Insgesamt 276 Überstunden will eine Buchhalterin aus Mecklenburg-Vorpommern geleistet haben – dafür wollte sie nach ihrer Kündigung im Mai 2018 entlohnt werden und klagte gegen den Arbeitgeber. Die Summe: 3.353 Euro. Das Landesarbeitsgericht Rostock wies die Klage jedoch ab. Die Angestellte konnte ihre Mehrarbeit nicht zweifelsfrei nachweisen. „Die von der Klägerin vorgelegten Computerausdrucke beruhen ausschließlich auf ihren eigenen Angaben, in welcher Art und Weise auch immer sie diese erfasst hat“, heißt es in dem Urteil der Richter. Die Buchhalterin habe ihre Arbeitszeit in dem Überstundenkonto ihres Arbeitgebers erfasst. Jedoch hätte sie als Administratorin auch rückwirkend Eintragungen vornehmen können.
Da die Buchhalterin nicht nachweisen konnte, dass der Arbeitgeber die Überstunden angewiesen oder zumindest wissentlich in Kauf genommen hatte, scheiterte sie im November 2019 mit ihrer Forderung. Der Arbeitgeber hat die Aufzeichnungen der Frau nämlich bestritten. „Selbst wenn die Klägerin zu den behaupteten Zeiten im Betrieb anwesend war, so folgt daraus noch nicht, dass Überstunden notwendig waren, um die geschuldeten Arbeiten in der zur Verfügung stehenden Zeit erledigen zu können“, heißt es in dem Urteil weiter.
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Überstunden: Auf Nummer sicher gehen
„Eine Bestätigung der Anordnung von Überstunden und des genauen Leistungszeitraums ist nicht zwingend bereits im Vorfeld nötig“, erklärt Dr. Karina Bischoff, Associate bei der Kanzlei für Arbeitsrecht Bird & Bird gegenüber t3n. „Sofern es Zeiterfassungssysteme im Unternehmen gibt, kann hierdurch die Erfassung des genauen Zeitraums der geleisteten Überstunden bereits abgedeckt sein, was jedoch die Frage der Anordnung von Überstunden oder zumindest der wissentlichen Duldung durch den Arbeitgeber noch offen lässt.“
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich laut Bischoff beispielsweise regelmäßig Stundenzettel über geleistete Überstunden im Nachgang abzeichnen lassen, aus denen sich das genaue Datum und der präzise Zeitraum der geleisteten Überstunden ergeben muss sowie die Person, die diese Überstunden konkret angeordnet hat. Dies wäre auch per E-Mail denkbar, wobei dem handschriftlich unterzeichneten Stundenzettel im Falle einer gerichtlichen Auseinandersetzung der höhere Beweiswert zukäme, so Bischoff.
Überstunden im Homeoffice dokumentieren
Gerade im Homeoffice komme es jedoch in der Praxis besonders oft zu Problemen, weiß die Rechtsexperten. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben besonders häufig. An der Praxis ändert das jedoch wenig: Wer Überstunden nachweisen möchte, muss entsprechend handeln: „Kommt es zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Vergütung der vom Arbeitnehmer geleisteten Überstunden im Homeoffice, so muss der Arbeitnehmer, wie auch beim Ableisten von Überstunden im Betrieb, im Einzelfall darlegen und beweisen, an welchen Tagen und zu welchen Tageszeiten er über die übliche Arbeitszeit hinaus gearbeitet hat sowie dass die Überstunden vom Arbeitgeber angeordnet, gebilligt beziehungsweise geduldet wurden oder zumindest zur Erledigung der geschuldeten Arbeit notwendig gewesen sind“, erklärt Karina Bischoff.
Auch hier gibt die Expertin zu verstehen, dass ein handschriftlich unterzeichnetes Dokument einen weitaus höheren Beweiswert mit sich bringt als ein elektronisch unterzeichneter Beweis.
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893 Millionen Überstunden unbezahlt
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland haben 2021 insgesamt rund 818 Millionen bezahlte und in etwa 893 Millionen unbezahlte Überstunden geleistet. Die Zahlen gehen auf eine Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit zurück, die Statista regelmäßig veröffentlicht. Die Zahl der bezahlten und unbezahlten Überstunden ist der Auswertung zufolge im Vergleich zum Vorjahr 2020 wieder leicht gestiegen.
Warum stimmen die Zahlen nicht überein? Zitat:
490 Millionen Überstunden unbezahlt
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und in Deutschland haben 2020 insgesamt rund 947 Millionen unbezahlte Überstunden geleistet.
Bei uns in der Firma kommt man jetzt auch auf den Trichter, dass die Flexibilität in Sachen Arbeitszeit im Homeoffice wichtig ist. Als die Diskussion los ging, wie man jetzt die Überstunden und Pausen etc. aufschreibt haben haben wir seit Herbst ZMI im Einsatz und ich muss sagen, es ist ein gute Gefühl, dass Stunden nicht verloren gehen, sehe das alles in der App. Dieser Raubbau auf Kosten der Mitarbeiter wird sowieso aufhören (müssen)
Deutschland 2021: Rechtsicher dokumentierte Überstunden handschriftlich unterschreiben und bestätigen lassen, dass das überhaupt nötig war.
Ich weiß nicht ob die Überstunden signifikant im HO gestiegen sind, aber bei uns im Unternehmen haben sie zur zweiten Welle die Möglichkeit für Überstunden im HO genommen. Standard sind 8 h, wer weniger arbeitet muss das melden. Wer mehr arbeitet hat einfach Pech gehabt. Wenn sie es so haben wollen.. Die meisten dokumentieren in Excel oder schreiben es auf einen Zettel. Ich nutze ein eigenes Tool.
Wenn die Stunden Dokumentiert sind zum Beispiel in Jira, und die wöchentliche Liste dazu jeden Montag an den Chef geht ? Ist das das ordentlich Protokolliert oder sind das auch zeichnungspflichtige Stunden / Abrechnungen ? Bei uns basiert alles auf einer Todo Liste in dieser Software..