Anzeige
Anzeige
Ratgeber

Tiktok-Alternative aus China: Warum US-User jetzt massenhaft auf Rednote setzen

Am 19. Januar könnte Tiktok in den USA komplett abschalten. Noch gibt es Hoffnung, dank des Supreme Court und Donald Trump. Im Falle des US-Verbots werden die User jedoch auf andere Plattformen ausweichen. Aus Protest nutzen derzeit viele US-User die Tiktok-Alternative Rednote – aus China. Wir zeigen, was die App kann.

6 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

TikTok vor dem Aus: Warum US-User jetzt auf eine mysteriöse China-App setzen (Foto: Shutterstock)

Noch immer sieht Tiktok in den USA einer unsicheren Zukunft entgegen. Schon am 19. Januar ist der Stichtag für die Abschaltung der App in den Vereinigten Staaten. Als Alternative gibt es nur den Verkauf Tiktoks von ByteDance an ein US-Unternehmen. So sieht es das von US-Präsident Joe Biden schon im Frühjahr 2024 unterzeichnete Gesetz vor. Einen Verkauf verweigert ByteDance vehement, einen Einspruch Tiktoks gegen die Gesetzesvorgaben lehnte ein Berufungsgericht kürzlich bereits ab. Immerhin gibt es für über 150 Millionen User, zahlreiche Unternehmen und Creator doch noch Hoffnung. Am 10. Januar gab es vor dem Supreme Court eine Anhörung mit Argumenten für eine Aussetzung des Banns. Und auch der designierte US-Präsident Donald Trump weckt kurz vor seiner Amtseinführung neue Hoffnungen.

Anzeige
Anzeige

Derweil versuchen sich zahlreiche US-User bereits in Protestaktionen und nutzen eine in den USA und Europa wenig bekannte Alternative: Rednote. Die App, auch Xiaohongshu genannt, hat sich in den US-App-Store-Charts nach oben geschoben – neben einer weiteren Tiktok-Alternative.

Tiktoks letzte Hoffnung und die verzweifelten User

Wenige Tage vor dem möglichen endgültigen Ende von Tiktok in den USA haben verschiedene Parteien vor dem US Supreme Court ihre Gründe dargelegt, warum die App gesperrt oder nicht gesperrt werden soll. Tiktok argumentiert unter anderem, dass ein Verbot die Meinungsfreiheit einschränken und das First Amendment bedrohen würde. Zudem werden die Daten der US-User in den USA durch Oracle verwaltet, von einer Weitergabe an die chinesische Regierung durch ByteDance – wie das US Department of Justice mutmaßt – könne keine Rede sein. Auch sei ein Verkauf kurzfristig kaum umsetzbar und würde nicht das gleiche Produkt bieten, da ByteDance den Algorithmus Tiktoks nicht weitergeben werde.

Anzeige
Anzeige

Verschiedene Creator pochen unterdessen ebenfalls im Rahmen des First Amendments auf ihr Recht zur freien Meinungsäußerung und die freie Wahl von Publishern. Zudem gebe es schlichtweg, trotz vieler Kopierversuche, keine adäquate Alternative zu Tiktok.

Die Verkaufsforderung für die Entertainment-Plattform falle laut DOJ allerdings nicht direkt unter das First Amendment, weil sie freie Meinungsäußerung nicht zentral beeinträchtigen möchte. Vielmehr gehe es um die Minderung eines Risikos der Datenweitergabe; diese dementiert Tiktok immerzu und sie ist bisher mehr Theorie als Praxis. Das DOJ argumentiert ebenso, dass der Verkauf einer „Tradition“ folgen würde, um die Beeinflussung von US-Medien durch Drittstaaten nicht zuzulassen. Auch könne Tiktok nicht mit klassischen Publishern verglichen werden.

