Warum ist der Mars rot? Neue Studie stellt bisherige Theorie infrage

Der rote Planet: Sein Aussehen könnte einen anderen Grund haben als bisher angenommen. (Bild: Frame Stock Footage/Shutterstock)
Lange Zeit nahm die Wissenschaft an, dass Hämatit – ein wasserfreies Eisenoxid – die Oberfläche des Mars färbt. Aber eine neue Studie der Universität Bern und der Brown University liefert diesbezüglich eine andere Theorie: Ferrihydrit, ein wasserhaltiges Eisenmineral, könnte der wahre Grund für die rote Marslandschaft sein.
Das ist vor allem interessant, weil der Stoff neue Erkenntnisse über die Vergangenheit des Planeten liefern könnte.
Hightech-Analysen werfen neues Licht auf den roten Planeten
Die in Nature Communications veröffentlichte Studie basiert die Untersuchung auf einer Kombination aus Satellitendaten, Rover-Analysen und Laborexperimenten. Das Forschungsteam nutzte hochauflösende Daten mehrerer Marsmissionen, darunter die Nasa-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter sowie die ESA-Missionen Mars Express und ExoMars.
Besonders wichtig waren Aufnahmen der CaSSIS-Kamera (Colour and Stereo Surface Imaging System), die unter Leitung von Prof. Dr. Nicolas Thomas an der Universität Bern entwickelt wurde. Diese Kamera ermöglichte erstmals detaillierte Analysen, die auf die Präsenz von Ferrihydrit hindeuteten.
Ergänzt wurden die Satellitendaten durch Messungen von Nasa-Rovern wie Curiosity, Opportunity und Pathfinder. Die Forschenden führten zudem Experimente mit synthetischen Mars-ähnlichen Materialien durch. Das Ziel: die Spektralsignaturen des Marsstaubs mit jenen von bekannten Mineralien zu vergleichen.
Dabei stellten die Wissenschaftler:innen fest, dass Ferrihydrit wohl im Marsstaub und wahrscheinlich auch in den Gesteinsschichten häufig vorkommt.
Hinweise auf eine feuchtere Marsvergangenheit
Spannend ist die Entdeckung von Ferrihydrit vor allem deshalb, weil es in der Regel in Gegenwart von Wasser entsteht. Die eine Entdeckung deutet also darauf hin, dass der Mars in seiner Vergangenheit feuchter war als bisher angenommen.
Das könnte nicht nur Auswirkungen auf unser Bild vom Klima des Roten Planeten haben, sondern auch neue Fragen zur Bewohnbarkeit in der frühen Geschichte des Mars aufwerfen.
Neue Theorie könnte viele bisherige Annahmen in Frage stellen
Falls sich die Erkenntnisse bestätigen, könnte dies eine fundamentale Neubewertung der geologischen Entwicklung des Mars nach sich ziehen. Die bislang geltende Vorstellung eines trockenen, lebensfeindlichen Planeten wäre möglicherweise nicht mehr gültig.
Die nächsten Jahre dürften spannend werden – insbesondere mit Blick auf die Mars Sample Return Mission, die erstmals Material vom Roten Planeten direkt zur Erde bringen soll. Dann können die Wissenschaftler:innen den Marsstaub direkt auf Ferrihydrit untersuchen.
Hier simuliert eine Nasa-Crew den Alltag auf dem Mars