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Work-Lunch-Balance: Wieso der Arbeitgeber es leichter machen muss, sich gesund zu ernähren

Essen kommt im stressigen Alltag oft zu kurz: Hauptsache es geht schnell und macht irgendwie satt. Dabei ist es gerade in der hybriden Arbeitswelt wichtiger denn je, sich dafür Zeit zu nehmen. Gleichzeitig werden personalisierte Ernährung und Abnehmspritzen gehypt. Eine Suche nach der richtigen Balance.

Von Katja Scherer
11 Min.
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Essen am Arbeitsplatz bedeutet zu oft: Hektik. (Foto: SofikoS/Shuterstock)

Pizza oder Salat? Schnitzel oder Hirse-Bowl? Was wir tagtäglich bei der Arbeit essen, bestimmt, wie gesund und produktiv wir sind. Doch den meisten Menschen fehlt im stressigen Alltag für gesunde Ernährung die Zeit, zeigt eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse. 43 Prozent der Befragten gaben an, sie hätten im Alltag zum Essen keine Zeit und Ruhe. Und die Arbeit im Homeoffice verstärkt das tendenziell. Fast 50 Prozent der Beschäftigten verkürzen zu Hause die Mittagspause, zeigt eine Untersuchung des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Man kennt es selbst: Oft fehlt zwischen all den Calls die Zeit fürs Kochen. Man greift zu Fertigsuppe und Tiefkühlgerichten. Und weil alleine Essen eh nicht so viel Spaß macht, isst man vor dem Bildschirm und checkt nebenher die Mails. Dann ist zumindest das schon mal erledigt.

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Die Folgen sind gewaltig. So nimmt die Zahl der ernährungsbedingten Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes weltweit seit Jahren zu. Dabei wissen wir eigentlich alle: Wer gesund isst, ist fitter, produktiver, hat ein besseres Immunsystem und ist weniger krank. Gute Argumente – und doch fällt vielen eine gesunde Ernährung im Arbeitsalltag schwer. Wie können wir es besser machen, obwohl wir so viel zu tun haben? Und was können Unternehmen für ihre Mitarbeitenden tun?

Einer, der für sich eine Antwort gefunden hat, ist der Unternehmer Michael Berchtold. Der 37-Jährige hat mit seiner Frau vor gut zwei Jahren die Exklusivrechte des österreichischen Unternehmens Espressomobil für Deutschland gekauft. Sie betreiben mobile Kaffeebars, die Firmen für Veranstaltungen buchen oder als Werbeplattform nutzen können. Die Münchener Firma hat acht Angestellte und expandiert gerade nach Hamburg und Berlin. Berchtold ist daher viel unterwegs, auch weil er nebenbei noch als Berater im E-Sport tätig ist. Zudem haben er und seine Frau zwei kleine Kinder. Zeit ist also ein knappes Gut. Trotzdem sei es ihm sehr wichtig, sich gesund zu ernähren, sagt er. „Ich merke, dass ich dadurch viel fitter und leistungsfähiger bin. Gleichzeitig möchte ich aber, zumindest während der Arbeit, auch so wenig Zeit wie möglich mit Essen verbringen.“

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Wie sich dieser Zielkonflikt meistern lässt, war für ihn ein Lernprozess. Lange habe er bei seiner Ernährung nur auf Effizienz geachtet und nicht so sehr auf Gesundheit, erzählt er. Belegte Brötchen vom Bahnhofsbäcker. Viel Nudeln oder Pizza – Hauptsache, das Essen war schnell verfügbar. Mit der Zeit habe sich das allerdings bemerkbar gemacht, so Berchtold. Er nahm zu, fühlte sich schlapp, schaffte es nicht mehr, zum Sport zu gehen, wurde noch schlapper – ein Teufelskreis. „Als ehemaliger Leistungssportler hat mich das gestört und ich beschloss, gegenzusteuern.“ 

Um in der Mittagspause schnell frisches Essen zubereiten zu können, bestellen er und seine Frau oft Kochboxen im Internet. Auf langen Autofahrten nimmt er Trinknahrung mit, um nicht an Raststätten essen zu müssen. „Bei den Drinks weiß man wenigstens, was drin ist“, sagt er. Er achte zu Hause auf wenig Fett und Zucker und nehme täglich eine Kapsel mit Zink, Magnesium und Vitaminen. „Natürlich ist das erst einmal schwierig, seine Ernährung umzustellen. Aber mir hat es sehr gut getan. Meine Ernährung hat großen Einfluss auf meine Leistung”, sagt er.

