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Urteil zur Arbeitszeiterfassung: Bürokratie-Irrsinn aus der Steinzeit

Das Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichts ist wie schon das EU-Gesetz zur Arbeitszeiterfassung vor allem eines: schädlich für eine zukunftsgerichtete Art der Arbeit in den Unternehmen.

Von Holger Schellkopf
4 Min. Lesezeit
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Das Bundesarbeitsgericht manifestiert die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung. (Foto: Shutterstock)

Gut gemeint ist häufig das Gegenteil von gut gemacht – manchmal mit verheerenden Folgen. Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts zur Arbeitszeiterfassung ist ein trauriges Beispiel dafür. Allerdings keine Premiere bei diesem Thema. Schon vor einigen Jahren hat ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) bestimmt, dass Arbeitgeber die Arbeitszeiten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter künftig systematisch erfassen müssen.

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Der Gut-Gemeint-Teil liegt auf der Hand. Natürlich gibt es noch Unternehmen, in denen den Menschen viel zu viel abverlangt wird. Auch und gerade, was ihren zeitlichen Einsatz betrifft. Natürlich stimmen immer wieder vereinbarte und tatsächliche Arbeitszeit nicht überein.

Aber glaubt wirklich jemand, dass dies über das Stechuhr-Modell aus Opas Klamottenkiste zu lösen ist? Wo jetzt gegen Vereinbarungen (und gegen Gesetze) verstoßen wird, da geschieht das auch in Zukunft. Daran werden solche Vorschriften nichts ändern. An diesen Stellen muss einfach konsequenter durchgegriffen werden.

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Das Urteil trifft vor allem die Guten

Das Urteil und dessen Konsequenzen trifft aber viel eher die Menschen in den Unternehmen, die nach modernen und für alle Seiten sinnvollen Arten der Zusammenarbeit suchen und diese häufig auch schon gefunden haben. Es trifft die Guten.

Ja, es geht in erster Linie um das Thema Vertrauensarbeitszeit, es geht aber auch um Aspekte wie Mobile Office, es geht um Workation. Es geht um fortschrittliche Arbeitsmodelle, die durch den bürokratischen Irrsinn der Stechuhr mindestens erschwert werden.

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Es ist ja kein Zufall, dass eine Mehrheit der arbeitenden Menschen bei Umfragen mit schöner Regelmäßigkeit die Einführung der peniblen Arbeitszeiterfassung ablehnt. In einem Umfeld von Vertrauen, Verantwortung und Freiheit lässt sich eben viel besser arbeiten als unter dem ständigen Diktat des Zwangs zum Ein- und Auschecken.

Zwang zur Regulierungswut

In Wahrheit bedeutet die Entscheidung nichts anderes als den Zwang, unzählige Dinge zu regulieren und zu kontrollieren, die in der jüngeren Vergangenheit schlichtweg kein Problem waren. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage: Was ist denn dann Arbeitszeit und was nicht? Ist es Arbeitszeit, wenn jemand am Abend auf der Couch einen spannenden Artikel entdeckt und darüber nachdenkt, wie das neu erworbene Wissen dem Team, dem Projekt oder der Firma als Ganzes zugutekommen könnte? Ist es Arbeitszeit, wenn am Vormittag ein Telefonat mit dem Lehrer oder der Lehrerin ansteht, weil es in der Schule was zu regeln gibt? Muss denn ausgecheckt werden, wenn es an der Tür klingelt und ein Paket in Empfang zu nehmen ist?

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Über all diese Dinge mussten sich bisher weder Unternehmen noch Mitarbeiter:innen Gedanken machen, es war schlichtweg kein Problem. Mit der Pflicht zur Arbeitszeiterfassung bedarf es aber für jedes noch so kleine Thema eine Regelung. Das bringt niemandem etwas, außer bürokratischem Aufwand und sinnlos verbrannter Zeit. Über Aspekte wie Workation oder Arbeit in anderen Zeitzonen haben wir da noch gar nicht gesprochen.

Überholtes Verständnis der Arbeitswelt

Das eigentliche Problem liegt aber tiefer. Es liegt in einem überholten Verständnis vom Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitenden. Es liegt auch in der in vielen Berufsfeldern falschen Annahme, Zeit wäre eine wirklich brauchbare Einheit, um Arbeit zu messen oder zu regulieren.

Urteile wie das des Bundesarbeitsgerichts legen das alte Klassenkampf-Modell vom ausbeutendem Unternehmen auf der einen Seite und dem wehrlosen arbeitenden Opfer auf der anderen Seite zugrunde. Nicht ganz zufällig gehören Gewerkschaften zu den stärksten Befürwortern der Zeiterfassung. Ihre Existenzberechtigung basiert in weiten Teilen auf obiger Annahme.

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Noch einmal: Es gibt solche Unternehmen noch immer. Derlei finstere Zustände werden sich aber von einer Stechuhr nicht ändern lassen. Dafür braucht es andere Lösungen.

Viel häufiger ist es jedoch so, dass die Beteiligten einen guten und produktiven Weg des Miteinanders gefunden haben – oder aber gerade dabei sind, einen solchen Weg zu finden. Dazu braucht es Vertrauen, die Stechuhr ist ein Instrument des Misstrauens.

Ein gerne genommener Vorwurf gegen moderne Modelle ist, dass Vertrauensarbeitszeit für die Menschen bedeute: Arbeit ohne Ende, niemals fertig werden, kein Ausgleich für Mehrarbeit. Auch hier werden wesentliche Aspekte übersehen. Zum Beispiel, dass sich der Arbeitsmarkt verändert hat. Hin zu einem Markt, in dem immer häufiger Arbeitnehmer:innen entscheiden können.

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Außerdem ist auch für diese Themen die Stechuhr keine Lösung. Sie schaltet ja den Kopf nicht ab. Stattdessen sind die Unternehmen hier in der Pflicht, mit den Menschen gemeinsam die besten Lösungen zu finden, den Umgang mit solchen Herausforderungen zu trainieren. Die Arbeitszeiterfassung wird viele vorhandene Ansätze im Keim ersticken.

Zu schlechter Letzt manifestiert die aufgebackene Uraltlösung einen Ansatz, dessen Untauglichkeit längst beweisen ist: die Zeit als maßgeblichen Faktor für alle Arten von Arbeit. Es gibt sicher Bereiche, in denen das Modell funktioniert. Stationärer Handel oder industrielle Produktion beispielsweise.

Neue Schwierigkeiten statt Lösungen

Es gibt aber ebenso viele Bereiche, in denen der Faktor Zeit eigentlich eine untergeordnete Rolle spielt. Es geht um das Ergebnis. Es geht auch darum, dass unterschiedliche Menschen unterschiedlich arbeiten wollen. Das alles wird wegignoriert. Es wird getan, als hätte es die Entwicklung der letzten Jahre nicht gegeben.

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Die Arbeitszeiterfassung in dieser Form ist ein Bürokratie-Monster aus der Steinzeit der Arbeitswelt. Sie wird kaum Probleme lösen, aber viele neue Schwierigkeiten schaffen. Danke für nichts.

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Reinhold Wege

Der Artikel sprich mir als Personaler aus dem Herzen.
Wir erleben einen Wandel in der Arbeitswelt, den man durchaus als nächste industrielle Revolution bezeichnen kann.
Wie und wo Arbeit geleistet wird verändert sich immens und auch das Was der Arbeit erfindet immer nue Bereiche und Arten. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind die Stichworte, die hier gestaltet werden müssen. Wie soll das funktionieren mit „Start und Stopp“?
Nun kann man das Urteil nicht dem BAG vorwerfen, immerhin waren es ja Arbeitnehmervertreter, die es als solches quasi erzwungen haben. Dennoch – vorausschauend und praxisnah ist es definitiv nicht – es muss und wird zu Problemen kommen und es muss und wird zu alternativen Lösungen führen.

Antworten
Hans

Hm, ich kenne niemanden der ein Vertrauensarbeitszeit-Vertrag hat, der nicht mehr als die vertraglich vereinbarte Zeit arbeitet. Bislang tendiere ich dazu das nicht als Vertrauensarbeitszeit zu bezeichnen, sondern als Arbeitgeberflatrate …

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Dani3300

War klar dass ein Personaler nichst von Möglichkeiten für Arbeitnehmer wissen möchte, die zum Arbeitsschutz und gegen Ausbäutung beitragen können.

Wir leben immer noch in einer Zeit in der man sich für Lücken im lebenslauf RECHTFERTIGEN muss, in der man in von Mobbingvibes geschwängerten Vorstellungsgesprächen zu Teilzeitbezahlung und Vollzeitengagement genötigt wird während man in einem Beruf in dem Fachkräftemangel herrscht gesagt bekommt 10 Jahre Berufserfahrung seien nicht ausreichend. Grade Firmen und Personaler vergessen dass nicht (nur) der Arbeitnehmer glücklich sein darf über einen Job, sondern auch der Arbeitgeber für die Lebenszeit, die in den letzten Jahren aber nicht annähernd angemessen vergütet wurde. Mal vom mangelnden Respekt von sozialbedingten Auszeiten im Lebenslauf oder eigeninitiativ gemachten Weiterbildungen und Erfahrungen abgesehen.

Und dann kommt da ein Urteil daher, dass den Arbeitgeber dazu zwingt die wirklich gearbeiteten statt die gefühlt gearbeiteten Stunden zu berücksichtigen.

Das Urteil ist schon für Dokumentationszwecke in Rechtsstreits über die Vergütung oder Anwesenheiten maßgeblich gut für Angestellte. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Zudem ist vertrauensarbeitszeit schlecht einschätzbar, grade auch im HomeOffice. Ein loggen der Arbeitsstunden kann so zur Gesundheit beitragen.

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Shag

Bei „Opas Stechuhr“ musste ich aufhören zu lesen.. Als gäbe es keine digitalen, flexiblen Lösungen die mit sämtlichen Arbeitsbedingungen kompatibel sein können. Bei Kundenprojekten tracke ich doch auch jede Minute. Ist es so abwegig, die Arbeitnehmer fair und angemessen zu vergüten?

Was für unfundierte Aussagen..

„Außerdem ist auch für diese Themen die Stechuhr keine Lösung. Sie schaltet ja den Kopf nicht ab.“
Sind wir hier bei der Süddeutschen Zeitung? Dachte das wäre die Digitalzeitschrift t3n. Wenn du Nachts im Bett noch über Lösungen für deinen Job tüftelst, dann drückst du halt in deiner Zeittracking-App kurz auf den Knopf..

„Stattdessen sind die Unternehmen hier in der Pflicht, mit den Menschen gemeinsam die besten Lösungen zu finden, den Umgang mit solchen Herausforderungen zu trainieren.“
Ok, ich glaub „die Unternehmen“ hatten lange genug Zeit hier eine Lösung zu finden. Passiert aber nicht. Es wird halt undankend angenommen, wenn man in der Freizeit kognitiv weiter beim Job ist. Lösungen? Finanzielle Anerkennung? In Einzelfällen vielleicht aber die breite Masse der Arbeitnehmer erhält dafür nichts.

„Hin zu einem Markt, in dem immer häufiger Arbeitnehmer:innen entscheiden können.“
Statistisch gesehen kündigen gerade mal 30 % der Leute wenn sie unzufrieden sind. Natürlich, es steht ja auch eine Menge dahinter. Kosten, Leben, Familie, Rrsiken.. Quite quitting lässt grüßen.

Natürlich ist der Artikel von einer Führungskraft verfasst. Surprise.

Selten hat mich ein t3n Artikel so wütend gemacht, sorry. Würde mir wünschen, dass hier auch die andere Perspektive den gleichen Platz für ein Kommentar erhält.

Antworten
Titus von Unhold

„Aber glaubt wirklich jemand, dass dies über das Stechuhr-Modell aus Opas Klamottenkiste zu lösen ist? Wo jetzt gegen Vereinbarungen (und gegen Gesetze) verstoßen wird, da geschieht das auch in Zukunft. Daran werden solche Vorschriften nichts ändern. An diesen Stellen muss einfach konsequenter durchgegriffen werden.“

Das muss man nicht glauben, dass legen Studien der Nundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin nahe. Und die Ermittlungsergebnisse der Finanzkontrolle Schwarzarbeit auch. Abgesehen davon ist DE laut den Ermahnungen der EU-Kommission das Land mit dem größten Vollzugsdefizit in ganz Europa im Arbeitnehmerschutz.

„Ja, es geht in erster Linie um das Thema Vertrauensarbeitszeit, es geht aber auch um Aspekte wie Mobile Office, es geht um Workation. Es geht um fortschrittliche Arbeitsmodelle, die durch den bürokratischen Irrsinn der Stechuhr mindestens erschwert werden.“

Blödsinn. Nichts wird durch die Stechuhr erschwert. Nur Gesetzesverstöße.

„Über all diese Dinge mussten sich bisher weder Unternehmen noch Mitarbeiter:innen Gedanken machen, es war schlichtweg kein Problem. Mit der Pflicht zur Arbeitszeiterfassung bedarf es aber für jedes noch so kleine Thema eine Regelung.“

Blödsinn. Als Arbeitszeit gilt jede Tätigkeit die betrieblich veranlasst ist, als Pause jede Arbeitsunterbrechung ab 15 Minuten, bzw. für Sonderfälle wie die „Raucherpause“ gilt die entsprechende Rechtsprechung. Es ist alles geklärt, das BAG In Erfurt hat genug Rechtsprechung geschaffen.

„Viel häufiger ist es jedoch so, dass die Beteiligten einen guten und produktiven Weg des Miteinanders gefunden haben – oder aber gerade dabei sind, einen solchen Weg zu finden. Dazu braucht es Vertrauen, die Stechuhr ist ein Instrument des Misstrauens.“

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist Grundlage des Vertrauens.

„Urteile wie das des Bundesarbeitsgerichts legen das alte Klassenkampf-Modell vom ausbeutendem Unternehmen auf der einen Seite und dem wehrlosen arbeitenden Opfer auf der anderen Seite zugrunde.“

Und das ist auch richitg. Denn im Klassismus ist DE nachweislich Spitzenreiter in Europa und der OECD.

„Außerdem ist auch für diese Themen die Stechuhr keine Lösung. Sie schaltet ja den Kopf nicht ab. Stattdessen sind die Unternehmen hier in der Pflicht, mit den Menschen gemeinsam die besten Lösungen zu finden, den Umgang mit solchen Herausforderungen zu trainieren. Die Arbeitszeiterfassung wird viele vorhandene Ansätze im Keim ersticken.“

Daran sieht man dass id eStechuhr wirklich sinnvoll ist. Der deutsche Arbeitsfetisch ist volkswirtschaftlich ein massives Problem und dass die Arbeitgeber ihrer Pflicht zur psychischen Gefährdungsbeurteilung nicht in dem Umfang nachkommen wie es erforderlich ist, verstärkt das Problem. Wer nach Feierabend ncoh an die Arbeit denkt, ist Teil des Problems – und unsolidarisch.

Antworten
Hashimitenfürst

In meinen drei Jahren als Berater gab es kaum was nervigeres als die Arbeitszeiterfassung. da musste ich das natürlich aber machen, weil es für die Rechnungsstellung wichtig war.
Vor Mehrarbeit hat mich das nicht geschützt. Es hat dafür aber für unangenehme Gespräche bei weniger-Arbeit gesorgt. „Wieso hast du denn letze Woche Dienstag nur 7 Stunden gearbeitet“.
Das ist imho der Vorteil bei Vertrauensarbeitszeit – ich weiß, dass ich die ein zwei Stunden irgendwann nachholen werde. Ich weiß nur noch nicht wann. Vielleicht übermorgen oder in zwei Monaten. Who cares. Wenn ich Mal bis halb Neun irgendeinem Bug hinterherjage Fang ich morgen eben später an. Dafür brauche ich keine Arbeitszeiterfassung. Meine Arbeitsleistung hängt eben nicht von der verstrichenen Zeit ab ‍♂️
Mir ist natürlich klar, dass ich damit in einer privilegierten Position bin, aber der Autor hat schon Recht, dass diese Position eher erstrebenswert ist als Mitarbeiterüberwachung.

