Es ist auf den ersten Blick eine Herausforderung, die nicht eines der allerwichtigsten Probleme zu beschreiben scheint, mit denen die Mondforschung in den kommenden Jahren beschäftigt sein wird. Allerdings wird sie beständig an Bedeutung zunehmen, je mehr Missionen sich auf und um den Mond tummeln.
Steigende Zahl an Mondmissionen wirft bisher unwichtige Probleme auf
Allein die US-Raumfahrtbehörde Nasa plant im Rahmen ihres Artemis-Programms langfristig Dutzende Missionen und hat sogar Pläne zur Errichtung permanenter, bemannter Basen auf dem Mond. Es wird unweigerlich eine Möglichkeit benötigt, all diese Vorgänge auf einer Zeitschiene sauber zu synchronisieren.
Bislang jedenfalls verfügt der Mond nicht über eine unabhängige Zeitangabe. Bei bisherigen Mondmissionen haben die Bodenstationen die Zeit analog der koordinierten Weltzeit UTC gemessen.
Dabei wird die Zeit aber nur mit der eigenen Bodenstation und dem eigenen Raumfahrzeug synchronisiert. Betreiben anderen Agenturen zum gleichen Zeitpunkt eigene Missionen, darf es als überaus wahrscheinlich gelten, dass deren Zeitangaben von denen der anderen Agenturen zumindest minimal abweichen.
Koordinierte Kooperation nur mit koordinierter Zeit möglich
Das ist für die über kurz oder lang erforderlich werdenden Satellitennavigationssysteme erforderlich, denn die sind auf präzise Zeitsignale angewiesen. Und spätestens wenn mehrere Raumfahrzeuge koordiniert zusammenarbeiten sollen, wird eine streng koordinierte Zeitbestimmung unabdingbar.
Dabei ist noch nicht klar, wie eine Universalzeit auf dem Mond aussehen könnte. Die unterschiedlichen Gravitationsfelder der beiden Himmelskörper führen dazu, dass die UHren auf Erde und Mond unterschiedlich schnell ticken.
Als wahrscheinlich darf wohl gelten, dass die gesuchte offizielle Mondzeit auf einem Uhrensystem basieren könnte, das mit der UTC synchronisiert wird. Denkbar scheint indes auch eine völlig unabhängige Lösung.
Klar dürfte sein, dass jede Lösung auf lokalen Atomuhren auf dem Mond basieren dürfte. Unklar bleibt zunächst, welche Zeit sie denn anzeigen werden.
Mondzeit: Internationale Forschung geht erste Schritte
„Wir fangen gerade erst an, diese Frage zu klären“, hat Nasa-Teamleiterin Cheryl Gramling dem Wissenschaftsmagazin Nature jüngst zu Protokoll gegeben. Ganz am Anfang stehen die Forschenden indes nicht.
Im November 2022 hatten sich Vertreterinnen und Vertreter von Raumfahrtagenturen und Forschungseinrichtungen aus der ganzen Welt im Europäischen Weltraumforschungs- und Technologiezentrum der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) im niederländischen Noordwijk getroffen. Dort hatten sie begonnen, erste Empfehlungen für die Definition der Mondzeit zu formulieren.
Das Ziel der gemeinsamen Anstrengungen besteht darin, eine gemeinsame Lösung zu finden, bevor sich einzelne Akteure auf ihre selbst definierten Lösungen festlegen. Dabei ist die Zeitfindung nur Teil eines weitaus größeren Ganzen.
ESA und Nasa schlagen eine Art Internet für den Mond vor
So entwickeln die europäische Raumfahrtagentur ESA und die Nasa gemeinsam ein Rahmenwerk namens LunaNet. Das besteht aus einem breiten Regelsatz, der es allen Satellitennavigations-, Kommunikations- und Rechensystemen auf dem Mond ermöglichen soll, ein gemeinsames Netzwerk ähnlich dem Internet zu bilden.
Gelänge es ESA und Nasa dafür internationale Zustimmung zu finden, wäre nicht nur die Frage geklärt, wie viel Uhr es wann auf dem Mond ist. Auch viele andere noch offene Kommunikationsprobleme würden dadurch beseitigt.
Der Mond ist in einer erdgebundenen Rotation unterwegs, wir sehen immer die gleiche Seite. Schauen sie dann vom Mond zur Erde und nehmen davon genau die Mitte, die Erde dreht sich ja weiter, dann wird exakt diese Zeit übernommen.