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Mehr aus sich rausholen

Mit dieser Überzeugung ist er nicht allein: Jeder Dritte will durch das richtige Essen „insgesamt das Beste aus sich und seinem Körper herausholen“. Das geht aus einer Studie des Lebensmittelkonzerns Nestlé von 2019 hervor.  Und jeder Sechste hofft gezielt, geistig leistungsfähiger oder muskulöser zu werden.

Das Versprechen auf ein besseres Gefühl für den eigenen Körper ist ein lukratives Geschäftsmodell. Viele streben nach Longevity, auf Deutsch Langlebigkeit, also nach einem möglichst langen und gesunden Leben. Das ruft Anbieter von Testkits auf den Plan: Wie sieht mein optimaler Omega-3-Bedarf aus? Ist mein Hormonstatus im Gleichgewicht? Altere ich zu schnell? Für diese Fragen gibt es zum Beispiel vom Berliner Startup Neotes Tests, mit denen Kunden zu Hause ihre Gesundheit überprüfen können. Die kosten mal 70, mal 530 Euro. Ergänzend kann man sich eine 25-minütige Online-Longevity-Beratung per Videocall buchen – für rund 134 Euro. Auch jede Menge Pulver und Pillen mit Mikronährstoffen, also Nahrungsergänzungsmittel, haben sie im Angebot.

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Diese Überwachung der eigenen Gesundheit geht einher mit dem Trend zu personalisierter Ernährung – also der Idee, dass der optimale Speiseplan für jeden Einzelnen anders aussieht. Das hat durchaus wissenschaftliche Gründe. So vertragen manche Menschen Laktose besser, andere schlechter. Für manche ist zu viel Salz ein Risikofaktor für hohen Blutdruck, für andere nicht. Findige Unternehmer haben daraus ein Geschäftsmodell gemacht. Sie verkaufen ihren Kunden DNA-Tests, mit denen sie ihre optimale Ernährungsweise herausfinden sollen.

Das Unternehmen Genoline zum Beispiel bietet solche Tests an, die Aufschluss über die kognitive Fähigkeit und den individuellen Stoffwechsel geben sollen. Der Stoffwechsel-Test zum Beispiel zeige, „welche Nahrungsmittel dich am Abnehmen hindern“, wirbt das Startup. Die Kosten: 129 Euro. Und beim Berliner Anbieter Lykon zahlen Kunden 200 Euro für einen DNA-Test und eine darauf basierend individuell zusammengestellte Trinkmahlzeit.

Und wenn all das Testen nicht hilft? Dann greift man eben zu Abnehmspritzen, oder? Tech-Milliardär Elon Musk hat das bereits so praktiziert und damit den Hype weiter befeuert: Er hat sich laut eigener Aussage Wegovy genehmigt, um ein paar Kilos zu verlieren und „fit“ zu werden. Monatlich kosten solche Mittel Hunderte Euro – und sind eigentlich für Diabetes-Patienten entwickelt worden. 

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Essen als Teil der Persönlichkeit

Die Individualisierung sei grundsätzlich der größte Treiber bei allen aktuellen Essentrends, schreibt das Frankfurt Zukunftsinstitut in einer aktuellen Analyse. Dort heißt es: „Essen wird als Mittel […] der Persönlichkeitserweiterung, der Community-Bildung, der Weltverbesserung oder der Provokation eingesetzt. Lebensmittel, aber auch selbst zusammengestellte Ernährungsphilosophien werden immer mehr zur Ausdrucksform der Persönlichkeit.“ Auch Sven Gábor Jánszky vom Zukunftsforschungsinstitut 2B Ahead formuliert es ähnlich: „Unsere Vor-Generationen waren noch überzeugt, dieser Körper sei gottgegeben oder naturgegeben. ‚Gegeben‘ heißt in diesem Fall: ‚nicht veränderbar! Nur reparierbar, wenn er kaputt gegangen ist‘“, schreibt er.

Viele hätten diese Grundüberzeugung aber inzwischen abgelegt. „Sie warten nicht mehr, bis sie krank werden, um sich dann kurieren zu lassen. Stattdessen glauben sie, dass sie selbst die Verantwortung dafür haben, ihre Körper gesund, schön und leistungsfähig zu erhalten.“ Das sei die Grundlage für Trends wie Hirndoping und auch sogenanntes Medical Food.

