Als Jugendlicher stand ein Windows-PC auf meinem Schreibtisch. Darauf war zunächst Windows 95 installiert, danach 98 und irgendwann hatte ich, warum auch immer, einen PC mit der Windows Millennium Edition. Begriffe wie „blauer Bildschirm“ und die damit verbundene Geierkralle (STRG, ALT und ENTF gleichzeitig drücken) waren mir nicht fremd. Ich war Kummer gewohnt.
Heute ist das doch sicher anders, oder? Als ich neulich mal wieder die Gelegenheit hatte, ein paar Windows-Geräte auszuprobieren, wurde ich eines Besseren belehrt.
Die einfachen Sachen müssen funktionieren
Nur kurz zur Einordnung: Seit 2013 nutze ich Macbooks. Umgestiegen bin ich vor allem wegen der Akkulaufzeit. Auch macOS hat seine Schwächen, keine Frage. Aber direkt bei der Einrichtung ist mir noch keine kryptische Fehlermeldung untergekommen. Bei Windows 11 war es anders. Schon da bewirbt Microsoft seine eigenen Produkte rund um das Office-Paket Microsoft 365.
Wer mag, kann kurz nach der Eingabe des WLAN-Passwortes ein Probeabo für Word und Co. abschließen. Microsoft tauscht den Gratis-Zeitraum allerdings nur gegen Bezahldaten. Meine wollte das Unternehmen jedoch nicht akzeptieren. Stattdessen spielte es eine kryptische Fehlermeldung aus. Kein Office für mich und keinen Kunden, der das Kündigen vergisst, für Microsoft.
Ein ähnliches Beispiel ist die Xbox-App. Die ist bei Microsoft ab Werk an die Taskleiste angeheftet. Mal gucken kostet ja nichts. Außer ein paar Nerven. Denn damit man die App nutzen kann, muss man zunächst zusätzliche Inhalte herunterladen. Bei deren Installation will das System wissen, ob ich wirklich möchte, dass die Xbox-App etwas an meinem PC ändert. Schon klar: Dabei handelt es sich um eine Sicherheitsfunktion und Windows spielt den Dialog bei jedem Programm aus. Dennoch: Für neue Nutzer:innen klingt das sicher wenig vertrauenserweckend.
Ständig geht etwas schief
Neben diesen „eingebauten“ Problemen kommt es hin und wieder vor, dass Microsoft Updates veröffentlicht, die Fehler beheben sollen, stattdessen aber neue Bugs auf den Computer schleusen. Zuletzt verschwand die Taskleiste für einige Nutzer:innen nach einem Update. Es gab aber auch schon Aktualisierungen, die dafür gesorgt haben, dass der PC nicht mehr richtig oder gar nicht mehr startete oder Windows 11 fast 30 Jahre nach Windows 95 immer noch den gefürchteten Bluescreen of Death anzeigt. All das passierte im Frühjahr 2024. (Übrigens teilweise auch unter Windows 10.)
Auch hier ist Microsoft natürlich nicht allein. Alle anderen Betriebssysteme enthalten auch Fehler. Die Frequenz, mit der das Windows-Unternehmen sie per Update ausspielt, ist allerdings deutlich höher als bei anderen.
Niemand mag Werbung im Betriebssystem
Neben der Werbung für eigene macht Microsoft übrigens auch Reklame für andere Dienste – zum Beispiel im Startmenü oder seit Neuestem in der vorab installierten Wetter-App. Würde es sich dabei um eine Gratis-App aus dem Microsoft-Store handeln, okay. So holen kleine Entwickler nun mal das Geld rein. Microsoft gehört allerdings zu den drei reichsten Unternehmen der Welt und hat das eigentlich nicht nötig. Auf dem iPhone gibt es ja auch keine Werbung in der Wetter-App. Immerhin lässt sich die Reklame teilweise abschalten.
Ein Jahr bleibt Microsoft nun noch, um das System frustfreier zu gestalten. Im Herbst 2025 läuft der Support für Windows 10 aus. Wer dann sicher bleiben und dafür nichts bezahlen will, muss auf Windows 11 umsteigen. Vielleicht dreht das Unternehmen bis dahin an ein paar Stellschrauben – und denkt den oft genannten Nachfolger Windows 12 an manchen Ecken sogar neu.
Gerne schaue ich dann wieder vorbei und mache mir ein neues Bild. Schließlich finde ich Microsofts Hardware, auf der das System läuft, richtig gut.