Warum Menschen den Mars besser erforschen können als Maschinen

Die Weltraumforschung hält aktuell wieder Kurs auf den Mond – allerdings nicht zuletzt, um ihn als Zwischenstopp für Reisen auf den Mars zu etablieren. Denn um den Planeten hinreichend erforschen zu können, braucht es dort Menschen statt nur Maschinen.
Menschen können, was Maschinen nicht leisten
Das ist die wichtigste Botschaft einer neuen Studie des sogenannten Tiger Teams der Mars Exploration Program Analysis Group (Mepag), die unter der Leitung von Bruce Jakosky von der Universität von Colorado ergründen sollte, wie Missionen auf den Mars gestaltet werden sollten.
Der Bericht beschreibt, wie eine ganze Reihe an wissenschaftlichen Zielen erreicht werden könnten, indem menschliche Teams vor Ort Messungen, Kartierungen und Untersuchungen vornehmen und auch spontane Missionen sofort umsetzen. Roboter und Sonden, die in ihrem ferngesteuerten Handeln eingeschränkt sind, sollen dann nur noch zur Geländeerkundung für menschliche Pfade vorausgeschickt werden.
Menschen sind nicht an Standorte gebunden
Menschen könnten ihre Forschung außerdem eigenständig ausweiten, sollte das nötig sein – ein Umstand, der in der Erkundung fremder Umgebungen oft erst vor Ort klar wird. „Bedenkt man die Komplexität der evolutionären Geschichte des Mars und die enorme umweltliche Vielfalt auf dem Mars, kann kein einzelner Standort die hochrangigen Wissenschaftsziele behandeln“, heißt es in dem Bericht.
Die angestrebten wissenschaftlichen Erkenntnisse „wären für Roboter-Raumsonden weitaus schwieriger oder gar unmöglich“, heißt es weiter. „Die Ressourcen von Menschen-Missionen haben das Potenzial, sowohl die Ziele als auch die Prioritäten für die Erforschung des Mars neu zu setzen.“ Anstatt stetig neue Gerätschaften und Sonden auf den Mars zu schicken, könnten Erkenntnisse durch schnelles und spontanes Handeln von Menschen deutlich schneller gewonnen werden.
Ignoriert die Nasa ihre wichtigsten wissenschaftlichen Mittel?
Der Bericht liege der Nasa seit vergangenem Oktober vor, doch Jakosky fürchtet, bislang kein Gehör bei der Behörde gefunden zu haben. „Wir sehen, dass viel Arbeit in die Planung der Architektur der Menschen-Missionen auf den Mars gesteckt wird, aber hierbei wird keinerlei Fokus auf die Wissenschaft gelegt. Mein Ziel ist es als Vorsitzender des Tiger Teams, die Wissenschaft ins Zentrum der Diskussion zu bringen“, erklärte der Geologie-Professor dem Magazin science.com.
Er zieht hierbei die Apollo-Missionen der 1960er- und 1970er-Jahre zum Vergleich, bei denen mit interdisziplinärer Zusammenarbeit von Expert:innen echte wissenschaftliche Fortschritte erzielt worden seien. Auch die Studie sieht Expertise aus verschiedenen Wissenschaftsfeldern Hand in Hand arbeiten, insbesondere aus den Bereichen Astrobiologie, Geologie und Klimaforschung, um die Bedingungen auf dem Mars ausreichend zu dokumentieren.
Hier simuliert eine Nasa-Crew den Alltag auf dem Mars
Der Mensch auf dem Mars – es bleiben viele Fragen offen
Ende Februar beginnen bei der Nasa unter der Leitung des Space Studies Board of the National Academies die sogenannten Moon-to-Mars-Workshops, um Strategien zu entwickeln, Menschen zurück auf den Mond und im weiteren Schritt auf den Mars zu bringen.
Inwieweit Menschen auch zur Forschung auf dem Mars eingesetzt werden, wie das Tiger Team es sich erhofft, bleibt noch abzuwarten. In jedem Fall birgt der Mars jenseits von architektonischen Planungen zahlreiche Herausforderung für die Beherbergung von Menschen – ein Thema, mit dem sich längst diverse Studien und Tests aus psychologischer, ernährungswissenschaftlicher und mikrobiologischer Sicht befassen.
So haben vergangene Experimente gezeigt, dass sich Gewächshäuser auf dem Mars als wenig praktikabel erweisen würden. Auch die Isolation könnte sich als Problem für unsere soziale Spezies erweisen. Nicht zuletzt deuten neue Studien an, dass der Mars eine äußerst wirtliche Umgebung für Krankheitserreger sein könnte, die Menschen dort einführen würden – und die damit eine Herausforderung für das Immunsystem darstellen könnten.