Susanne Klaus vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung rät dazu, sich Ernährungstrends genau anzuschauen und sich das Geld für die derzeit auf dem Markt erhältlichen DNA-Tests zu sparen. Die Idee der personalisierten Ernährung sei grundsätzlich sinnvoll, sagt sie. Noch sei aber zu wenig darüber bekannt, wie Ernährung, genetische Disposition, Gesundheit und Körpergewicht zusammenhängen. „Daher kann kein Unternehmen nur aufgrund einer standardisierten DNA-Probe sagen, welche Ernährung für eine bestimmte Person ideal ist.“ Und auch von Nahrungsergänzungsmitteln rät sie ab. „Die werden oft überdosiert und das kann auch schaden.“ Ein dauerhaft zu hoher Konsum von Vitamin A zum Beispiel kann der Leber schaden.

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Sinnvoller ist aus ihrer Sicht, der klassischen Ernährungspyramide zu vertrauen, die die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt und die wohl jeder aus dem Schulunterricht kennt. Viel trinken, viel Obst und Gemüse, tierische Produkte in Maßen, Süßigkeiten als Ausnahme. 

Der Münchener Unternehmer Michael Berchtold kennt die Kritik an Nahrungsergänzungsmitteln. Er fühle sich damit dennoch wohler, sagt er. „Ich möchte sicher sein, dass mir keine wichtigen Nährstoffe fehlen.“ Seit Kurzem nutzt er auch ein Fitnessarmband, das seine Körperfunktionen wie Herz- und Atemfrequenz misst. Außerdem trägt er in eine zugehörige App ein, wie viel er schläft, was er wann isst und wie stressig sein Tag war. Berchtold will so noch besser verstehen, wie seine Ernährung, sein Schlafverhalten und seine Leistungsfähigkeit zusammenhängen und wie er noch gesünder leben kann. Eine derartige Bestandsaufnahme, wie man lebe und esse, sei grundsätzlich sinnvoll, findet auch Susanne Klaus. „Viele haben das nämlich gar nicht so genau im Blick.“ Sie rät aber auch: Man sollte sich mit Fitness-Apps und Kalorienzählen keinen Stress machen.

Sich etwas gönnen: Zeit

Stress – den will auch Miriam Schilling lieber vermeiden. Die 39-Jährige ist Leiterin für Personal und Organisation bei der Outdoormarke Vaude und achtet nach eigener Aussage ebenfalls bewusst auf eine gesunde Ernährung. Allerdings misst und optimiert sie nichts, sondern sie gönnt sich etwas: nämlich Zeit. „Für mich setzt gesunde Ernährung voraus, dass ich dafür ganz bewusst Zeit in meinem Arbeitsalltag einplane“, sagt Schilling. Sie blockt, wann immer möglich, eineinhalb Stunden Mittagspause in ihrem Kalender. Sie isst dann entweder mit ihren Kollegen in der Kantine oder zu Hause mit ihrer Lebenspartnerin: ganz in Ruhe, ohne Zeitdruck und macht manchmal noch einen Spaziergang danach. Die Arbeitszeit holt sie lieber am Nachmittag nach. 

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7 einfache Methoden, wie ihr mit Stress am Arbeitsplatz umgeht Quelle: Prostock-studio/Shutterstock

Dass das für sie der beste Rhythmus ist, musste Miriam Schilling erst lernen. Die Personalmanagerin arbeitete früher bei einem internationalen Gesundheitsanbieter; sie arbeitete viel, verbrachte die Pausen oft am Schreibtisch, schlang ihr Mittagessen nebenbei herunter, während sie weiter ihren Aufgaben nachging. Sie hatte in dieser Zeit Gewichtsprobleme und war häufig unzufrieden und gestresst, erzählt sie. Als dann noch eine schwierige Phase im Privaten dazu kam, wurde ihr alles zu viel. „Ich hatte Erinnerungslücken: Ich kam abends heim und wusste nicht mehr, worüber ich mich mit Kollegen unterhalten habe.“ Das war ein Grund, warum sie ihr Leben verändern wollte. Sie beschloss, nicht mehr ihrer Arbeit, sondern ihrer Gesundheit oberste Priorität einzuräumen.

