Es geht um zwei supermassereiche schwarze Löcher – echte Giganten, die gemeinsam mehrere hundert Millionen Sonnenmassen haben und sich in einer Galaxie 1,2 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt befinden sollen. Denen sagt ein Forschendenteam um Studienleiter Ning Jiang aus Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei nun voraus, dass sie innerhalb der nächsten 100 bis 300 Tage miteinander verschmelzen werden. Ihre zugehörige Studie haben sie auf dem Wissenschafts-Server Arxiv publiziert. Sie ist noch keinem Peer-Review unterzogen worden.
Forschende sehen binäres schwarzes Loch als erwiesen an
Darin beschreiben die Forschenden ein sogenanntes binäres schwarzes Loch. Dabei handelt es sich um ein System zweier schwarzer Löcher, die sich in einer Umlaufbahn umeinander befinden. Die Identifizierung eines solchen Systems von der Erde aus, erfordert neben guten Daten auch eine Vielzahl an Annahmen, die sich als richtig erweisen müssten.
So hatten die Forschenden in Daten des kalifornischen Teleskops „Zwicky Transient Facility“ (ZTF) einen periodisch leuchtenden aktiven Galaxienkern entdeckt. Für das Team klar – es handelt sich um ein Paar supermassereicher schwarzer Löcher. Als sie dann noch feststellten, dass die Zyklen der Helligkeitsschwankung kürzer wurden und sich innerhalb von drei Jahren von einem Jahr auf einen Monat verringert hatten, war ihr Befund eindeutig.
Um ganz sicherzugehen, nutzten die Forschenden Daten des Swift-Weltraumteleskops der Nasa und konnten so die einmonatige Helligkeitsschwankung bestätigen. Damit legten sie sich auf die Prognose fest, dass die beiden schwarzen Löcher in den nächsten 100 bis 300 Tagen miteinander verschmelzen werden.
Wer sich in der Tiefe für die Theorie hinter der Verschelzung interessiert, sollte sich dieses gut einstündige Video der Sternwarte Sonneberg:
Andere Forschenden halten Ergebnisse für unwahrscheinlich
So weit, so klar. Nicht an der Studie beteiligte Forschende finden den Befund indes zu forsch. Es sei längst nicht klar, ob das Team tatsächlich binäres schwarzes Loch entdeckt habe, denn so nahe gegeneinander kreisende Objekte seien per Teleskop kaum noch auseinanderzuhalten.
Und selbst wenn es so wäre, bliebe fraglich, ob es den Zyklus der Helligkeitsschwankungen korrekt interpretiere. Immerhin könne bestätigt werden, dass die Helligkeitsschwankung vor der Beobachtung nicht vorgekommen war. Das spreche nicht für ein binäres schwarzes Loch.
Die Nasa hat eine Computersimulation der Verschmelzung zweier schwarzer Löcher gepostet:
Run auf wissenschaftliche Ressourcen – für den Fall der Fälle
Wie das Wissenschaftsmagazin Science berichtet, haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit dem Upload der Studie darum bemüht, Ressourcen zu blockieren, um die Ergebnisse der Chinesen überprüfen zu können. Vor allem Teleskop-Zeit sei derzeit sehr begehrt.
Skeptisch oder nicht – anders als in anderen wissenschaftlichen Fragestellungen wird sich in diesem Fall innerhalb überschaubarer Zeit zeigen, ob die Annahmen richtig waren. Eine Vorbereitung für den Fall der Fälle kann keinesfalls schaden.