Das Videokonferenztool Zoom hat vor dem Hintergrund der Corona-Krise in den vergangenen Wochen enorm an Beliebtheit gewonnen. Zugleich nahmen aber auch Angriffe von Cyberkriminellen sowie die Kritik von Datenschützern zu. Entsprechend hatte Zoom-Chef Eric Yuan am Mittwoch erklärt, dass sich das Unternehmen in den nächsten Monaten auf Sicherheitspatches und das Ausbessern von Bugs konzentrieren wolle. Die Entwicklung neuer Funktionen für die App stehe erst einmal hintan. Wie wichtig das ist, zeigen zwei aktuelle Sicherheitslücken.
Zoom-Lücke erlaubte Zugriff auf sensible Daten
Bei der einen Schwachstelle sollen Hacker bis zum Schließen der Lücke am Mittwoch die Möglichkeit gehabt haben, auf sensible Daten und E-Mails zuzugreifen, wie Spiegel Online schreibt. Dem IT-Sicherheitsexperten Matthew Hickey war es zuvor eigenen Angaben nach gelungen, den Benutzernamen und das Windows-Passwort eines Zoom-Nutzers abzufangen. Diese hatte er unbemerkt an einen von ihm kontrollierten Server übertragen können. Der Angriff sei ziemlich einfach auszuführen gewesen, meinte Hickey.
Schon in der vergangenen Woche hatte ein IT-Sicherheitsforscher die Idee zu dem Angriff in einem Tweet veröffentlicht. Diese Angriffsmöglichkeit habe Hickey, der für die IT-Firma Hacker House arbeitet, innerhalb von 30 Minuten nachbauen können. Es ist nicht schwer vorzustellen, dass findige Hacker ohne gute Absichten ebenfalls dazu in der Lage gewesen sein dürften. Gefährdet seien vor allem Nutzer gewesen, die Rechner von ihren Unternehmen gestellt bekommen habe.
Zahlreiche Videokonferenzen ohne Passwortschutz
Über ein weiteres Problem hat der populäre Sicherheitsforscher Brian Krebs auf seinem Blog Krebsonsecurity berichtet. Demnach soll das sogenannte Zoombombing, das sogar schon das FBI auf den Plan gerufen hat, vor allem wegen eines mangelhaften Passwortschutzes möglich sein. Zoombombing bezeichnet das unerwünschte Einwählen fremder Personen in eine Zoom-Konferenz.
Das Tool Z-War-Dial, das nicht durch ein Passwort geschützte Zoom-Konferenzen aufspüren kann, soll Krebs zufolge derzeit rund 100 solcher Meetings pro Stunde finden. Passwort-geschützte Konferenzen findet das Tool nicht. Das Problem liegt also einerseits bei nicht aufmerksamen Nutzern, die vergessen, ihr Meeting entsprechend abzusichern. Andererseits scheint es auch ein Problem bei Zoom zu geben. Denn eigentlich sollte das Tool ein automatisches Passwort vergeben – in vielen Fällen scheint das nicht zu funktionieren, so Krebs.
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