Zeitmanagement-Experte meint: „Facebook-Blackout war ein Segen für die Produktivität!“
Für Facebook Inc. gilt der sechsstündige Ausfall aller Dienste am Montagabend als finanzielles Fiasko. Facebook-Gründer und Konzernchef Mark Zuckerberg habe dadurch in wenigen Stunden rund sechs Milliarden US-Dollar verloren, schreibt das Finanzportal Bloomberg. Doch während der Total-Ausfall die Online-Netzwerke Facebook, Instagram und Whatsapp in die Knie zwang und den Konzern in Aufruhr brachte, dürften die Nutzerinnen und Nutzer, vor allem aber der Rest der Wirtschaft, wohl profitiert haben. Das meint zumindest Zeitmanagement-Experte Martin Geiger im t3n-Gespräch: „Der Facebook-Blackout war ein Segen für die Produktivität.“ Denn: Immer online zu sein, bedeute, immer abgelenkt zu sein. Das gilt vor allem im Job.
Facebook down: Alle 11 Minuten eine Ablenkung?
Inzwischen gebe es einen regelrechten Social-Media-Burnout, so wie es seit Jahren bereits eine Internet-Sucht gibt. Beides gehe mit verheerenden Folgen für die persönliche Gesundheit der Menschen als auch für die Volkswirtschaften an sich einher. Geiger rechnet wie folgt: „Es dauert an einem durchschnittlichen Büroarbeitsplatz aktuell gerade einmal elf Minuten, bevor wir abgelenkt werden. Um wieder den gleichen Grad der Konzentration zu erlangen, benötigt es dann allerdings 25 Minuten.“ Das bedeute laut dem Zeitmanagement-Experten, dass zwei Drittel der Arbeitszeit alleine damit verschwendet werden, einen fokussierten Zustand wiederzuerlangen, der ohne die ständige Ablenkung gar nicht verloren gegangen wäre. Diese Produktivitätsfalle koste Milliarden.
Sozialen Medien spricht Martin Geiger einen erheblichen Anteil an diesen Ablenkungen zu. Selbst wenn Arbeitgebende digitale Dienste wie Facebook, Instagram und Whatsapp auf Firmengeräten verbieten, können sie das nicht für private Geräte anweisen. In seinem Buch „33 unfehlbare Wege, sein Leben zu verplempern“ (Amazon, Weltbild, Dussmann) rechnet der Zeitmanagement-Experte vor, dass Social Media rund drei Jahre an Lebenszeit fressen würde. Eine für viele Menschen nachdenklich stimmende Zahl: „Ich bin überzeugt, niemand wird sich auf dem Sterbebett wünschen: Hätte ich nur mehr Zeit mit Facebook verbracht“, so Martin Geiger. In drei Jahren könne eine Menge an konstruktiven Dingen geschaffen werden – egal, ob im Beruf oder im Privatleben.
Dass auch soziale Medien als erholsamer Pausenfüller dienen können, sieht er übrigens eher kritisch. Sie seien als Ersatz für den Gang in die Kaffeeküche weitaus zeitraubender, weil sie auch davor und danach immer verfügbar sind. Im Lauf der Arbeitswoche summieren sich so schnell ein paar Stunden. „Auch wenn Pausen wichtig für die eigene Produktivität sind, so konkurriert ein konzentrierter Flow-Zustand immer mit gedankenverlorenem Scrollen durch irrelevante Statusmeldungen oder ablenkende Gruppenchat-Gespräche.“ Martin Geiger rät deshalb dazu, den Ton des Nachrichteneingangs auszuschalten und sich – wenn überhaupt – feste Belohnungspausen für den Social-Media-Konsum im Arbeitsalltag zu setzen. Zudem sei ein Offline-Day pro Woche mehr als sinnvoll.
Facebook-Dienste: Nutzung in Deutschland
Laut der jährlich erscheinenden ARD/ZDF-Onlinestudie 2020 gehören Facebook, Instagram und Whatsapp zu den meist frequentierten Netzdiensten der Deutschen. Facebook hätten demnach 14 Prozent und Instagram bereits 15 Prozent der im Internet aktiven Bundesbürgerinnen und Bundesbürger täglich genutzt. Zwar würde die Relevanz von Facebook sinken, jedoch von Instagram parallel dazu steigen. Mit 68 Prozent täglicher Nutzung bleibt Whatsapp zudem der verbreitetste Messenger-Dienst unter den Deutschen. Laut dem Digital 2020 Report für Deutschland von Hootsuite und We Are Social nutzen Deutsche das Internet rund vier Stunden und 52 Minuten pro Tag, davon verbringen sie allein eine Stunde und 19 Minuten auf sozialen Netzwerken.