Verdächtig: Blue Origin schweigt über Raketenstart – ungewöhnlich wenig Details bekannt

Die Mission NS-27 markiert den Erstflug des zweiten New-Shepard-Raumschiffs. Wie der Vorgänger soll es Passagiere zwar hoch über die Erde, aber nicht in den Orbit befördern. Der jüngste Test lief allerdings ohne menschliche Begleitung ab.
Blue Origin gibt sich schweigsam
Wie Spacenews berichtet, war Blue Origin, ein Unternehmen des Amazon-Gründers Jeff Bezos, ungewöhnlich zurückhaltend mit Informationen rund um den Start. So sei es etwa üblich, die Flugstatistiken zu veröffentlichen. Das habe Blue Origin nicht getan.
Die seltene Schweigsamkeit könnte damit zusammenhängen, dass die Rakete lediglich eine Höhe erreicht zu haben scheint, die fast drei Kilometer unter der normalerweise erreichten Höhe liegt. Das war dem Livestream des Starts zu entnehmen.
Blue Origin hat inzwischen bestätigt, dass die Raumkapsel eine Gipfelhöhe von 102,35 Kilometern erreichte, während der Vorgänger immerhin 105,25 Kilometer hoch flog. Auch zu dem Umstand, dass eine unter bisherigen Werten liegende Flughöhe erreicht wurde, äußert sich Blue Origin nicht.
Neue Raumkapsel soll stärker und langlebiger sein
Das aktuelle New-Shepard-Modell besteht aus einer Rakete der ersten Stufe namens Booster 5 und einer neuen Crew-Kapsel von Blue Origin. Diese sogenannte RSS Kármán Line absolvierte mit dem jüngsten Test ihren ersten Flug.
Blue Origin verspricht sich von der nach der Kármán-Linie benannten Kapsel eine verbesserte Leistung und Wiederverwendbarkeit gegenüber dem Vorgänger. Die Kármán-Linie ist die allgemein akzeptierte Grenze zum Weltraum und liegt in etwa 100 Kilometern Höhe über dem Meeresspiegel.
Sie ist allerdings keine harte Grenze, sondern lediglich eine Vereinbarung, die nicht von allen Einrichtungen genau bei 100 Kilometern definiert wird. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa etwa definiert die Grenze zum Weltraum bereits bei 80 Kilometern Höhe.
Neue New Shepard letztlich erfolgreich gestartet und gelandet
Die neue New Shepard sollte ursprünglich schon am 7. Oktober starten. Ein technisches Problem erzwang eine Verschiebung. Der verschobene Start musste dann wegen eines GPS-Fehlers abgebrochen werden.
Während des Tests am vergangenen Mittwoch trennte sich der Raketen-Kapsel-Stapel etwa vier Minuten nach dem Start. Danach steuert der Booster selbsttätig zum Startplatz zurück, um dort erfolgreich kontrolliert zu landen. Die Kapsel landete einige Minuten später per Fallschirm an einem offenen Wüstenabschnitt.
An Bord der NS-27-Mission befand sich zudem ein Dutzend Nutzlasten – fünf auf dem Booster und sieben in der Besatzungskapsel. Die Nutzlasten dienten hauptsächlich Forschungszwecken. Darunter befanden sich etwa neue Navigationssysteme für New Shepard und die größere Schwerlastrakete New Glenn. Ebenso waren laut Blue Origin LER-Sensoren (Light Detection and Ranging) an Bord, die bei zukünftigen Mondmissionen eingesetzt werden sollen.