Mit dem neuen Produkt begeben sich die drei Gründer in die zweite Phase ihres langfristigen Plans, das Stadtleben für Menschen zugänglicher zu machen. Nach dem ersten E-Roller zum erschwinglichen Preis ist der neue fahrbare Untersatz des sechs Jahre alten Startups vollvernetzt und nicht nur für Privatpersonen, sondern Sharing-Plattformen respektive Mobilitätsdienste ausgelegt.
Neuer Unu-Roller: Hard- und Software Hand in Hand entwickelt
Beim neuen E-Roller, der das bisherige Modell ersetzt, hat das Unternehmen nicht nur die Hardware, sondern eine eigene Softwareplattform entwickelt und an den Roller angepasst. Die Software-Layer ist dabei optional: Sie kann bei Bedarf vom Nutzer im Zuge der Inbetriebnahme oder später aktiviert werden, sodass das Gefährt klassisch ohne Datenanbindung genutzt werden kann. Ist die Software jedoch aktiviert, eröffnen sich diverse praktische Funktionen: So lassen sich der Roller per Smartphone-App aufschließen, der Standort auf einer Karte anzeigen oder der Akkustand auslesen. Ebenso sind Funktionen wie Navigation und ein Diebstahlschutz integriert. Letzterer macht den Besitzer in der Smartphone-App darauf aufmerksam, wenn der Roller unerlaubterweise bewegt wird. Diverse Informationen können auf dem am Lenker angebrachten transflektiven Display aufgerufen werden, das auch bei Sonneneinstrahlung gut ablesbar sein soll.
Im Unterschied zum Vorgänger und anderen Rollermodellen ist für das Aufschließen des neuen Unu-Rollers kein Schlüssel mehr erforderlich. Stattdessen wird das Gefährt per NFC-Schlüsselkarte ähnlich wie bei Teslas Model 3 entriegelt. Sofern die Softwarefunktionen aktiviert sind, kann der Scooter auch per Smartphone-App aufgeschlossen werden. Per digitalem Key-Sharing besteht außerdem die Möglichkeit, einen digitalen Rollerschlüssel an Freunde zu verleihen.
Die Software werde stets weiterentwickelt und um neue Funktionen ergänzt. Der Update-Prozess findet dabei Over-the-Air statt. Die Nutzerdaten, die Unu zufolge stark limitiert gesammelt und nur für die jeweiligen Dienste genutzt werden, landen auf den eigenen Servern in Deutschland. Deren Sicherheit wurden nach Aussagen von Unu zufolge durch mehrere Audits attestiert.
Apropos Zukunft: Unu erklärt, dass die private Sharing-Option nur der Start ist. Noch in diesem Jahr will das Unternehmen in den internationalen Sharing-Markt eintreten – jedoch noch nicht in Deutschland.
Unu: Vernetzter E-Roller mit bis zu 4 Kilowatt-Bosch-Motor
Kommen wir zur „Hardware“: Der neue E-Roller ist von Unu entworfen und in Partnerschaft mit Unternehmen wie Bosch und LG in Deutschland entwickelt worden. Bei einigen Elementen wie Rahmen- und Stauraum-Konstruktion unter dem Sitz habe das Unternehmen sich bei Hilfe von der RWTH eingeholt, erklärt Elias Atahi, Mitgründer und CXO von Unu.
Der neue Roller ist etwas größer und wiegt mit 81,5 Kilogramm etwas mehr als das erste Modell, das zuletzt 2017 ein kleines Facelift erhalten hatte. Es passen nun locker zwei Personen auf die Sitzbank. Ferner passen in das Fach unter dem Sitz neben zwei Akkus, die nun gleichzeitig genutzt werden können, zwei Helme oder andere Dinge.
Hinsichtlich der Reichweite schaffe der Roller mit einem Akku um die 50 Kilometer, mit zweien die doppelte Reichweite. Wie beim Vorgänger lassen sich die Energiespeicher einfach herausnehmen und zu Hause oder bei der Arbeit an jeder Steckdose aufladen – die Ladedauer beträgt laut Unu etwa sieben Stunden.