Anzeige
Anzeige

Was passieren könnte und wieso Trump Hoffnung gibt

Der US-Publisher TechCrunch führt die Argumente im Detail auf. Sollte der Supreme Court das Gesetz aufrechterhalten und nicht intervenieren, wird Tiktok am 19. Januar in den USA aus den App-Stores entfernt und der Zugriff soll gesperrt werden. Eine Fristverlängerung ist zwar möglich, aber für einen Verkauf eher irrelevant; diesen lehnt ByteDance ab. Im Bestfall für Tiktok wird dem Unternehmen eine zeitweilige Aussetzung des Gesetzes eingeräumt. Dann könnte Tiktok darauf hoffen, dass der neue US-Präsident Donald Trump die App in den USA halten möchte. In seiner ersten Amtszeit hatte Trump Tiktok zwar ebenfalls verkaufen oder verbannen wollen.

Doch jüngst hat sich Donald Trump noch einmal zur Causa Tiktok geäußert – nach einem Treffen mit Tiktok-CEO Shou Zi Chew in der vergangenen Woche. Nun möchte er Tiktok einen Aufschub gewähren, um den er als künftiger US-Präsident bittet. Womöglich möchte er die relevante Plattform aber für politische Zwecke weiterhin nutzen oder sich die Gunst der zahlreichen Tiktok-User und Creator sichern. Laut BBC drängt Trump auf eine „politische Lösung“.

Anzeige
Anzeige

Möglicherweise gibt es für diese doch noch ein Happy End. In diesem Fall dürfte Tiktok im großen US-Markt auch weiterhin auf immense Werbeeinkünfte hoffen und Advertisern viel Raum zur Entfaltung bieten. Auch die Creator und User würde das freuen. Sie haben sich schon verzweifelt nach Alternativen umgesehen und ihrem Unmut auch kreativen Ausdruck gegeben.

TikTok-Alternativen erobern US-App-Charts

In den App-Store-Charts für iOS stehen derzeit Lemon8 und Rednote ganz oben, wenn es um kostenfreie Apps geht. Lemon8 ist die ByteDance App, die sich zwischen Instagram und Pinterest verorten lässt und für manche als Tiktok-Alternative gilt. Rednote wiederum ist eine Lifestyle und Social-Media-App, die ebenfalls E-Commerce-Aspekte beinhaltet. Sie sorgt in den USA für Aufsehen, weil Millionen User sie nutzen und weil sie direkt aus China kommt.

Während Lemon8 als TikTok-Schwester in den USA potenziell ein ähnliches Schicksal wie TikTok erwarten könnte, bleibt das Gesetz bestehen, könnte die App Rednote beim DOJ und anderen konservativen Ordnungshüter:innen in den USA noch mehr Alarmsignale schrillen lassen. Denn die App Xiaohongshu (REDnote), die übersetzt so viel wie „kleines rotes Buch“ bedeutet, wird direkt von Xingyin Information Technology (Shanghai) Co Ltd. betrieben; also anders als Tiktok nicht über ein internationales Unternehmen, das nur zu einem chinesischen Konzern gehört. Doch was ist Rednote eigentlich und warum ist es derzeit in den USA so beliebt?

Anzeige
Anzeige

Das hat Rednote zu bieten

Wer die Website besucht, findet die Inhalte auf Chinesisch vor und kann die Seite übersetzen lassen. Aber beim App-Download sind auch internationale Versionen verfügbar. Es handelt sich um eine Social-Media-App, die Kurzvideos und Bilder in den Fokus stellt. Dabei können User auch Produkt-Reviews posten, Livestreams für das Shopping sind ebenfalls eine Option. In Bezug auf das Layout kommt Rednote wie eine Mischung aus Pinterest und TikTok daher.

Die Plattform von Miranda Qu und Charlwin Mao gibt es schon seit 2013. Sie war als Guide für Shopper, Reisende und Kulturinteressierte gedacht. Das zeigt sich auch im Trailer noch, in dem Fußballsuperstar Kylian Mbappé zusammen mit dem chinesischen Leichtathletik-Olympiasieger Liu Xiang für die Vorteile der App wirbt.

