Ein unbedachter Retweet, peinliche Rechtschreibfehler oder geänderte Meinungen: Wie viele andere Social-Media-Plattformen bietet auch Twitter die Möglichkeit, Postings und Retweets aus der eigenen Timeline zu löschen.
Ein Bug sorgt aktuell allerdings dafür, dass in den Timelines einiger User Beiträge wieder auftauchen, die dort eigentlich nicht mehr zu sehen sein sollten.
Twitter stellt alte Beiträge wieder her: Ursache ungeklärt
Schon in der vergangenen Woche hatte der Open-Source-Entwickler Dick Morell via Mastodon auf den Bug aufmerksam gemacht: Von insgesamt 38.000 Tweets und Retweets, die er im November allesamt von seinem Profil gelöscht hatte, habe Twitter – sehr zu Morells Ärger – ganze 34.000 wiederhergestellt.
Unter seinem Tweet sammeln sich zahlreiche User, die von ähnlichen Erfahrungen berichten. Welche Beiträge Twitter dabei aus der Versenkung holt, scheint keinem Muster zu folgen, die Tweets sind teilweise mehrere Jahre alt.
Bei The-Verge-Journalist James Vincent waren es zwar keine 34.000, doch auch bei ihm sind eigentlich entsorgte Altlasten wiederauferstanden: „Twitter hat eine Handvoll meiner alten Retweets wiederhergestellt; Interaktionen, von denen ich weiß, dass ich sie aus meinem Profil gelöscht habe.“
Unklar ist bislang, wie viele User tatsächlich von den wieder auftauchenden Tweets betroffen sind – und wo die Ursache des Ganzen liegt. Geht es nach Morell, könnte Twitter sogenannte Cold-Storage-Daten reaktiviert haben, also Daten, die selten benötigt werden. Andere vermuten, dass beim Umzug alter Twitter-Server etwas schiefgegangen ist.
Twitters Reaktion auf Presseanfragen: Ein Kackhaufen-Emoji
Mal mehr, mal weniger pikant sorgen die wieder aufgetauchten Tweets und Retweets ein weiteres Mal für Kritik am Social-Media-Unternehmen.
Entwickler Dick Morell kommentiert die Vorfälle folgendermaßen: „Das zeigt, dass Twitter den Datenschutz weltweit überhaupt nicht im Griff hat. Es [das Unternehmen] verstößt auf globaler Ebene gegen die DSGVO, ohne sich zu verteidigen.“
Und Journalist James Vincent fasst das Ganze als eine „weitere Demonstration der bröckelnden Infrastruktur von Twitter und der Unfähigkeit, selbst die grundlegenden Funktionen zu erfüllen, die es seinen Nutzern verspricht“, zusammen. Auf seine Presseanfrage an Twitter habe er lediglich ein Kackhaufen-Emoji als Antwort bekommen – eine Erfahrung die auch andere Journalistinnen und Journalisten bereits machen mussten.