Toxoplasma gondii gilt als einer der erfolgreichsten Parasiten der Welt. Der Toxoplasmose-Erreger kann fast alle Säugetiere, auch den Menschen, infizieren. Klassische Zwischenwirte sind Nagetiere, der Haupt- oder Endwirt sind aber Katzen, in deren Darm der Parasit sich vermehrt.
Erfolgreich macht ihn unter anderem, dass eine Infektion meist harmlos verläuft. Lediglich Schwangere und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem müssen sich besonders vorsehen.
Anders als oft gedacht, verbreitet sich Toxoplasma gondii hauptsächlich über nicht durchgegartes Fleisch und ungewaschenes Gemüse, weniger über Katzenkot.
Toxoplasma gondii verändert das Verhalten
In vielen Studien haben Wissenschaftler:innen nachgewiesen, dass Toxoplasma gondii für Veränderungen des Verhaltens und der Psyche verantwortlich ist. So verlieren infizierte Mäuse ihre angeborene Furcht vor Katzen. Aber auch auf das menschliche Verhalten hat der Parasit Auswirkungen.
Eine Studie aus dem Jahr 2018 etwa hat ergeben, dass Student:innen mit einer Toxoplasmose-Infektion 1,4 Mal eher Wirtschaft studieren als Nichtinfizierte. Sie wählten zudem 1,7 Mal so wahrscheinlich einen Kurs mit dem Schwerpunkt auf Management und Unternehmertum.
Toxoplasmose-Infizierte gründen eher
Noch interessanter: Dass Toxoplasmose-Infizierte ein Unternehmen gründeten, war bei jenen, die ohnehin an Veranstaltungen mit unternehmerischem Schwerpunkt teilnahmen, noch einmal 1,8 Mal so wahrscheinlich.
Ein Schwachpunkt der Studie war allerdings, dass sich die Zahl der untersuchten Personen auf nur rund 1.500 belief. Bei der Frage nach Unternehmensgründungen waren es sogar nur 200. Die Studie, über die in der aktuellen Ausgabe der Harvard Business Review berichtet wird, kann da auf eine größere Basis zurückgreifen.
Denn die Forscher:innen um Daniel Lerner, Professor für Unternehmertum an der Madrider IE Business School, hatten Zugriff auf die medizinischen und beruflichen Daten von über 74.000 dänischen Frauen. Von ihnen waren rund 7.000 mit Toxoplasma gondii infiziert.
Toxoplasmose-Tests: Viele Daten von Frauen
Als Glücksfall für die Forschung stellte sich dabei heraus, dass in manchen Ländern, wie eben Dänemark, Schwangere großflächig auf Toxoplasmose getestet werden, weil die akute Infektion schwere Geburtsschäden hervorrufen kann. Nachteil: Die Daten umfassen nur Frauen.
Für Lerner aber kein großes Problem. Seiner Meinung nach hätten frühere Studien über eine Toxoplasmose-Infektion und einen höheren Unternehmergeist ähnliche Ergebnisse gezeigt. Daher gehe er auch in diesem Fall von vergleichbaren Ergebnissen aus, so Lerner. Der Effekt könne aber ein anderes Ausmaß haben.
Mit Parasit gründet man eher ein Startup
Wie sieht jetzt aber der Zusammenhang zwischen Infektion und Unternehmensgründung in der aktuellen Studie aus? Grob zusammengefasst war es um 29 Prozent wahrscheinlicher, dass eine Frau mit Toxoplasma gondii im Körper ein Unternehmen gründet.
Darüber hinaus war es um 27 Prozent wahrscheinlicher, dass Toxoplasma-gondii-Infizierte gleich mehrere Unternehmen gründen. Mehr als doppelt so wahrscheinlich war es laut Studie, dass die betroffenen Frauen ihre Unternehmen alleine gründeten.
Darüber hinaus, so Lerner, erzielten die infizierten Gründerinnen im Mittel um acht Prozent höhere Gewinne. Aber, so warnt Lerner, die Ergebnisse fielen im Einzelfall sehr unterschiedlich aus. Es habe sowohl beeindruckende Erfolgsgeschichten als auch große Reinfälle gegeben.
Nachteil: Weniger Durchhaltevermögen
Die infizierten Frauen zeigten laut Lerner insgesamt weniger Durchhaltevermögen und waren öfter Einzelgängerinnen. Dabei gelten eigentlich gerade das Durchhaltevermögen und die Fähigkeit, Investor:innen und Mitgründer:innen ins Unternehmen zu holen, als Merkmale für den Erfolg junger Gründer:innen.
Wichtig ist Lerner übrigens, dass er nicht empfehlen würde, sich – wegen des Wunsches, Unternehmer:in zu werden – absichtlich mit dem Parasiten zu infizieren.