Seitdem hat sie ihren Alltag umgestellt. Sie achtet darauf, dass ihre Grundbedürfnisse – wie ein gutes Mittagessen – erfüllt sind und plant ihre Termine darum herum. Langfristig betrachtet sei das sowieso sinnvoller, sagt Schilling. „Wenn es einem nicht gut geht, wird man auch im Job nicht dauerhaft viel leisten können.“ Seitdem sie auf eine richtige Pause und gutes Essen achte, sei sie weniger gestresst und produktiver. Auch ihre Gewichtsprobleme seien verschwunden. Umso mehr versucht sie jetzt darauf zu achten, dass nicht nur sie selbst nach dieser Philosophie lebt, sondern dass der Fokus auf das persönliche Wohlbefinden auch in der gesamten Firmenkultur bei Vaude mehr Beachtung findet. Kürzlich habe es im Unternehmen eine Führungskräftetagung gegeben, bei der genau diese Themen mit im Fokus standen, erzählt sie. 

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Gemeinsames Essen als Teambuilding

Genug Zeit fürs Essen im Arbeitsalltag zu haben, sollte aus Sicht von Theresa Geisel, der Vorsitzenden der Initiative Food & Health, keine Privatsache sein. „Wie gut Beschäftigte gesunde Ernährung im Arbeitsalltag umsetzen können, hängt nämlich nicht nur stark von der persönlichen Disziplin, sondern auch von den Angeboten des Arbeitgebers ab“, sagt sie. Unternehmen müssten es ihren Mitarbeitern leicht machen, sich gesund zu ernähren. Jeden Tag werden in Deutschland 17 Millionen Menschen von der Gemeinschaftsgastronomie versorgt, rechnet sie vor, also in Kantinen, Mensen und zum Beispiel auch Krankenhäusern. „Das ist ein großer Hebel, um Menschen gesünder, produktiver und zufriedener zu machen.“

Damit tun Unternehmen nicht nur ihren Beschäftigten, sondern auch sich selbst Gutes, betont Geisel. So erhöhe es tagtäglich die Produktivität, wenn die Mitarbeiter nach dem Essen  nicht erst mal kollektiv ins Suppenkoma fallen. Firmen profitieren auch, wenn ihre Angestellten ein besseres Immunsystem haben und im Winter weniger erkältet sind, sagt sie. Und: Sie könnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch gutes Essen ihre Wertschätzung zeigen und die Kantine zum Begegnungsort ausbauen.

Dieser Aspekt ist auch der Vaude-Personalchefin Miriam Schilling besonders wichtig. „Gerade heutzutage, wo viele im Homeoffice arbeiten, ist der persönliche Austausch – zum Beispiel beim Mittagessen – viel wert“, sagt sie. Die Kantine bei Vaude sei ein wichtiger kultureller Treffpunkt. Das haben noch nicht alle Arbeitgeber verinnerlicht, beobachtet Geisel. Manche betrachteten ihre Kantine weiterhin als reine „Kalorienversorgungsstätte“ „Dadurch verschenken sie wertvolles Potenzial.“

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Das belegen auch internationale Forschungsarbeiten – zum Beispiel eine Studie der US-amerikanischen Cornell-Universität von 2015. Dafür begleiteten Forschende über ein Jahr lang die städtische Feuerwehr einer amerikanischen Großstadt. Das Ergebnis: Teams, die ihre Mahlzeiten oft zusammen einnahmen, erhielten bessere Bewertungen bei der Teamleistung. Die Studie dürfte zwar nicht eins zu eins übertragbar sein. Denn in diesem speziellen Fall bereiteten die Feuerwehrtrupps ihre gemeinsamen Mahlzeiten sogar selbst zu. Statistisch relevant sei der Zusammenhang zwischen gemeinsamem Essen und guten Leistungen aber trotzdem, betonen die Forscher.

5 verrückte Meetingraum-Ideen Quelle: https://www.red-dot.org/project/flowspace-pod-54208

Und Psychologen der Berliner Humboldt-Universität zeigten in einer Studie, dass durch gemeinsame Mittagessen die sogenannte kognitive Kontrolle bei Arbeitnehmern nachließ. „Das heißt, man wird liberaler und nachlässiger, nimmt eigene Fehler weniger ernst“, lautet ihr Fazit. Die Studienteilnehmerinnen – in diesem Fall waren es nur Frauen – waren nach dem gemeinsamen Mittagessen zwar nicht unbedingt besser gelaunt, als wenn sie allein im Büro aßen. Aber sie gaben an, entspannter zu sein. 

