Welche Fragen du im Vorstellungsgespräch stellen solltest – und welche besser nicht
„Möchten Sie noch etwas über uns wissen?“ Die letzten paar Minuten im Vorstellungsgespräch sind der Bereich, den du selbst besonders aktiv gestalten kannst – und sie werden oft unterschätzt. Denn sie sind gleich in vielerlei Hinsicht wichtig. Zum einen bleiben sie, das haben zahlreiche Studien übereinstimmend gezeigt, bei den Entscheider:innen besonders im Gedächtnis haften und können kleinere Patzer im Laufe des Gesprächs überspielen.
Zum anderen sind die Fragen, die du hier stellst, hilfreich, weil du so mehr über das Unternehmen erfährst und auch etwas über die Kommunikationskultur lernen kannst. Doch welche Fragen genau solltest du stellen und um welche Themen eher einen Bogen machen?
Fragen, die du im Bewerbungsgespräch stellen kannst, dienen verschiedenen Zielen. Vielleicht willst du selbst etwas über das Unternehmen, die Stelle und das Arbeitsumfeld erfahren. Das sind vor allem Dinge, die du möglicherweise nicht im Internet findest oder anderweitig recherchieren könntest. Da die Zeit knapp ist, solltest du dich daher zunächst auf die Fragen fokussieren, die die individuelle Zusammenarbeit betreffen.
Dabei ist es wichtig, genau zwischen den Zeilen zu lesen und Antworten zu interpretieren. Beispielsweise kannst du ganz unverfänglich fragen, was das Unternehmen von neuen Mitarbeitenden erwartet, wie Leistungsbeurteilungen erfolgen oder wie das Team zusammengesetzt ist, mit dem du arbeiten würdest.
Vorstellungsgespräch: Keine Fragen „von der Stange“
Auch Fragen danach, wie sich das Unternehmen in den letzten Jahren verändert hat, was die dringlichsten Herausforderungen sind oder wie es sich zu entwickeln gedenkt, können viel über das Arbeitsklima aussagen, das einen erwartet. Wichtig ist dabei aber, dass du keine Fragen „von der Stange“, sondern diese möglichst geschickt in den Kontext der ausgeschriebenen Stelle packst. So vermeidest du außerdem, dass dein Gegenüber sich auf Allgemeinplätze zurückziehen kann.
Lücke im Lebenslauf? Hier gibt’s schlagfertige Antworten
Ebenfalls sind Fragen zu möglicher Remote-Tätigkeit und Homeoffice-Regelungen legitim, sofern das Thema noch nicht angesprochen wurde. Hüten solltest du dich dagegen vor zu konkreten Fragestellungen rund um Gehalt und Gehaltsbestandteile – zumindest sofern kein konkretes Angebot gemacht wurde.
Auch allzu unverhohlen nach Sabbatical-Möglichkeiten, der Work-Life-Balance oder nach möglichen Gehaltssteigerungen zu fragen, bringt dir kaum Pluspunkte – insbesondere wenn du nicht einen hervorragenden Track-Record mitbringst, der ein so selbstbewusstes Auftreten rechtfertigt.
Eigene Fragen können Bewerber:innen besser positionieren
Aufschlussreich kann dagegen auch die Antwort auf die Frage sein, wie die Einarbeitung neuer Mitarbeiter:innen abläuft und welche Fehlerkultur das Unternehmen hat. Beide Antworten liefern ganz nebenbei nämlich auch Indizien über den Grad an Strukturiertheit in der Unternehmensführung und darüber, ob man sich über Onboarding-Prozesse überhaupt Gedanken macht.
Sitzt man im Gespräch dem oder der zukünftigen Vorgesetzten gegenüber, ist auch die Frage nach deren eigener Entwicklung in der Abteilung erlaubt, genauso wie die Frage, was einem an der Arbeit im Unternehmen besonders gefällt.
Doch zugleich haben Fragen im Vorstellungsgespräch – insbesondere wenn die Fragerunde gegen Ende des Gesprächs erfolgt – noch einen weiteren Zweck: Sie können dazu beitragen, zu evaluieren, ob du als Fach- oder Führungskraft ins Unternehmen passt und ob „die Chemie stimmt“. Das bedeutet, dass du in einem Großkonzern andere Fragen stellen solltest als in einem Startup, im Gespräch für eine Sales-Position die Fragen anders formulieren wirst als für einen IT-Posten.
Und ganz nebenbei kann der Teil des Bewerbungsgesprächs auch dazu dienen, im Rahmen einer Frage noch einmal bestimmte Werte oder Skills des eigenen Lebenslaufs hervorzuheben, die gut zu der zu besetzenden Stelle passen und die dich ins richtige Licht rücken. Übertreiben solltest du das „Be-werben“ aber dennoch im Sinne der Glaubwürdigkeit nicht.
Fragerunde gut vorbereiten und aktiv gestalten
Formuliere im Vorfeld diejenigen Fragen, die für deine Entscheidung und die konkrete Stelle am wichtigsten sind, und notiere dir diese ruhig auf einem Zettel. Wichtig ist aber vor allem, dass du dich auf diesen Frageteil gut vorbereitest und zugleich flexibel agierst – wer fragt, führt.
Denn möglicherweise hat der Gesprächsverlauf ja die eine oder andere Frage bereits hinreichend beantwortet oder dir aufgezeigt, dass du auf bestimmte (fachliche) Punkte besser nicht so detailliert eingehen solltest, weil du hier im Gespräch eigene Defizite ausgemacht hast.
Zeitmanagement und Mut
Behalte den zeitlichen Rahmen im Blick und nutze die knappe Zeit gut. Außerdem sollten Bewerber:innen bedenken, dass gerade in der aktuellen, vom Fachkräftemangel geprägten Wirtschaftsphase Unternehmen durchaus bereit sind, viele Zugeständnisse zu machen.
Dennoch gilt es, den Bogen nicht zu überspannen und gerade diesen Teil des Gesprächs so professionell wie möglich zu führen. Wichtig ist, dass keiner der Beteiligten im Nachhinein durch allzu forsches Auftreten das Gesicht verloren hat und dass das Unternehmen, das die Stelle besetzt, den Eindruck bekommt, dass man mit dir gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten kann.