„Zoom Fatigue“: Warum machen uns Videokonferenzen müde?

Ziemlich genau fünf Jahre ist es her, dass die Coronapandemie ausbrach, und manche Veränderungen, die das mit sich gebracht hat, bleiben bis heute bestehen. Remote Work etwa hat durch Lockdowns und Abstandregeln im Jahr 2020 einen Aufschwung erfahren und ist heute für viele Arbeitnehmer:innen kaum noch wegzudenken.
Mit der Remote-Arbeit kamen auch Videocalls in den Arbeitsalltag – und sind bis heute ein fester Bestandteil. Schon zu Beginn der Coronapandemie zeigte sich jedoch schnell eine gewisse Müdigkeit gegenüber der neuen Praxis, und der Begriff der „Zoom Fatigue“ (oder auch Videoconference Fatigue) war geboren.
Was für viele zunächst allem Anschein nach mit nicht perfektionierter Videocall-Etikette und dem ungewohnten neuen Arbeitsalltag zusammenhing, lässt sich 2025 noch immer beobachten. Ein Forschungsteam der Michigan State University hat sich deshalb genauer mit dem Phänomen auseinandergesetzt.
Ursachen der Zoom Fatigue: Wer ist warum betroffen?
Tatsächlich scheint die generelle Zoom Fatigue in den vergangenen Jahren abgenommen zu haben. So berichtet Science Alert im Zuge der Studie, dass ein Großteil der Arbeitnehmer:innen, die die Chance dazu haben, gerne remote arbeitet und dass diejenigen, die häufig an Videokonferenzen teilnehmen, selten von großer Belastung berichten.
Frühere Studien haben jedoch gezeigt, dass vor allem Frauen und People of Color (POC) überdurchschnittlich von der Videokonferenz-Müdigkeit betroffen sind. Chaeyun Lim, Hauptautorin der neuen Studie, und ihr Team gingen auf Ursachenforschung. Sie konzentrierten sich dabei vor allem auf den Zusammenhang zwischen Zoom Fatigue und der Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen – etwas, wovon die genannten Personengruppen ebenfalls überdurchschnittlich oft betroffen sind.
Zoom Fatigue: Ist der Blick auf das eigene Gesicht das Problem?
Knapp 2.500 US-Arbeitnehmer:innen wurden für die Studie unter anderem dazu befragt, wie sie ihr Aussehen einschätzen und wie sie zu Filter-Funktionen in Videomeetingsoftware stehen. Die Erkenntnis nach Untersuchung der Ergebnisse mithilfe von Strukturgleichungsmodellen: Wer unzufriedener mit dem Aussehen seines Gesichts ist, neigt stärker zu Zoom Fatigue – und zur Nutzung von Filtern für das eigene Videobild.
Ein kausale Zusammenhang bleibt dabei unklar. Dennoch betonen die Studienautor:innen, dass es Hinweise darauf gibt, dass das Betrachten des eigenen Gesichts auf dem Bildschirm Unzufriedenheit mit dem Aussehen verstärken könne.
Ähnliche Auswirkungen seien etwa bei der Nutzung von Social Media schon lange bekannt. „In ähnlicher Weise kann die längere Zeit, die man mit Videokonferenzen verbringt, negative Wahrnehmungen des Selbstbildes sowie Bedenken hinsichtlich einer kritischen Bewertung verstärken“, schreiben die Forscher:innen in ihrer Untersuchung.
Wenig verwunderlich ist da die Beobachtung, dass Menschen, die mit dem eigenen Aussehen unzufrieden sind und häufiger an Zoom Fatigue leiden, Videokonferenzen auch insgesamt kritischer gegenüberstehen und etwa ihren Nutzen hinterfragen.
Weitere Untersuchungen zur Zoom Fatigue nötig
Die Autor:innen weisen in ihrer Studie abschließend darauf hin, dass die Untersuchung noch große Einschränkungen aufweist. So sei kein kausaler Zusammenhang nachweisbar, zudem stammen alle Proband:innen aus den USA. Weiterführende Forschungen sollten sich daher auf kulturell vielfältigere Personengruppen fokussieren und verstärkt nach Lösungsansätzen für die Videokonferenz-Müdigkeit suchen.