Verhandlungen um Tiktok: Kann Oracle die App vor dem US-Verbot retten?

Nachdem Donald Trump im Wahlkampf 2020 ein Verbot von Tiktok in den USA gefordert hatte, setzt er sich jetzt in seiner zweiten Amtszeit aktiv für den Erhalt der Plattform ein. Wie die gemeinnützige Medienorganisation NPR berichtet, verhandelt die Trump-Regierung derzeit mit Oracle und weiteren Investor:innen über eine mögliche Übernahme der App. Am 19. Januar trat das Tiktok-Verbot in den USA offiziell in Kraft. Da Trump bereits im Vorfeld signalisiert hatte, dem chinesischen Mutterkonzern Bytedance eine Fristverlängerung zu gewähren, blieb die App letztlich nur wenige Stunden offline. Mittlerweile hat Trump per Dekret eine Verlängerung von 75 Tagen unterzeichnet, um Verhandlungen zu ermöglichen.
Besorgnis über chinesischen Einfluss bleibt bestehen
Die geplanten Verhandlungen sehen vor, dass Bytedance eine Minderheitsbeteiligung an Tiktok behält, während die Kontrolle über Algorithmen, Datensammlung und Software-Updates an Oracle übergeht. Zudem soll ein Konsortium aus US-Investor:innen, zu dem auch Microsoft gehören könnte, die Mehrheit an Tiktok übernehmen. Allerdings sind die genauen Bedingungen für einen potenziellen Deal noch nicht endgültig festgelegt. Mit einem geschätzten globalen Unternehmenswert von mindestens 200 Milliarden US-Dollar gestaltet sich die Einigung entsprechend komplex.
Die Sorge, dass chinesische Behörden möglicherweise Zugriff auf Tiktok-Daten erhalten könnten, bleibt ein zentrales Thema. „Das Ziel ist, dass Oracle die Vorgänge bei Tiktok effektiv überwacht und kontrolliert. Bytedance würde nicht komplett verschwinden, aber es würde den chinesischen Einfluss minimieren“, kommentiert eine anonyme NPR-Quelle, die an den Verhandlungen beteiligt ist, aber eigentlich nicht offiziell darüber sprechen darf. „Ein wichtiger Teil ist der Nachweis, dass es keine operative Beziehung zu Bytedance gibt und dass sie keine Kontrolle haben. Es darf keine Hintertüren geben, durch die China potenziell Zugang erlangen kann.“
Oracle: Ein alter Interessent kehrt zurück
Die Überlegung, Oracle in eine Übernahme von Tiktok einzubinden, ist nicht neu. Bereits 2020 zeigte das Unternehmen Interesse an der Plattform, was damals auf Überraschung stieß. Oracle ist traditionell im B2B-Segment tätig, und die Übernahme eines sozialen Netzwerks scheint kaum strategisch sinnvoll. Auch Microsoft war 2020 im Gespräch, die US-Sparte von Tiktok zu übernehmen, galt lange Zeit als Favorit und wurde dennoch kurz vor der Deadline abgelehnt. Stattdessen erhielt Oracle den Zuschlag – allerdings nicht für eine vollständige Übernahme, sondern für das Hosting der Tiktok-Daten in den USA.
Während sich China jahrelang gegen den Verkauf von Tiktok wehrte, scheint die chinesische Regierung nun bereit zu sein, einem Deal nicht im Weg zu stehen. Expert:innen spekulieren, dass Peking den Verkauf möglicherweise als Verhandlungstaktik nutzen könnte, um im Gegenzug Zollerleichterungen von den USA zu erhalten. Unklar bleibt Trumps Aussage, die USA hätten Anspruch auf eine 50-prozentige Beteiligung an Tiktok. Ob er damit eine Teilverstaatlichung anstrebt oder lediglich auf private US-Investor:innen verweist, bleibt offen.
Zukunft von Tiktok weiterhin ungewiss
Trotz der laufenden Verhandlungen bleibt die Zukunft von Tiktok in den USA unklar. Apple und Google haben die App nach ihrer vorübergehenden Deaktivierung nicht in ihre Stores zurückgebracht. Ohne die Unterstützung der beiden Technologiegiganten erhält die App keine Software-Updates und neue Nutzer:innen können die App auch nicht installieren. Während Trumps Durchführungsverordnung es Oracle und anderen IT-Unternehmen zwar erlaubte, den Betrieb von Tiktok wiederherzustellen, bleiben Apple und Google vorsichtig. Der Grund: Solange Tiktok unter der Kontrolle von Bytedance steht, könnte die Unterstützung der Plattform potenziell zu hohen Strafen führen.