Die Auseinandersetzung zwischen der Financial Times und Wirecard um Vorwürfe wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten bei der Bilanz geht in die nächste Runde. Für die Bilanz 2017, so die aktuellen Vorwürfe der britischen Wirtschaftszeitung, soll der deutsche Zahlungsdienstleister auf Treuhandkonten geparkte Gelder zu den Bar-Reserven hinzugerechnet haben. Treuhandkonten dienen dazu die Kreditkartenzahlungen von Kunden und Händlern zu verarbeiten, wie boerse.ard.de erklärt. Wirecard hat die Vorwürfe zurückgewiesen.
Cashflow von Wirecard im Fokus
Die Financial Times sieht Belege für ihre Vorwürfe unter anderem in dem hohen Cashflow des Dax-Konzerns. Dieser ist 2018 auf 750 Millionen angewachsen. Für 2014 standen noch 129 Millionen Euro zu Buche. Firmen, die einen hohen Cashflow ausweisen können, gelten bei Investoren als solide. An dieser Stelle haken die britischen Journalisten ein: Der Cash-Bestand habe Wirecard dabei geholfen, die Börsianer angesichts der zahlreichen Vorwürfe zu beruhigen und den Aktienkurs zu stützen.
Zudem, so die Financial Times, habe Wirecard trotz der hohen Netto-Cash-Position von 2,1 Milliarden Euro wenig später neue Schulden in Höhe von 1,4 Milliarden Euro aufgenommen. Komisch kam den Journalisten offenbar auch vor, dass die Wirecard Bank sich verstärkt um Einlagen von Privatkunden bemüht. Die Tochter Boon bietet Kunden ab Anfang Januar 0,75 Prozent Zinsen aufs Girokonto – das ist angesichts der aktuellen Niedrigzinsphase ungewöhnlich. Andere Banken wollen mit Hilfe von Negativzinsen derzeit frische Kundengelder abwehren, um nicht die von der EZB geforderten Negativzinsen für geparktes Geld zahlen zu müssen.
Wirecard hat die Vorwürfe zurückgewiesen. Sämtliche Bargeldpositionen seien gemäß des Buchhaltungsstandards IFRS verbucht worden, zitiert boerse.ard.de eine Sprecherin des Unternehmens. Wirecard will die gesammelten Vorwürfe von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG unter die Lupe nehmen lassen.
Wirecard-Aktie seit Ende Januar unter Druck
Erst Mitte Oktober war die Wirecard-Aktie aufgrund von Vorwürfen der Financial Times, der Konzern habe Verkäufe und Profite in Dubai und Irland frisiert, auf ein Sechsmonatstief von 107,80 Euro gefallen. Zuletzt hatte sich die Aktie wieder etwas erholt. Am Montag ging es wegen der erneuten Vorwürfe um bis zu fünf Prozent auf 109,40 Euro bergab. Zu Jahresbeginn, vor der Serie kritischer Berichte der Financial Times, lag die Aktie bei rund 160 Euro.
Mir ist heute die Idee bzw. Erklärung gekommen: im Auto-Bereich fragte einmal jemand, warum macht die Presse Tesla immer runter und lobt die alte Autoindustrie. Die Antwort eines anderen war: das ist doch klar, Tesla schaltet keine Werbeanzeigen in den Automagazinen. Und das ist es bei Wirecard: genau die schalten im Gegensatz zu den anderen Dax-Unternehmen auch keine Werbeanzeigen. Also. die ganzen Angriffe gegen Wirecard seit 10 Jahren – ohne daß jemals sich ein Vorwurf bestätigt hätte – bis auf kleine Flüchtigkeitsfehler – sind nichts anderes als „Schutzgeld“-Erpressungen!