Im ostenglischen Suffolk soll 2023 eine vertikale Farm eröffnen. Jährlich sollen in neun Meter hohen Wachstumstürmen bis zu 415 Tonnen an Blattgemüse und Kräutern angebaut werden. Etwas mehr als 1.000 Kilometer Luftlinie entfernt, im Süden Europas wird ein anderer Ansatz verfolgt.
Rund 40 Meter vor der Mittelmeerküste des in der italienischen Region Ligurien liegenden Dorfes Noli wurden sechs Glaskuppeln bis zu zwölf Meter tief ins Wasser gelassen. Sie sehen aus wie riesige, mit dem Meeresboden verwachsene Quallenkadaver und bilden eigene Biosphären für Blumen, Gemüse und Kräuter. Die Biosphären machen sich einem Euronews-Bericht nach dabei die Umwelteigenschaften des Ozeans zunutze. Dazu gehört neben der Temperaturstabilität und der Absorption von CO2 auch die natürliche Schädlingsbekämpfung.
Das Projekt trägt in Anlehnung an den Lebensraum eines beliebten Pixar-Fischs den Namen „Nemos Garden“ und ist das weltweit erste Unterwassergewächshaus.
Wie funktioniert Nemos Garden?
In jeder der Kuppeln befinden sich etwa 20.000 Liter Luft. Sonnenlicht erreicht durch das Wasser außerhalb der Biosphäre das Innere und erwärmt die Luft auf natürlich Weise. Das Wasser hält dabei die Temperatur innerhalb der Kuppel Tag und Nacht konstant. Auch die Bewässerung regelt sich von selbst. Durch die Verdunstung und Kondensation werden die Pflanzen mit Süßwasser versorgt.
Mehr als 100 verschiedene Pflanzen haben in diesem unterirdischen Garten bereits ihre Wurzeln geschlagen. Dabei werden nicht nur nährstoffreiche Blattsalate, Bohnen und Erdbeeren, sondern auch medizinische Kräuter und Heilpflanzen angebaut. Doch damit nicht genug: Ökotourismus, Fischzucht, Algenzucht, wissenschaftliche Labore und Forschungsstationen für Unterwassertiere sind weitere Anwendungsmöglichkeiten der Biosphären.
Sergio Gamberini, Erfinder des ozeanischen Gartens, sagte gegenüber Modern Farmer, dass das Projekt den Prozentsatz der Erdoberfläche, der für den Anbau von Nutzpflanzen genutzt werden kann, erheblich erhöhe. Insbesondere in Ländern, in denen die Umweltbedingungen den Anbau von Pflanzen erschweren, sei die Verlagerung der Landwirtschaft in den Ozean eine gute Alternative. Da das Konzept sich bereits als effektiv erwiesen hat, stehe einem Export der Technologie nichts mehr im Weg. Erste Projekte in Belgien und rund um die Florida Keys in den USA sind bereits geplant.