
Der Uranus: 13 Ringe und viele Geheimnisse. (Grafik: Nerthuz/Shutterstock)
Ein großer Teil unseres Wissens über Uranus, den siebten Planeten unseres Sonnensystems, stammt von dem nur wenige Stunden dauernden Vorbeiflug der Raumsonde Voyager 2 im Jahr 1986. Demnach, so dachte man bisher, sei die Magnetosphäre des Eisriesen frei von Plasma.
Ungewöhnliche Erkenntnisse zu Uranus
Doch nicht nur das war im Vergleich ungewöhnlich. Laut dem Weltraum-Plasmaphysiker Jamie Jasinski vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa waren zudem die Strahlungsgürtel überraschend intensiv.
Das widerlege die derzeitige Theorie darüber. Strahlungsgürtel sind Bereiche des Magnetfelds von Planeten, die hochenergetische Teilchen einfangen.
Voyager 2 kam zu ungünstigem Zeitpunkt vorbei
Jetzt haben Forscher:innen in den alten Daten eine Erklärung für die ungewöhnlich erscheinende Magnetosphäre des Uranus gefunden. Demnach sei die Voyager 2 just zu einem Zeitpunkt am Uranus vorbeigeflogen, als dieser mit einer außergewöhnlichen Zunahme der Sonnenaktivität konfrontiert wurde.
Dies habe zu einer Schrumpfung der Magnetosphäre geführt, wie Jasinski und sein Team in einer im Fachmagazin Nature Astronomy veröffentlichten Studie ausführen. Solche Bedingungen, wie Voyager 2 sie 1986 vorfand, sind demnach äußerst selten.
Sonnenwinde drücken Magnetosphäre zusammen
Jasinski zufolge wurde der Uranus von einem heftigen Plasmastrom der Sonne getroffen. Dadurch wurde die Magnetosphäre auf ein Fünftel ihres Volumens zusammengedrückt.
Das würde zum einen die geringere Menge an Plasma erklären, da diese sich dadurch näher am Planeten befunden hätte. Zum anderen erklärt es auch die hohe Intensität der Strahlungsgürtel, da diese mit energiereichen Elektronen der Sonne gefüllt gewesen sein dürften.
Große Überraschung für Forscher
„Wenn wir eine Woche früher angekommen wären, hätten wir ein komplett anderes Bild von Uranus“, so Jasinski. Für die Astrophysikerin und Planetenforscherin Fran Bagenal von der University of Colorado waren die neuen Erkenntnisse eine „große Überraschung“.
Bagenal war am Plasma-Science-Team der Voyager-Mission beteiligt und fragt sich jetzt, warum sie und ihre Mitarbeiter:innen dies nicht gesehen hatten. „Ich habe mich geärgert. Das kam völlig aus heiterem Himmel“, wird die Wissenschaftlerin von der New York Times zitiert.
Ozean auf Uranus-Mond Miranda?
Dass die von Voyager 2 vor fast 40 Jahren gesammelten Daten noch viele weitere Überraschungen bergen könnten, zeigen auch die aktuellen Auswertungen eines weiteren Forschungsteams. Demnach könnte der Uranus-Mond Miranda einen tiefen Ozean aus flüssigem Wasser unter der Oberfläche beherbergt haben – und Überreste davon könnten immer noch existieren.