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Verkehrswende: Experten fordern mehr Platz für Fahrräder

Das Rad gilt als wichtiges Fortbewegungsmittel für die Verkehrswende. Nach und nach versuchen Städte, ihre Infrastruktur entsprechend anzupassen. Nur wie soll das idealerweise aussehen?

Quelle: dpa
3 Min.
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Fahrrad statt Auto: Pendler, die sich bewegen, leben gesünder. (Foto: Shutterstock)

Mehr Raum für Radfahrer, so lautet seit langem die Forderung vieler Experten mit Blick auf die Sicherheit im Straßenverkehr. „Autos werden künftig Fahrspuren abgeben müssen, um Platz für Radfahrer zu schaffen, deren Wege sonst zu eng und unsicher sind“, sagt etwa der Leiter Unfallforschung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, Siegfried Brockmann. Von Mittwoch an diskutieren Fachleute wie er auf dem Verkehrsgerichtstag in Goslar, wie das genau gehen kann.

Der Autoverkehr beanspruche ein Übermaß an Flächen, sagt auch Jana Kühl. Sie ist Professorin für Radverkehrsmanagement an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften in Salzgitter. Es brauche höhere Standards für Fahrradwege, um den steigenden Radverkehrszahlen sowie den Anforderungen von Lastenrädern oder Pedelecs gerecht zu werden. Unter anderem brauche es überall da, wo es möglich ist, bauliche Trennungen zwischen verschiedenen Verkehrsteilnehmern.

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Positive Beispiele seien niederländische, aber auch einige deutsche Städte wie Bremen, Hannover, Karlsruhe oder Freiburg. Radverkehr sei ein Grundbaustein der Verkehrswende, hin zu mehr Klimaschutz und lebenswerteren Städten, betonte die Wissenschaftlerin.

Pop-up-Radwege nur Teil der Lösung

Unfallforscher Brockmann geht von einer Zunahme des Radverkehrsaufkommens aus. Künftig müssten sich deshalb Autofahrer darauf einstellen, dass Radfahrer und Radfahrerinnen – etwa bei Ampeln an einem wichtigen Radweg – häufiger bevorzugt würden. Um für mehr Sicherheit der Radler zu sorgen, dürfe man sich aber nicht auf bestimmte Rezepte versteifen. So seien etwa die derzeit häufig diskutierten sogenannten Pop-up-Radwege, also farblich und mit Pollern abgetrennte Fahrradspuren, nicht die Lösung aller Probleme. Unfallschwerpunkte wie Kreuzungen, Ausfahrten oder am Straßenrand parkende Autos würden dadurch nicht oder nur teilweise entschärft.

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Diese und andere Themen werden beim Verkehrsgerichtstag, der von Mittwoch an in Goslar stattfindet, diskutiert. Der jährliche Kongress zählt zu den wichtigsten Treffen von Verkehrssicherheitsexperten in Deutschland. In diesem Jahr sprechen die Fachleute aus Justiz, Wissenschaft, Behörden und Verbänden in sieben Arbeitskreisen unter anderem über Cannabis im Straßenverkehr, Radverkehrssicherheit oder Haftungsfragen bei E-Scootern. Der Kongress endet am Freitag mit Empfehlungen an den Gesetzgeber.

Unfallforscher Brockmann fordert unter anderem bessere Sichtachsen in Kreuzungsbereichen. Dazu müssten Parkplätze reduziert und Falschparker bestraft werden. Zudem müssten Kommunen bekannte Unfallschwerpunkte schneller untersuchen und entschärfen. Klar sei aber auch: „Eine absolute Sicherheit kann es nie geben.“

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Zwischen den Jahren 2000 und 2021 ist die Zahl der verunglückten Radfahrer nach Daten des Statistischen Bundesamtes um 15 Prozent gestiegen. Grund sind vor allem Unfälle von Menschen über 65 Jahren. Hier stieg der Wert um 91 Prozent, während er sich bei Menschen unter 15 Jahren um 52 Prozent verringerte.

Technische Assistenzsysteme für Radfahrer?

Der Automobilclub Europa fordert unter anderem einen signifikanten Ausbau von Radschnellwegen und Abstellanlagen für Räder sowie eine dauerhafte Förderung der Instandhaltung. Zudem sollten Gelder für den Ausbau langfristiger zur Verfügung gestellt werden und gleichzeitig flexibler abrufbar sein, damit sie nicht verfallen. Der Deutsche Anwaltverein will mehr Verkehrssicherheit für Radfahrer unter anderem durch technische Assistenzsysteme erreichen. Auch verschärfte Kontrollen von Radlern seien denkbar und eine Kennzeichnung von Fahrrädern nicht ausgeschlossen.

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Und einen weiteren Aspekt gilt es zu berücksichtigen: „Die Diskussion beim Radverkehr ist städtisch geprägt. Die ländlichen Regionen müssen stärker in den Blick genommen werden“, sagte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Ein Mitarbeiter aus seinem Ministerium wird in Goslar an der Debatte zur Radverkehrssicherheit teilnehmen. Er fordert unter anderem ein verlässliches und sicheres Fahrradstreckennetz mit sicheren Querungen. Zuletzt habe der Radverkehrsanteil vor allem in den Städten zugenommen, weil dort besser und stärker gefördert wurde. Auch in ländlichen Regionen gebe es aber nicht zuletzt durch Pedelecs Potenzial für mehr Fahrradverkehr.

Die Bedeutung einer stärkeren Förderung von Radwegen außerhalb der großen Städte unterstreicht auch die Unfallstatistik. „48 Prozent aller Radunfälle finden außerhalb geschlossener Ortschaften statt“, sagt Unfallforscher Brockmann. Der ADAC plädiert deshalb beispielsweise für mehr Radwege entlang von Hauptstraßen und für eine Verbesserung vorhandener Wege abseits der großen Straßen. Professorin Kühl hingegen spricht sich für mehr neugebaute, überregionale Radschnellwege aus. Wege entlang von Land- und Bundesstraßen seien sehr unattraktiv.

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me

Pedelecs sind keine Fahrräder.

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