Nach 14 Jahren von Android zu Apple: Wie mein Weg dann doch zum iPhone geführt hat
Eines möchte ich bewusst gleich zu Beginn deutlich machen: Dies wird kein Text, der Android oder Apple zum Sieger kürt. Denn eines habe ich in den vergangenen Wochen durchaus registriert: Beide Hersteller haben sehr leidenschaftliche Fans.
Kritik wirkt da offenbar sehr schmerzhaft. Und weil ich niemanden kränken möchte, hier mein vollkommen subjektiver Erlebnisbericht. Über ein Gerät, das ich erst mal komplett neu kennenlernen musste, über Bedienelemente, die mir fremd waren, über kleine Nervereien und über 14 Jahre mit Android-Geräten, die ich nicht missen möchte.
Auch wird dieser Text kein Abriss oder Gegenüberstellung technischer Fakten und Features. Das überlasse ich den Experten in unserer Redaktion.
Wisst ihr noch damals …
Mein erstes Smartphone war das sogenannte HTC Desire HD. Ein gewaltig schwerer und im Vergleich zu heutigen Modellen wenig eleganter Silberklumpen, der dennoch für mich seinerzeit das modernste und aufregendste Stück Technik war, das ich bis dahin in den Händen halten durfte.
Das Betriebssystem: Android – grünes Robotermaskottchen, bunte Apps, komplett verspieltes Design, das zum Ausprobieren und Entdecken geradezu aufforderte. Das hat mir gefallen, deshalb bin ich geblieben. 14 Jahre lang, durch verschiedene HTC-, Sony-, Google- und Samsung-Modellreihen hindurch.
Flirt im Elektrofachmarkt
Zugegeben, mein ernsthaftes Interesse am iPhone kam nicht einfach über Nacht, vielmehr bei einem Besuch im Saturn. Ein gänzlich anderes Design, tolle Farben, schicke Kameraelemente, die ich so zuvor von meinem Google Pixel oder meinen Galaxy-S-Modellen gar nicht kannte. Allerdings auch sehr stolze Preise. “Kann ich Ihnen helfen”, fragte der Verkäufer am Apple-Stand. Seine Stimme hatte etwas Lauerndes. “Nein, ich schau nur mal”, erwiderte ich fast rechtfertigend.
Da ich beruflich wie privat bereits länger mit Macbooks arbeite und auch diverse Familienmitglieder bereits ein iPhone besitzen, wusste ich jedoch sehr genau, dass sich der hohe Anschaffungspreis lohnt. Alle waren irgendwie sehr zufrieden. Meckereien hörte man eigentlich nie. Besonders der Akku – hach, dieser Akku! Beim Thema Lebensdauer gerieten iPhone-Käufer in meiner Umgebung gerne ins Schwelgen.
Es folgte ein intensives Studium von Testberichten und Youtube-Videos. Einige Tage später: Nun gut, ihr habt gewonnen. Einmal das iPhone 15 Pro Max, bitte!
Sagt alle Termine ab!
Da lag es nun vor mir in der bereits vom Macbook bekannten schlicht weißen Verpackung. Den erhabenen Unboxing-Moment beging ich auf extra dafür aufgeräumten Schreibtisch, um das richtige Ambiente zu schaffen für das völlig überteuerte Gerät, das ich jetzt mein Eigen nennen durfte.
Beide Papierlaschen gelöst, den Deckel angehoben, da lag es vor mir. Das Auspack-Erlebnis war damit beendet. Ein bisschen enttäuschend, aber die schlichte Verpackung hat wenigstens nachhaltigen Charakter. Ist schon okay.
Ich möchte jetzt nicht jammern. Jeder, der sich mal ein neues Smartphone gekauft hat, weiß, dass die folgenden Stunden nicht immer Spaß machen: Banking-Apps, dazugehörige Tan-App, Versicherungen, Nachrichten, soziale Netzwerke, Versanddienstleister, Smarthome-Verknüpfungen, Streamingdienste und, ach ja, diese neue Ausweis-App, die ich eigentlich gerade erst mühsam auf dem alten Gerät eingerichtet hatte – das alles verlangte jetzt erneut meine Aufmerksamkeit. Für andere Dinge war also erst mal keine Zeit mehr.
Wie, das geht hier nicht?
In einer Routine und Effizienz, die mich zwischenzeitlich schon etwas stolz gemacht hatte, installierte ich nun also nach und nach meinen digitalen Alltag auf dem neuen Premium-Gerät. Die wesentlichen Schritte waren getan. Nur wie das Ganze jetzt in eine sinnvolle Ordnung überführen? Es muss schließlich alles seinen Platz haben.
