
Die Deutschen haben weniger Lust zu arbeiten. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Berufe-Studie. (Foto: Nor Sham Soyod/ Shutterstock)
Vergeht den Deutschen die Lust am Arbeiten? Viele haben zumindest keine Lust mehr auf den klassischen 9-to-5-Job. Zu diesem Ergebnis kommt eine Berufe-Studie des Umfrageinstituts Yougov, die der Versicherer HDI am Dienstag in Hannover veröffentlicht hat.
Demnach würde knapp die Hälfte der Arbeitnehmer:innen (48 Prozent) in eine Teilzeitstelle wechseln – wenn ihr Arbeitgeber das erlaubt. Für die Untersuchung wurden im Juni und Juli 3.891 Arbeitnehmer:innen ab 15 Jahren befragt.
Viertagewoche bei Deutschen hoch im Kurs
Unter den Arbeitnehmer:innen scheint ein Umdenken stattzufinden. Weg von klassischen Arbeitsmodellen, hin zu einer ausgewogeneren Work-Life-Balance.
Dabei steht die Viertagewoche hoch im Kurs: Mehr als drei Viertel aller Beschäftigten (76 Prozent) wünschen sich einen Tag weniger Arbeit pro Woche. Besonders stark ist dieser Wunsch bei Beschäftigten in der Industrie: 86 Prozent der Befragten aus der Branche plädieren für die Viertagewoche. Jeder Vierte (24 Prozent) wäre sogar bereit, dafür auf einen Teil des Lohns zu verzichten.
Während 2019 – vor Beginn der Corona-Pandemie – nur 41 Prozent angegeben hatten, dass sie ihren aktuellen Job an den Nagel hängen würden, wenn sie finanziell nicht darauf angewiesen wären, stimmte jetzt über die Hälfte (56 Prozent) der Aussage zu.
Leben ohne Job: Immer mehr junge Menschen können sich das vorstellen
Immer mehr junge Menschen können sich ein Leben ohne Job vorstellen. Für sie verliert der Beruf an Bedeutung. Sie fühlen sich der Umfrage zufolge weniger an die Arbeit gebunden. So sagten nur noch 58 Prozent der unter 25-Jährigen, dass sie sich ein Leben ohne Beruf nicht vorstellen können. 2020 hatten noch 69 Prozent der Aussage zugestimmt.
„Besonders junge Berufstätige in Deutschland streben den Ergebnissen unserer Studie zufolge vehement nach mehr Freiräumen im Beruf“, ordnet HDI-Deutschlandchef Christopher Lehmann die Ergebnisse ein. „Sie wollen mitbestimmen, wo, wann und wie lange sie arbeiten.“
Weniger Arbeit trotz Fachkräftemangel
Die deutsche Wirtschaft bringt das in eine Zwickmühle. Schließlich spitzt sich der Fachkräftemangel in Deutschland weiter zu. Betroffen sind mittlerweile alle Branchen und Berufe.
Während das für Arbeitssuchende viele Möglichkeiten eröffnet, müssen Unternehmen mit schlimmeren Auswirkungen rechnen. So gefährdet beispielsweise der Mangel an Fachkräften in der IT-Branche die Cybersicherheit vieler Unternehmen.
Die Vorstellungen der Arbeitnehmer:innen scheinen im Gegensatz zu den Anforderungen des Arbeitsmarkts zu stehen. Während Lobbyist:innen und Politiker:innen für Mehrarbeit gegen den Fachkräftemangel plädieren, wünschen sie die Deutschen weniger Arbeit und eine bessere Work-Life-Balance.
Das passt ja. Ich habe vor einer Woche auch meinen Antrag auf Teilzeit mit 4 Tage/Woche gestellt. Ich werde dabei wohl aber auf den Teil meines Gehaltes verzichten müssen.
Das ist schade und unfair, denn ich habe schon so viel Prozessoptimierung für mich und Kollegen betrieben, dass die Zeitersparnis die Reduktion meiner Arbeitszeit mehr als wett macht.
Und nein, diese Prozessoptimierung war nicht Teil meines eigentlichen Jobs.