Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat uns fest im Griff: Durch die gestoppten Gaslieferungen aus Russland als Antwort Wladimir Putins auf westliche Sanktionen muss die Bundesregierung handeln, um Deutschland ohne Gasrationierung durch den kalten Winter zu bekommen. Dafür brauche es Einsparungen von rund 20 Prozent gegenüber der Vorkrisenzeit.
Im September hat das Bundeskabinett dafür eine Energiesparverordnung ausgearbeitet und auf den Weg gebracht. Darin steht unter anderem, dass öffentliche Gebäude ab Oktober bis auf wenige Ausnahmen nur noch bis maximal 19 Grad beheizt werden dürfen. Bisher lag die empfohlene Mindesttemperatur für Bürogebäude generell bei immerhin 20 Grad.
Für private Arbeitgebende gilt die Verordnung zwar nicht zwingend, jedoch werde durch sie ermöglicht, dass auch Unternehmen weniger heizen dürfen, um so dem Beispiel der öffentlichen Hand rechtssicher zu folgen. Sie könne eine Vorlage für Selbstverpflichtungen von Betrieben und betrieblichen Vereinbarungen zur Energieeinsparung sein, heißt es von Kabinettsseite.
19 Grad Raumtemperatur birgt gesundheitliche Risiken
Dass eine Höchsttemperatur von 19 Grad am Arbeitsplatz nicht für jede körperlich leichte Arbeit geeignet sei, haben Betriebsärzte jetzt angemahnt. Vor allem für Tätigkeiten, bei denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zwischendurch aufstehen und sich bewegen können, sei die Temperatur häufig nicht ausreichend, um gesundheitliche Risiken zu minimieren.
Der Präsident des Verbands Deutscher Betriebs- und Werkärzte, Wolfgang Panter, gab der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zu verstehen, dass es eine Reihe solcher Jobs gäbe und spricht unter anderem die Arbeit am Computer an. „Bewegung ist ein Wärmeproduzent“, so Panter. Wer am Schreibtisch arbeitet, bewegt sich zu wenig, um den Körper warm zu halten.
Unternehmen sollten Arbeitsplätze so gestalten, dass Beschäftigte die Möglichkeit hätten, sich während der Arbeit etwas zu bewegen, erklärt der Mediziner der dpa. Wichtig sei auch, die sogenannte Fußkälte zu verringern, indem in den Büros dämmende Auslegware über kalte Böden gelegt wird. Beschäftigte sollten zudem auf angemessene Kleidung achten.
Reduzierung beheizter Büroflächen sinnvoller
Mit Hinblick auf die Energiesparmaßnahmen greifen Unternehmen aber auch auf deutlich nachhaltigere Methoden zurück: Die Otto Group hat jetzt beispielsweise angekündigt, einige Büroflächen künftig ganz zu schließen. Die Temperaturen in diesen Räumen werden auf 15 Grad, teilweise sogar auf sechs Grad, beheizt. Das gelte für Gebäude mit ohnehin geringer Auslastung.
Mitarbeitende der runtergekühlten Büroflächen dürfen laut der Otto Group ins Homeoffice ziehen oder in die Räume anderer Abteilungen wechseln. Dort bleibe die Temperatur bei den üblichen 20 Grad Mindesttemperatur. Ziel sei es, trotz der Maßnahmen „den gegenseitigen Austausch, Vernetzung und hybrides Arbeiten zu ermöglichen“, heißt es in einer Pressemitteilung
Das Startup Independesk möchte Unternehmen im Zuge einer „Share your Desk“-Kampagne zudem sensibilisieren, mehr auf Office- und Desksharing zu setzen und so Räume optimal auszunutzen. „Leere Räume zu beheizen, ist ein Skandal, den keiner sieht“, sagt Gründer Karsten Kossatz in einer öffentlichen Mitteilung. Er möchte Aufmerksamkeit für sinnvolle Lösungen schaffen.
Independesk beitreibt eine Desksharing-App. Unternehmende können dort einerseits freie Büroarbeitsplätze einstellen, Berufstätige können sie andererseits bei Bedarf mieten. Speziell für diese Situation bietet das Unternehmen nun preisreduzierte Kontingente an, mit denen sich Mitarbeitende in 1.800 Locations deutschlandweit einbuchen können.
Ganz ehrlich, 19 Grad ist mehr als genug, schwitze schon bei 17 Grad. Man sollte einfach einen dickeren Pulli anziehen oder Zwiebelschicht tragen, sage ich vor allem den Kolleginnen am Arbeitsplatz.
Nur mal so ein Gedankenspiel: Kriegen die Personen, die in’s Home Office verlegt werden und dort heizen sollen, dann Heizkosten von der Firma ersetzt?
Ist doch Blödsinn, dass man die Wohnung hochheizt, um dann dort am Schreibtisch zu hocken und dann selbst auf den Kosten sitzen zu bleiben.