Für Christian Poncin braucht es gar nicht so viele wissenschaftliche Studien, die belegen, dass die Pausenkultur fürs Teambuilding wichtig ist. „Das weiß schließlich auch jeder aus eigener Erfahrung“, sagt er. Poncin ist der Leiter der Betriebsgastronomie beim Düsseldorfer Industrie- und Konsumgüterhersteller Henkel. Der Dax-Konzern hat 2019 angefangen, ein neues Gastronomiekonzept zu planen. Und obwohl seit der Coronapandemie mehr Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten, hat er es umgesetzt. 

Man muss es sich leisten können

Poncin ist vor allem stolz auf zwei neu gebaute Betriebsrestaurants. Bis auf die obligatorische Essenstheke haben sie nur noch wenig mit klassischen Kantinen zu tun. Die Räume sind kleiner und aufwendig eingerichtet. Bei Taste of Asia hängen Dutzende Korblampen über glänzenden Holztischen, am Boden sind kunstvolle Fliesen verlegt. Nebenan beim Italiener ist eine Wand holzvertäfelt, eine andere in dunklem Türkisblau gestrichen. Vor den Wänden stehen gemütlich aussehende Sitzbänke mit lachsfarbenem Polster. Das Licht ist warm und unaufdringlich. „Unser Anspruch war, Restaurants zu bauen, die man auch beim Stadtbummel besuchen würde“, sagt Poncin. „Unsere Mitarbeiter sollen bei uns gut und gerne essen.“ Jedes dritte Essen, das bei Henkel verkauft werde, sei inzwischen pflanzlich, betont er.

Das hat natürlich seinen Preis: Insgesamt habe Henkel „ein paar Millionen Euro im unteren einstelligen Bereich“ in den Um- und Neubau der Kantinen investiert, sagt Poncin. Auch mehrere stilvolle Kaffeebars gibt es nun. Die Coronapandemie habe einen Wandel ausgelöst, beobachtet er. „Früher fragten sich Unternehmen: Was kostet mich eine Kantine? Jetzt fragen sie: Was ist sie mir wert?“ Die Pandemie habe den Wert von sozialem Austausch viel mehr ins Bewusstsein gerückt. 

Ein paar Millionen Euro in Kantinen und Kaffeebars zu investieren, können sich allerdings nur wenige Unternehmen leisten. Dennoch könnten auch andere Unternehmen viel tun, betont Theresa Geisel von der Initiative Verein Food & Health. „Das ist mehr eine Frage des Willens und der Kreativität als der finanziellen Möglichkeiten.“ Ein schöner Aufenthaltsraum, in dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen essen können, lässt sich auch mit wenig Geld gestalten – und sei es mit Do-It-Yourself-Palettenmöbeln. Und für gutes Essen braucht es auch nicht immer gleich eine Kantine, sagt Geisel.

Sie erzählt von einem Unternehmen mit etwa zwei Dutzend Beschäftigten, das für sein Team einen Privatkoch beschäftigt, der täglich für alle in der Firmenküche kocht. Das Unternehmen trage die Lohnkosten, die Ausgaben für Zutaten würden über den Essenspreis auf alle Mitarbeiter umgelegt. „Auch so was ist machbar.“ Darüber hinaus gibt es zahlreiche Lunch-Angebote von Startups, die die Betriebsgastronomie als Markt für sich entdeckt haben und Essen ins Büro liefern. „Firmen sollten die Verpflegung als Teil ihres betrieblichen Gesundheitsmanagements und Spiegel ihrer Unternehmenskultur mitdenken“, rät Gastronomieexpertin Theresa Geisel. 

Essen ist mehr als Kalorien auftanken zwischen zwei Arbeitsterminen. Es gibt uns Energie und hält uns gesund. Und auch die Art, wie wir essen, ob in Ruhe oder in Eile, am Schreibtisch oder mit Kollegen, macht einen Unterschied. Das ist wissenschaftlich nachweisbar und die Basis für Veränderung. Denn nur wer das Potenzial von Essen mehr wertschätzt, wird im Alltag mehr Zeit und Geld dafür aufwenden. Das gilt für Einzelne und für Unternehmen.

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