Bald geht’s wieder los: Slack-Channel voller abfotografierter Weihnachtskarten, die postwendend im Müll landen. Azubis, denen die Finger bluten, weil sie 200 Karten mit Floskeln beschriften müssen und dann durchs Büro sprinten, um Unterschriften zu sammeln. Wenn ich mit Freund:innen spreche, sieht das bei denen genauso aus. Und das Resultat des Gewusels? Ein Haufen Müll und die verzweifelte Frage: „Was machen wir jetzt damit?“ Wenn es um B2B-Weihnachtsgeschenke geht, wird plötzlich alle sonst so betonte Innovationskraft, alle „Disruption des Marktes“ und alle Nachhaltigkeit und Umweltliebe zum Fenster rausgeworfen.
Jedes Weihnachten produzieren wir einen Haufen Müll und unnötige Arbeit und Stress – nur, weil wir das schon immer so gemacht haben und wir nicht genug Fantasie besitzen, um Grüße anders zu übermitteln als mit Postkarten. Es geht nicht darum, die nette Geste zu streichen, sondern darum, dass wir dabei realistisch bleiben und ein bisschen Fantasie haben. Deswegen will ich anregen, dass du vor der Großbestellung von kitschigen Grußkarten kurz innehältst und dich fragst: Können wir da nicht was Besseres machen?
Wir produzieren viel zu viel Müll
Wir verbrauchen in Deutschland pro Jahr allein 8,2 Millionen Tonnen Papier- und Pappverpackungsmaterial und 3,2 Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen, so Statista – und die Zahl ist von 2018, also Prä-Corona. Ja, wir haben im internationalen Vergleich eine gute Verwertungsquote unseres Mülls – trotzdem müssen wir nicht unnötig welchen machen. Zu Weihnachten wird die Müllproduktion noch einmal bis zu 20 Prozent hochgefahren. Könnte daran liegen, dass ein mittleres Unternehmen im Schnitt 355 Karten versendet, wie eine Befragung ergab.
Aber nicht nur die Verpackung wird weggeschmissen, sondern eben auch Inhalt. Nutzlose Weihnachtskarten zum Beispiel. Denn, mal ehrlich: Wer hängt sich Karten ins Büro, die man mal von irgendeinem Unternehmen bekommen hat? Eine Bindung zu Kund:innen schaffst du mit Standardfloskeln sowieso nicht. Sofern es keine selbst designte Karte mit episch kreativem Text ist, wandert die in den Müll. Oder staubt in einer Schublade voll.
Da gibt es bessere Möglichkeiten!
Mir ist dagegen das breite Grinsen einer Kollegin in Erinnerung geblieben, die von einer Kundin mal einen Weihnachtsgruß per E-Mail bekommen hat. Das war nichts Teures oder Aufwendiges, sondern eine wirklich persönliche Nachricht zu Weihnachten – mit einem niedlichen GIF drin, von dem die Kundin genau wusste, dass es meiner Kollegin gefallen würde. Kennst du deine Geschäftskontakte also sehr gut, kann statt etwas Materiellem eine wirklich persönliche Nachricht ausreichen.
Auf der anderen Seite gibt es Branchen, in denen Weihnachten die Hölle los ist. Da sind deine Ansprechpartner:innen vielleicht auch heilfroh, wenn sie in Ruhe gelassen werden und nicht noch zusätzlich 300 Mails beantworten müssen. Überleg dir also, wen du wirklich kontaktieren möchtest und beschränke dich auf die, zu denen du auch wirklich eine Beziehung hast.
Eine weitere Möglichkeit wäre zu spenden. Suche dir dafür eine anerkannte Organisation aus, bei der nachvollziehbar ist, wofür das Geld verwendet wird. Achte auch darauf, wie viel Verwaltungsaufwand dahintersteht. Sieh davon ab, Einzelpersonen Belege zu schicken – sonst setzt du einen Preis, einen Betrag auf eure Beziehung („Du bist mir zehn Euro Spende wert!“).
Schöne Alternative dazu sind Patenschaften – beispielsweise für Tiere. Die Patenschaft für ein Erdmännchen im Zoo oder eine Wildtierpatenschaft der Deutschen Wildtierstiftung bietet sogar noch die Möglichkeit, ein süßes Tierfoto als Weihnachtsmail zu versenden. Ansonsten bieten sich Spenden oder Patenschaften für lokale Projekte an – eine neue Schaukel für die Kita, eine Bank im Park, eine Gedenktafel oder was auch immer im Ort gebraucht wird. Egal, wo du etwas spendest, du kannst all deinen Partner:innen sagen: Wir haben uns die Weihnachtskarte gespart und für das Geld etwas Sinniges gemacht. Und das ist doch viel mehr wert, als deine Unterschrift auf einem Stück Papier durch die Welt zu senden!
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Niemand muss ein schlechtes Gewissen haben, weil er oder sie sich über eine Flasche Wein, eine Schokolade oder ein kleines Gadget freut oder genau so etwas aus gutem Grund an einen Menschen verschickt hat. Das hat alles auch seine Berechtigung. Es geht vor allem darum, sich vorher Gedanken darüber zu machen. Besser werden ist ja immer irgendwie möglich.