien kommen unterschiedliche Blockchains zum Einsatz, die jedoch immer demselben Muster zur Datenerfassung folgen: Die Auftraggeber legen fest, wie Lieferanten die Daten erfassen. Sei es das Ausfüllen eines digitalen Formulars, eine Excel-Datei, IoT-Sensoren oder andere Software-Schnittstellen, die zum Beispiel den Wareneingang registrieren. Diese Daten werden auf einer Blockchain festgeschrieben und in das Enterprise-Resource-Planning-System des Händlers gespeist.
Die Token repräsentieren hier eine einzelne Waren oder ganze Chargen und enthalten Informationen zu Hersteller, Herstellungsort, Transporttage und bei verderblichen Gütern auch Angaben zur Lagertemperatur. Für Händler:innen und Konsument:innen ergibt sich eine nie dagewesene Transparenz: Ist mein Bio-Rind tatsächlich „Bio“?
Sam’s Club, eine Einzelhandelsmarke der Walmart-Gruppe, ist hier Pionier und hat ein derartiges Konzept in China mit der Lösung Toolchain von der Blockchain-Firma Vechain umgesetzt. Die angebotenen Hähnchen-Packungen in Sam’s-Club-Filialen sind mit QR-Codes versehen – der den sogenannten „Proof of Origin“ enthält, also Informationen zur Herkunft des Produktes sowie der Lieferkette. Käufer:innen scannen den QR-Code und können die Daten zu ihrer Hähnchen-Packung einsehen.
Die Blockchain-Technologie schafft für alle Beteiligten einer Lieferkette das notwendige Vertrauen, da sie von jedem jederzeit einsehbar und nicht veränderbar ist. Davon profitieren alle Beteiligten, vom Bauernhof bis zur Ladentheke.
Unzuverlässige Daten und Lösungen ohne Blockchain
Jedoch löst die Blockchain-Technologie nicht alle Herausforderungen. Zwar sind die Daten auf der Blockchain unveränderbar und für alle einsehbar, aber was ist, wenn diese Daten falsch sind? Letztendlich verlässt sich das gesamte Netzwerk darauf, dass die Schnittstellen wie Temperatursensoren und Eingabegeräte verlässliche Daten einspeisen. Sie sind die Single Source of Truth und deshalb anfällig – das sogenannte Oracle-Problem. In anderen Bereichen wird dieses Problem zum Beispiel durch geeichte Strom- und Wasserzähler gelöst – hier anwendbar für die Sensoren, jedoch nicht für manuelle Eingaben.
Schließlich lösen Blockchains nicht alle Probleme, dennoch sind Produzenten, Zulieferer und Händler auf den Geschmack von dieser Technologie und nachvollziehbaren Lieferketten gekommen und leisten maßgebliche Pionierarbeit.
Bisher erschienen bereits drei Episoden der Token-Deep-Dive-Kolumne zur Creator-Economy, NFT in der Musikbranche und im Veranstaltungsbereich.