Über 300 Millionen User nutzen die App pro Monat, vor allem in China. Dort konkurriert sie unter anderem mit TikToks chinesischem Pendant Douyin, das mehr auf E-Commerce ausgerichtet ist als TikTok, auch wenn in den USA der Tiktok-Shop eine Angleichung vorsieht.

Anzeige
Anzeige

Auf Rednote können sich User über Restaurants informieren, News zu Schauspieler:innen erfahren und schlichtweg ihren favorisierten Creatorn folgen. Im App-Store heißt es dazu:

Xiaohongshu Rednote, die Überseeversion der Xiaohongshu APP, ist eine Lifestyle-Plattform für junge Menschen, auf der jeder Lebenserfahrungen austauschen, eine echte, schöne und vielfältige Welt entdecken und das Leben finden kann, das er sich wünscht […].

Allerdings hat die App einen deutlich stärkeren Business- und Commerce-Fokus als andere soziale Medien. Für Marken, die international agieren, könnte die App also noch interessanter sein als für Privat-User. Viele US-User nutzen die App jetzt – wie unter anderem auf Tiktok zu sehen ist –, um der US-Regierung ihre Unzufriedenheit gegenüber der Tiktok-Entscheidung zu zeigen. Einige überlegen noch, ob sie sich die App ebenfalls herunterladen sollen.

Andere Tiktok-Alternativen sind deutlich relevanter

Auf jeden Fall sorgt die App für einen kleinen Hype in den USA. Ob dieser anhalten wird und kann, hängt einerseits davon ab, wie der Supreme Court auf die jüngste Anhörung reagiert. Bleibt TikTok in den USA, dürfte Rednote dort wenig Relevanz gewinnen. Wird Tiktok gesperrt, könnte die App aber, aus Protest und Interesse einiger Creator, noch mehr Downloads generieren. Womöglich würde aber die US-Regierung dem Unternehmen und der Nutzung in den Vereinigten Staaten dahinter dann aus ähnlichen Gründen wie bei TikTok und ByteDance einen Riegel vorschieben wollen.

Anzeige
Anzeige

Außerdem dürfte der Großteil der Tiktok-Creator die enorm großen US-Plattformen Instagram und Facebook, wo Reels zum zentralen Format avanciert sind, Youtube (insbesondere wegen der Shorts) und auch X, Threads, Snapchat oder Pinterest als wichtigste Ausweichoptionen ansehen. Gerade die Meta-Plattformen sowie X, deren Eigner Elon Musk und Mark Zuckerberg sich der neuen US-Regierung mit Plattformanpassungen anbiedern, dürften in der Social-Media-Landschaft der USA florieren.

Für den Fall einer Abschaltung von Tiktok gibt es bereits Maßnahmen, die Creator und Brands ergreifen sollten. Viele Creator verweisen in ihrer Bio längst auf ihre weiteren Profile auf Instagram und Co. In den USA erklären jetzt immer mehr von ihnen, dass ihre Follower ihre Inhalte dort langfristig finden können.

Zudem rät die Creatorin und Digitalstrategin Melissa Watkins (fabglance) via Threads dazu, ein Tiktok-Video mit Alternativverweisen zu Plattformen anzupinnen und auf den anderen Plattformen ein Welcome-Video anzupinnen. Auch ein Highlight Reel für Tiktok und ein Update der Website für neue Accounts sind relevant zur Vorbereitung. Nun schaut die Welt gespannt auf die USA und Tiktok – und erblickt dabei im Augenwinkel immer wieder Apps wie Rednote, die in anderen Regionen von sich reden machen.

Anzeige
Anzeige

Der Artikel stammt von Niklas Lewanczik aus der OnlineMarketing.de-Redaktion und wird im Rahmen einer Content-Kooperation auf t3n veröffentlicht.

Mehr zu diesem Thema
Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige