Wie Roboter bei Herstellern von Fertiggerichten mitanpacken

Um das Essen in den Packungen richtig zu platzieren, müssen die Roboterarme lernen, dass eine Portion Erbsen anders ist als eine Portion Hähnchengeschnetzeltes. (Screenshot: Chef Robotics)
Ob Chicken Tikka Masala oder Tortellini mit Pesto: Für die Roboterarme des Startups Chef Robotics aus San Francisco ist das nur eine Frage des Rezepts. Einmal programmiert, können sie verschiedenste Gerichte zubereiten und verpacken. Nach Experimenten mit führenden US-Marken haben sich die Roboter nach Angaben des Unternehmens bewährt und werden künftig in größerem Umfang in weiteren Produktionsstätten eingesetzt.
Man könnte meinen, dass die Mahlzeiten, die im Tiefkühlregal von Supermärkten, in der Auslage bei Starbucks oder in Flugzeugen landen, bereits von Robotern verpackt wurden. Doch das ist bislang eher die Ausnahme. Menschliche Arbeiter:innen sind oft flexibler als Roboter und können Produktionslinien bedienen, bei denen die Rezepte häufig wechseln. Außerdem lassen sich Zutaten wie Reis oder geriebener Käse nur schwer mit Roboterarmen portionieren. Deshalb wird die überwiegende Mehrheit der Mahlzeiten bekannter Marken in der Regel immer noch von Hand verpackt.
Die Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz könnten das ändern und den Einsatz von Robotern in Produktionslinien sinnvoller machen, sagt David Griego, Senior Director of Engineering bei Amy’s Kitchen, einem US-Anbieter von Tiefkühlkost, der inzwischen die Systeme von Chef Robotics in seinen Fabriken testet.
Erbsen sind anders als Blumenkohl
Bevor das Silicon Valley ins Spiel kam, sei es in der Branche eher um die Frage gegangen, wie man einen Roboter für eine ganz bestimmte Aufgabe in der Produktion einsetzen konnte, sagt Griego. Für ein Unternehmen wie Amy’s, das viele verschiedene Gerichte anbietet, sei das nur bedingt hilfreich gewesen. Aber die neuen, KI-gestützten Roboter können lernen, dass eine Portion Erbsen anders ist als eine Portion Blumenkohl. Und sie können ihre Genauigkeit beim nächsten Mal verbessern: „Es ist erstaunlich, wie sie sich an all die verschiedenen Zutaten anpassen können, die wir verwenden“, sagt Griego.
Auch finanziell kann sich die Sache lohnen. Anstatt die Maschinen direkt zu verkaufen, nutzt Chef Robotics ein Servicemodell, bei dem die Kunden eine jährliche Gebühr zahlen, die Wartung und Schulung abdeckt. Amy’s verwendet derzeit acht Systeme (jeweils mit zwei Roboterarmen), die auf zwei Werke verteilt sind. Eines dieser Systeme könne die Arbeit von zwei bis vier Mitarbeitenden übernehmen, je nachdem, welche Zutaten verpackt werden, sagt Griego. Die Roboter reduzieren zudem Abfall, da sie gleichmäßigere Portionen verpacken können als ihre menschlichen Kollegen. Laut Rajat Bhageria, CEO von Chef Robotics, kosten einarmige Systeme in der Regel weniger als 135.000 US-Dollar pro Jahr.
David Griego kann sich vorstellen, dass die Roboter immer mehr Aufgaben bei der Zusammenstellung von Mahlzeiten übernehmen. In seiner Vision würden Menschen nur noch dafür sorgen, dass die Trichter mit den Zutaten und Verpackungsmaterialien voll sind. Den Rest erledigen die Roboter.
Roboterköche auf dem Vormarsch
Roboterköche sind in den letzten Jahren dank künstlicher Intelligenz immer geschickter geworden. Einige Unternehmen versprechen Roboter, die Burger wenden und Nuggets braten. Laut Bhageria hat sich diese Technologie in der Gastronomie bisher jedoch kaum durchgesetzt. Das liege daran, dass Fast-Food-Restaurants oft ohnehin nur einen Koch oder Köchin einsetzen, um den Grill zu bedienen. Da ein Roboter aber eine Aufsichtsperson braucht, kann er in diesem Fall keine Arbeitskraft eins zu eins ersetzen. In der Produktion und beim Anrichten der Speisen sehe die Sache schon anders aus, sagt Bhageria.
Der Gedanke, dass flexiblere Roboter in immer mehr Branchen eingesetzt werden, sei keine Überraschung, sagt Lerrel Pinto, der das General-Purpose Robotics and AI Lab an der New York University leitet. „Viele Roboter in der realen Welt werden in einer sehr repetitiven Art und Weise verwendet, bei der sie immer und immer wieder das Gleiche tun sollen“, sagt er. Deep Learning aber habe in den vergangenen Jahren einen Paradigmenwechsel herbeigeführt und den Gedanken geweckt, dass allgemein leistungsfähigere Roboter nicht nur möglich, sondern für eine breitere Akzeptanz auch notwendig sein könnten.
Aussehen eines Hand verpackten Gerichts beibehalten
Wenn die Roboterköche ohne Reparatur- oder Schulungspausen arbeiten können, könnten sie Lebensmittelunternehmen materielle Einsparungen bringen und den Einsatz menschlicher Arbeitskräfte verändern, sagt Pinto: „In den nächsten Jahren werden wir wahrscheinlich viel mehr Unternehmen sehen, die mit dieser Art von lernenden Robotern arbeiten.“
Eine Herausforderung, die die Roboter für Amy’s mit sich gebracht haben, besteht laut Griego darin, das Aussehen eines von Hand verpackten Gerichts beizubehalten, obwohl es von einem Roboter zusammengestellt wurde. Insbesondere das Käse-Enchilada-Gericht des Unternehmens hatte zunächst Kopfzerbrechen bereitet: Es wird mit einem von Hand verteilten Cheddar bestreut, aber die Prüfer von Amy’s waren der Meinung, dass der Käse auf dem von Robotern verpackten Gericht zu maschinell verteilt aussah.
Nach ein paar Anpassungen sind die Roboter nun allerdings bereit für ihren Einsatz. Amy’s plant, sie in mehr Fabriken einzusetzen und sie auf eine wachsende Liste von Zutaten zu trainieren. Gut möglich, dass auch eure Tiefkühlpizza bald von einem Roboter verpackt wurde.