Der Elektromotor stammt wie beim ersten Modell von Bosch und ist im Hinterrad verbaut. Je nach Ausführung und Preisklasse besitzt er zwischen zwei bis vier Kilowatt und schafft eine Höchstgeschwindigkeit von 45 Kilometern pro Stunde. Das beim ersten E-Roller angebotene Ein-Kilowatt-Modell wurde gestrichen. Dafür könnt ihr recht sicher sein, dass schon die kleinste Version eine akzeptable Beschleunigung liefert.
Unu will seine neue Roller-Generation ab September ausliefern. Das kleinste Modell beginnt mit einem Preis von 2.799 Euro respektive einer Ratenzahlung von 69 Euro für die kleinste Ein-Kilowatt-Variante des Unu 1.1. Der E-Roller mit drei Kilowatt koststet 3.299 Euro (79 Euro/Monat) und der stärkste Roller mit vier Kilowatt schlägt mit 3.899 Euro (89 Euro/Monat) zu Buche. Dass die neuen Modelle etwas teurer sind, ist allein schon wegen der Vernetzung – die Roller besitzen eine 4G-SIM-Karte – und dem Mehr an Technik nachzuvollziehen. Jedem gefallen wird es vermutlich nicht, ein Blick auf die Konkurrenz vernetzter E-Roller wie den 2.600 Euro teuren Niu M+ zeigt, dass das Unu-Modell im üblichen preislichen Rahmen liegt.
Vernetzter E-Roller ist Teil 2 der Unu-Reise – Teil 3 wird autonom
Mit dem vernetzten E-Roller mit Sharing-Option hat das Startup erst den zweiten Teil seiner dreiteiligen Firmenstrategie umgesetzt. Das dritte Kapitel umfasst nach Vernetzung autonomes Fahren. Bis es so weit ist – technisch und regulatorisch –, wird es noch eine Weile dauern. Geht es nach Einschätzungen von CXO Elias Atahi, könnte es in etwa sieben Jahren so weit sein, dass in Deutschland die ersten selbstfahrenden Fahrzeuge Fahrgäste durch die Stadt kutschieren könnten. Bis dahin, so Athahi, könnte es noch ein Zwischenprodukt in Form eines Fahrrads mit E-Motor geben. Hierfür gebe es allerdings noch keinen konkreten Zeitplan. Im Augenblick liege der Fokus auf dem neuen E-Roller und einem Sharing-Modell.
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Sehr eigenartige Modellpolitik, dass die Farbauswahl so beschränkt und „grenzenlos“ nur in der teuersten Version ist. Und 4.000 Euro für das teuerste Modell? So wird das nichts mit der eMobilität.
Die dreiteilige Strategie stellt eigentlich einen validen Grund dar, die Produkte des Unternehmens – obwohl sie auf dem Papier und in Animationen/Videos toll aussehen – zu vermeiden: Das Ablaufdatum ist bedingt durch die Strategie bereits eingebaut. Das relativiert auch die ökologische Komponente der Marketingstrategie – denn ein Produkt, welches durch die Firmenstrategie schon vor Marktstart abgekündigt wird, hat ab Kaufdatum eine eher kurze Halbwertszeit. Und das bedeutet eben auch Kurzlebigkeit und dadurch bedingt mehr Müll.
Welche Garantie habe ich als Käufer, dass ich in 2, 5 oder 7 Jahren noch einen passenden Ersatzakku oder passende Gehäuseteile etc. bekomme, falls dies erforderlich wird? Muss ich mich dann am eher überschaubaren Gebrauchtmarkt oder Schrottmarkt orientieren?
Zur ökologischen Komponente gehört immer auch ein Nachhaltigkeitskonzept. Zum Ausbau und zur Skalierung einer Marke *mit* den Kunden eine glaubwürdige und vor allem auch langfristige Strategie und nicht ein bereits in einigen Jahren stattfindender Schwenk auf E-Bikes und danach auf autonome Fahrzeuge !?
Das ist schade, da ich gerne einen solchen Rolle erworben hätte – aber jetzt kommen mir da doch erhebliche Zweifel…