Vorstellungsgespräch: Was du über deinen alten Chef sagen darfst – und was lieber nicht
Wer aus einer sicheren Jobsituation heraus eine Bewerbung einreicht, muss sich beim Vorstellungsgespräch darauf gefasst machen, dass Fragen zur alten Stelle beziehungsweise zum alten Chef kommen. Tatsächlich lauert manch ein Personaler sogar darauf, was Bewerber über alte Vorgesetzte ausplaudern. Ein Grund ist: Sie wollen herausfinden, wie charakterstark der Jobsuchende ist. Menschen, die sofort in Lästertiraden ausbrechen, sind nämlich nicht gerne gesehen.
Vorstellungsgespräch: Kritik am alten Chef ist okay, solange Bewerber objektiv bleiben
Wer den Jobwechsel jedoch anstrebt, weil es in der alten Arbeitsstelle nicht mehr auszuhalten ist, darf natürlich trotzdem ehrlich über seiner Motivation sprechen. Denn so gut wie jeder Berufstätige hat bereits negative Dinge erlebt und wird sich hineinversetzen können. Egoistische Chefs, intrigante Kollegen oder katastrophale Arbeitsabläufe kommen überall mal vor. Dennoch: Der Ton macht die Musik. Die Kritik sollte diplomatisch verpackt werden.
„Vergiss bei all den schlechten Erfahrungen nicht, auch über die guten Seiten des Jobs zu sprechen.“
„Wenn du nach einem schlechten Arbeitgeber gefragt wirst, solltest du ehrlich sein, aber es nicht übertreiben“, empfiehlt die US-amerikanische Karriereexpertin Heather Huhman auf Glassdoor. Ihrer Meinung nach ist es okay, von den eigenen Erfahrungen zu sprechen. Sie plädiert jedoch dafür, nur so viel wie nötig zu erwähnen und nicht in einen Redeschwall zu geraten. „Es ist okay, solange du objektiv und nicht emotional darüber redest“, schreibt sie weiter. Das wirke sonst schnell verbittert oder kindisch.
Ein Tipp, den Huhman ihren Lesern gibt, lautet: Wandle negative in positive Erfahrungen um! Aus jeder schlechten Erfahrung im Job könne man schließlich etwas lernen und das sollten Bewerber im Vorstellungsgespräch auch zeigen. Die Karriereexpertin erklärt das am Beispiel von Überstunden. Wessen Arbeitspensum so hoch ist, dass nur wenig Freizeit bleibt, könne das ansprechen und gleichzeitig darauf verweisen, dass man gelernt habe, das Privatleben auch mit wenig Zeit zu organisieren.
Wichtig sei auch, dass Bewerber sich nicht nur auf negative Punkte versteifen. „Vergiss bei all den schlechten Erfahrungen nicht, auch über die guten Seiten des Jobs zu sprechen“, schreibt Heather Huhman. Anstatt sich nur Luft zu machen, sollten Bewerber lieber deutlich machen, was sie am alten Arbeitsplatz bereits erreicht haben und wo sie zukünftig noch hinwollen. Außerdem sei es von großer Bedeutung, darüber zu reden, was man sich vom neuen Job erhoffe. Nicht zuletzt, um eine weitere Enttäuschung zu vermeiden.
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