Dann folgte der erste Moment der Ernüchterung: Wie bitte? Ich kann die Icons auf meinem Homescreen nicht frei anordnen? Eine kurze Google-Recherche ergab ein deutliches Nein. Aber zum Glück nicht für immer – ein Update auf iOS 18 soll in wenigen Wochen Abhilfe schaffen. Glück gehabt, trotzdem jetzt gerade unpraktisch. Ich hatte ein schönes Hintergrundbild von meinem Sohn ausgewählt, das jetzt völlig verbaut ist mit App-Icons. Schade, aber nun gut!
Was mir jedoch als geübter Android-Nutzer wirklich sehr fehlte, waren die Navigations-Buttons am unteren Displayrand. Zurücknavigieren, Wechsel zum Homescreen, Aufrufen aller im Hintergrund laufenden Apps – dafür habe ich die drei Display-Buttons über die Jahre schätzen gelernt. Und jetzt sollten die durch verschiedenartige Wischgesten ersetzt werden? Schöne neue Welt!
Der innere Monk rebelliert
Auch bei den Hintergrundprogrammen, von denen es nach ein paar Stunden intensiver Nutzung durchaus einige gibt, scheiden sich offenbar die Geister. Da gibt es Menschen – wie mich – die sorgsam alle Programme beenden, um sie eben nicht zulasten des Akkus sinnlos weiterzubetreiben. Und da gibt es die Gelassenen, die überzeugt sind, dass ständiges Beenden dem Akku sogar schaden könnte. Und da es ja ohnehin ein iPhone-Akku sei – hach, dieser Akku!
Ich entschied mich für den Mittelweg: Ein paar Apps im Hintergrund sind okay, der Rest wird beendet. Und hier fand ich in der täglichen, spontanen Nutzung meinen bisher größten Kritikpunkt. Wer hat sich bitte diese Slomo-Swipe-Geste ausgedacht, mit der ich an die im Hintergrund laufenden Apps herankomme? Das entschleunigt nicht, das nervt. Ein simpler Button wäre da die bessere Lösung gewesen.
Es regnet! Vielleicht …
Meinen beruflichen und privaten Google-Kalender habe ich mitgenommen. Da mache ich keine Abstriche. Ob der Apple-Kalender da vielleicht besser ist, kann ich nicht sagen. Unwichtig für mich – es funktioniert perfekt.
Eine gute Wetter-App muss ich noch finden. Die Prognosen des vorinstallierten Widgets sind eine Katastrophe. Bereits dreimal in vier Wochen führte sie mich durch Regenschauer, wo Sonnenschein prognostiziert wurde. Da war die Standard-Android-App deutlich besser, nahezu fehlerfrei.
Vorsichtiges Fazit
Inzwischen sind knapp zwei Wochen vergangen und mein iPhone und ich haben einen guten Umgang miteinander gefunden. Noch immer bin ich sehr angetan von der Optik. Auch Kamera und Display sind aus meiner persönlichen Sicht bisher unerreicht. Ich fotografiere privat sehr gerne – auch mit größeren Kameras. Da muss sich das iPhone tatsächlich nicht verstecken.
Es macht Spaß, ein iPhone-Besitzer zu sein, auch wenn ich durch einige Android-Funktionen wohl zu viel schlichte Eleganz nur schwer abkann. Meine vorherigen Smartphones waren etwas verspielter in ihren Einstellungsmöglichkeiten und erlaubten mir damit, das Gerät bis ins kleinste Detail zu meinem ganz persönlichen Smartphone zu machen.
Längst habe ich noch nicht alle Funktionen erforscht. Vieles wird sich sicher noch auftun. Ich habe schließlich noch viel Zeit. Nicht zuletzt, weil der Akku nach einem langen Tag auch noch bei 56 Prozent steht – hach, dieser Akku!
Und, was zahlt Apple für diesen Beitrag? :) Gruß von einem Pixel…
Warum muss man als Leser immer Journalisten unterstellen, dass sie für Meinungen bezahlt werden? Wenn das passieren würde, wäre die eigene Glaubwürdigkeit schnell dahin.
apple empfiehlt tatsächlich nicht, apps zu beenden, da sie sowieso eingefroren werden bei nichtbenutzung und durchs erneute öffnen sogar mehr akkuleistung notwendig ist: https://daringfireball.net/2017/07/you_should_not_force_quit_apps das hatte vielleicht vor 10 jahren noch seine berechtigung, als die iphones nur sehr wenig RAM hatten. ich beende apps eigentlich nur in zwei situationen: ein app spinnt, geht zB nicht richtig auf, oder wenn ein großes iOS-update ansteht, wie eben demnächst iOS 18, da beende ich alle apps, starte das iPhone neu und installiere dann erst das update. lgf