Antworten
Max

Wovor soll die Stechuhr auch schützen? Wenn ich im Home Office länger arbeite muss um den Erwartungen gerecht zu werden, mein Chef aber keine Überstunden anordnet, dann muss ich pünktlich ausstempeln und trotzdem weiterarbeiten.
Wenn man wirklich exakt stempeln muss, wird das ein aufwändiger Quark. Arbeitsbeginn 8:10 oder 7:55 oder 8:17… Mittagspause… Exaktes Ende… Aufs Arbeithandy um 19 Uhr geschaut? Und wehe es fehlen nachher ein paar Minuten in der Woche oder sind zuviel…

Antworten
Christian

Es ist offensichtlich, dass der Artikel von einer Person verfasst wurde, die zuletzt an Opas Stechuhr stempeln musste. Diese gibt es heute nicht mehr. Ich habe die Möglichkeit, am PC zu stempeln, am Terminal im Büro oder auch am Diensthandy. Unsere Unternehmenskultur lässt zu, dass ich Freitag um 13 Uhr Schluss mache, wenn mein Saldo stimmt. Ich darf mit dem Saldo auch etwas ins Minus gehen.
Ich muss mir keine Gedanken machen, wenn ich einen ganzen Gleittag nehmen möchte. Nach meiner Erfahrung wird diese Möglichkeit durch „VertrauensAZ“ in den seltensten Fällen angeboten.
Bezahlt werde ich – faktisch – nicht für Arbeitsergebnisse, sondern für geleistete Arbeitszeit. So steht es in jedem Arbeitsvertrag. Was spricht dagegen, dies fair zu messen?
Übrigens stemple ich mich nicht ein, wenn ich abends über etwas berufliches nachdenke. Das Argument ist wirklich albern.

Antworten
Stefan

Beim ersten gendern bin ich ausgestiegen. Schade, dass man einen eigentlich interessanten Artikel mit Moral formatieren muss.

Antworten
Jenny

Selten so einen bornierten Artikel gelesen.
Wie wäre es, wenn Sie ab und an aus Ihrem Elfenbeinturm hinabsteigen und nicht berauscht durch Höhenluft die reale Arbeitswelt zur Kenntnis nehmen?! Die hat nämlich so viel mit Workation zu tun wie Ihr Kommentar mit der Realität.
Das man jetzt für Chefredakteure, Berater, Personaler & Co. überraschend sein, aber manchmal hilft es durchaus, den eigenen Tellerrand zu verlassen und sich der Realität zu stellen, in der der Rest der Bevölkerung lebt!
In einer Welt, in der mittlerweile alles und jeder gemessen wird, ist es das Mindeste, die geleistete Arbeitszeit vernünftig festzuhalten.
Vielleicht muss man sich eher Sorgen machen, wenn der Chefredakteur der „digital pioneers“, der sich „digitale Transformation“ auf die Fahnen schreibt, schon an der Digitalisierung von Opas Stechuhr scheitert, um stattdessen gegen banalste Dinge wie Arbeitszeiterfassung rantet.

Ach ja und noch was:
>> Gut gemeint ist häufig das Gegenteil von gut gemacht – manchmal mit verheerenden Folgen.
Legen Sie doch mal den Maßstab beim Gendern Ihres Kommentars an.

Antworten
Heiner Wiegel

Zunächst einmal geht es ja nur darum, die Arbeitszeit zu erfassen. Das ist mit den heutigen Mitteln billig und problemlos möglich. Das diese Zeiten nie ganz genau der tatsächlichen Arbeitszeit entsprechen, war immer klar. Was man dann mit den Ergebnissen anfängt, ist den Betroffenen überlassen. Solange sich niemand beschwert, wird die Erfassung auch keine Folgen haben. Es werden also keine neuen Probleme erzeugt.

Antworten
BjörnB

Gott was war das den für ein Artikel ?
Da sagt jemand das man die Arbeitszeit erfassen muss… und nu ?
Ich habe seit 10 Jahren das Zeit Model „Vertrauensarbeitszeit“, wie oft war das so das ich dank der Vertrauensarbeitszeit 60+ Stunden die Woche gearbeitet habe wenn es hart auf hart kam, musste ja nicht erfasst werden.
Am Ende wenn ich dann gesagt habe ich würd mal gerne weil gerade nix los ist, die 20 Stunden „abfeiern“ hieß es nur… ja ne ist klar wo hast du den die Stunden, wir haben doch gar keine Zeit-Erfassung ….
Also Überstunden geleistet ohne Bezahlung ohne Ausgleich.
Danke.
Seit Corona haben wir nun Home Office und auch eine „Online Zeit-Erfassung“, das Arbeitszeitmodell hat sich nicht geändert, wir haben jetzt nur eine offizielle Erfassung, was nun schon mehrfach dazu geführt hat das ich meine Überstunden auch tatsächlich mal ausgeglichen oder zumindest vergütet bekommen habe.
Für mich hat diese Erfassung nur eins gebracht, fairere Bezahlung.

