Leben auf der Venus? Gesteinsplanet überrascht Astronomen mit jeder Menge Sauerstoff

Die Venus ist der Erde so ähnlich, dass die beiden gern einmal als Geschwisterplaneten bezeichnet werden. Allerdings bietet die Erde blauen Himmel, Ozeane voller Leben und eine sauerstoffreiche Atmosphäre. Die Venus ist dagegen von einer dichten Wolkendecke aus Kohlendioxid und Stickstoff umgeben. Auf ihr herrschen Temperaturen von bis zu 450 Grad.
Dennoch könnte es einmal Leben auf der Venus gegeben haben – oder noch geben. Hinweise darauf haben Wissenschaftler:innen in den vergangenen Monaten etwa auf dem Planeten gefunden. Dieser hat wohl einmal plattentektonische Verschiebungen aufgewiesen – dadurch könnten chemische Reaktionen ausgelöst worden sein, die der Entwicklung von Leben förderlich gewesen sein könnten. Außerdem soll sich in der Atmosphäre Phospin befinden – ein möglicher, aber umstrittener Hinweis auf Leben in den Wolken der Venus.
Jetzt haben deutsche Forscher:innen eigenen Angaben zufolge erstmals direkt atomaren Sauerstoff in der Venus-Atmosphäre nachgewiesen. Bisher war ein solcher Nachweis nur indirekt möglich. Dabei seien andere Moleküle in Kombination mit photochemischen Modellen gemessen worden, wie es vonseiten des deutschen Sofia-Institut der Universität Stuttgart heißt.
Zudem steht jetzt fest, dass es Sauerstoff auch auf der Tag- und nicht nur auf der Nachtseite gibt. Die Ergebnisse ihrer Auswertung der von der „fliegenden Sternwarte“ Sofia (Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie) gesammelten Daten haben die Forscher:innen im Fachmagazin Nature veröffentlicht.
Demnach entsteht der atomare Sauerstoff in einer Schicht der Venus-Atmosphäre in rund 70 bis 120 Kilometern Höhe durch die UV-Strahlung der Sonne, die Kohlendioxid und -monoxid in Sauerstoff und weitere Elemente zerlegt. Unterhalb und oberhalb dieser Schicht wehen starke Winde, jeweils in unterschiedlichen Richtungen.
Dem Forschungsteam ist es gelungen, eine Karte der Sauerstoffverteilung auf der Venus zu erstellen. „Wir konnten zeigen, dass der Sauerstoff auf der Tagseite der Venus gebildet wird und seine Konzentration mit abnehmender Sonneneinstrahlung ebenfalls abnimmt“, so Heinz-Wilhelm Hübers, Erstautor der Studie. Auf der Nachtseite deute „eine lokale Konzentrationserhöhung auf eine Anreicherung des atomaren Sauerstoffs in Folge von Windströmungen hin“.
Der Sauerstoff kommt den Analysen zufolge vorwiegend in einer Höhenschicht um 100 Kilometer vor. Die Konzentration rund ist zehn Mal geringer als in der Erdatmosphäre. „Die Messung dieser deutlichen Unterschiede zur Erde können zukünftig zu einem besseren Verständnis beitragen, warum sich die Erde und ihr Schwesterplanet Venus so unterschiedlich entwickelt haben“, so Bernhard Schulz von der Universität Stuttgart.
Aber: Die Venus bietet laut Hübers keine lebensfreundliche Umgebung – zumindest nicht für Organismen, wie wir sie von der Erde kennen. Die Forschung stehe noch am Anfang eines Verständnisses der Entwicklung der Venus. Weitere Erkenntnisse könnten die beiden geplanten Missionen der Nasa bringen, die sich – auch auf der Suche nach Zeichen von früherem und jetzigem Leben auf der Venus – innerhalb der kommenden zehn Jahre zu dem Planeten aufmachen sollen.
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