Antworten
Dieter Petereit

Das ist ein Kommentar. Der spiegelt eine Meinung wider und lädt zur Diskussion ein. Das ist gewollt. Also, gerne mitdiskutieren. Ohne Diskurs geht es nicht.

Antworten
Dieter Petereit

Steht drüber.

Antworten
Heiner Nübel

Der Artikel mag zwar für Bullshit Jobs gelten also Jobs die Sesselpupser erledigen, aber bei richtiger Arbeit wird so viel beschissen, gerade auf dem Bau, im Krankenhaus, in Altenheimen oder im Handwerk.
Hunderte Überstunden werden da nicht dokumentiert.

Antworten
Christoph

Sehr geehrter Herr Nübel,
Vielen Dank für den Kommentar.
Manche Dinge sollten vorher mit dem Friseur besprochen werden…
Meiner sagt jedenfalls dass er das Gesetz gut findet weil die schwarzen Schafe in der Branche jetzt endlich nicht mehr so leicht bescheissen können.
Da werden TZ Verträge geschlossen damit der MA angemeldet ist und alles was über der Zeit ist geht schwarz in die Tasche. Das Modell schlagen die Bewerber so direkt im ersten Interview vor.
Bei Jobs im Bau, Gesundheitswesen, Gastronomie und alle anderen wo der € direkt an die Stunden geknüpft ist genauso. Entweder wird der Staat beschissen oder der Arbeitende.
Leider muss der Staat deshalb eingreifen und die Menschen und sich selbst vor solchen auswüchsen schützen.
Gruß
Christoph

Antworten
Raul F

Was hat das in der Arbeitszeiterfassung erfasste Ende mit dem tatsächlichen Ende der Arbeitszeit zu tun? Manchmal sollte man sich einfach mal aus dem Elfenbeinturm der Theorie in die Untiefen des täglichen (Arbeits)Lebens begeben.

Antworten
Marco

Damit die Reallöhne steigen können, brauchen wir bessere Technologie und schlussendlich eine bessere Produktivität. Wie schon erwähnt: praktisch alles wird erfasst, in der Industrie „4.0“ müssen an jede Maschine zig Sensoren montiert werden, damit noch das letzte Quäntchen Effizienz herausgekitzelt werden kann. Aber eine Zeiterfassung darf es nicht geben? Schlussendlich profitiert in Summe die gesamte Gesellschaft, wenn wir es schaffen, die „Ressource Mensch“ effizienter einzusetzen. Und sei es, dass es mal auffällt, wie viel Zeit mit Bürokratie verschwendet wird, die vielleicht, weil sie „keine richtige Arbeit“ ist, nicht immer korrekt erfasst wird, aber unsere Gesellschaft davon abhält, in dieser Zeit „richtige“ Arbeit zu verrichten. Also Dinge, die mehr Menschlichkeit ermöglichen oder uns weiter auf dem Weg zu mehr Klimaneutralität bringen.

Antworten
Bernd

Ich freue mich so sehr über das Gesetzt. Warum? Es wird endlich gerechter zugehen.
Es fängt schon bei den kleinen Sachen an, Raucher die sich ausstempeln müssen oder Kollegen die eher gehen.

Die Pflege und die IT sagen danke. Dann sieht man endlich schwarz auf weiß, wer wenigstens anwesend (im Falle der Pflege gearbeitet hat).

Die beste Änderung der letzten 14 Jahre.

Antworten
Sascha Kowalski

Meine Meinung:
Ich als gewerblicher Arbeitnehmer (der nicht ansatzweise die Möglichkeit hat, im Homeoffice zu arbeiten) möchte meine Arbeitszeit korrekt abgerechnet wissen.
Für mich ist es seit meiner Ausbildung 1991 selbstverständlich, eine wie auch immer geartete Arbeitszeiterfassung zu nutzen. Auf welcher Grundlage soll ein Arbeitgeber denn bitte meinen Lohn berechnen? Auf Treu und Glauben? Wenn es ums Geld geht, hört die Freundschaft auf.
Ich bevorzuge im Grunde sogar die gute alte Stempelkarte. Eine Kopie am Monatsende, und ich kann im Zweifelsfall meine Anwesenheit nachweisen.

Antworten
Papa ante Pepe

Hi liebe Leser,

ich habe mal projektweise eine Zeiterfassung aufgebaut. Bin also mit allen Einzelheiten von modernen Zeiterfassungssystemen vertraut. Von Aufwand kann nur bei der Installation und Schulung des Personals die Rede sein. Eine Kostenbelastung gibt es gar nicht. Zahlt alles der Bürger. Bitte hierzu mal das Steuerrecht prüfen, bevor widersprochen wird. Fakt ist, das Vertrauensarbeitszeit nur bei den „Highperformern“ also AL und aufwärts in Unternehmen Anwendung findet. Diese sind das Zielpublikum dieses für andere Arbeitnehmer eher weltfremden Artikel des Autors. Vertrauensarbeitszeit ist der momentane Euphemismus für das, was Karriere in den meisten großen Unternehmen, bedeutet. Nämlich, Schneeballsystem oder auch gerne Ponzischeme genannt. Also das übliche: alle zahlen mit ihrer unerfassten Arbeitskraft in einen Pool ein, der dann vom Chef mit tollen Worten gelobt und geleert wird. Stichwort gläserne Decke. Karriere, damit müssen nicht nur Frauen, Migranten, Schwule etc. leben, kann auch bei Top-Leistung ganz schnell vorbei sein. Dann wird man vertröstet, oder spitzer: genötigt doch noch eine Schippe drauf zu legen. Und da man mit dem Chef ja so gut kann, das unnötige Duzen ist hier die Brechstange, mit der Nähe und Vertrauen simuliert wird. Bekommt man so viele Hoffnungsvolle Arbeitsstunden von vielen fleißigen Top-Leistern ohne Gegenleistung, da auf die ausgelobte Stelle dann ein Vertrauensmann (Bundeswehr oder Nazi oder Burschenschaft) / Geliebte des Chefs gehievt wird. Alle Arbeit der letzten drei Jahre umsonst. Da kommen einige Zehntausend Euro pro Angestelltem zusammen. Jährlich. Da kann sich der Chef dann freuen, dass er unter dem Budget geblieben ist und sich eine schöne große Prämie auszahlen. Das gibt es vereinzelt auch, wenigen Top-Leistern auch eine kleine Summe, oder überlebensnotwendig, den 5er BMW mit breite Puschen bekommt. Was wieder der Steuerzahler abzustottern hat.
Übrigens, in den modernen Zeiterfassungssystemen gibt es auch eine Funktion bzw. Möglichkeit für die armen Top-Leister, für die eine Vertrauenszeit vereinbart wurde, eine Ausnahme der Stechuhr Bedienung einzurichten.
Alles gar keine Probleme, die der Autor benennt, wenn man gebildet und oder erfahren genug ist, diese Nebelkerze von einem Artikel zu erkennen. Was hier so ziemlich allen gelang. Bravo Leute.

Das Problem um das es diesem Autor nun wirklich geht ist seine Motive und Absichten zu verschleiern. Das ist allzu offensichtlich. Erzwungen Zeiterfassung wird die Deutsche Wirtschaft Milliarden kosten. Denn allen Arbeitnehmern wird so eine gesetzliche Grundlage geboten zu klagen, sollte es mal ein „schwarzes Schaaf“ in die Grundanständige Welt des Unternehmertums zu schaffen. Also auch für Ausbeuter alles im Lot.

Tipp an den Gewohnheitskapitalisten: bei Neueinstellung nicht gleich mit der Belohnung (Karotte für den Esel) winken. Ich habe ernsthaft bei Einstellung vom Chef die Perspektive der Gesellschafterteilhabe bekommen.
Da war ich etwas erstaunt, da es damals um meine Erstausbildung ging. ROFL.

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