Während Deutschland sich nach drei Monaten 9-Euro-Ticket noch über eine Nachfolgeregelung für die erfolgreiche günstige Fahrkarte streitet, hat Spanien eine komplett kostenlose Variante an den Start gebracht – allerdings mit Einschränkungen.
Spanische Bahn: Gratisfahrten für Pendler:innen
Im Zeitraum zwischen 1. September bis 31. Dezember 2022 können Menschen, die regelmäßig eine der Züge der Staatsbahn Renfe (Red Nacional de los Ferrocarriles Españoles) Operadora nutzen, bares Geld sparen. Gratis fährt man aber nur auf bestimmten Pendlerstrecken oder in festgelegten Zonen. Und nur in der Bahn, nicht etwa in Bussen oder Straßenbahnen.
Darüber hinaus gibt es immerhin Ermäßigungen von bis zu 50 Prozent auf einigen Hochgeschwindigkeitsstrecken. Wer das 0-Euro-Ticket innerhalb des Aktionszeitraums mindestens 16-mal nutzt, erhält zudem die Bearbeitungsgebühr von zehn bis 20 Euro zurück.
Zur Einordnung: Ein Monatsticket kostet in Spanien je nach Strecken zwischen 30 und 90 Euro, wie die taz schreibt.
Kein Wunder, dass es einen wahren Ansturm auf das Ticket gibt. In den vergangenen beiden Wochen, seit dem Verkaufsstart am 24. August, sei in der Schalterhalle im Madrider Bahnhof Atocha „die Hölle losgewesen“, wie einer der rund 850 eigens eingestellten Kundenberater:innen der spanischen Bahn der taz sagte.
Am kommenden Montag, wenn die Urlaubszeit sowie die Sommerferien an Spaniens Schulen und Universitäten zu Ende gehen, werde es noch einmal heiß hergehen, erwartet der Kundenberater.
75 Millionen Gratisfahrten bis Ende 2022
Renfe rechnet damit, dass eine halbe Million Fahrscheine verkauft werden. Bis jetzt sind über 300.000 der Gratis-Fahrkarten über die Ladentische gegangen. Mindestens 75 Millionen Gratisfahrten dürften bis Jahresende absolviert werden, wie Renfe schätzt.
Finanziert wird das Ganze übrigens über eine Übergewinnsteuer für Energieversorger und Banken, von der die spanische Regierung sich zusätzliche Einnahmen von 3,5 Milliarden Euro jährlich erwartet. Neben dem 0-Euro-Ticket sollen davon auch zusätzliche Stipendien für Schüler:innen und Student:innen bezahlt werden.
Sánchez: ÖPNV fördern, Energieverbrauch senken
Der sozialistische Ministerpräsident Spaniens Pedro Sánchez, erklärte, dass seine Regierung mit der Maßnahme den öffentlichen Verkehr fördere und den Energieverbrauch senke.
Kritik gibt es aber auch. Die privatisierten Betreiber des regionalen Busverkehrs etwa fürchten ein Abwandern der Kund:innen zur kostenlosen Bahn.
Darüber hinaus wird – ähnlich wie in Deutschland – vor einem Kollabieren der schon jetzt völlig überfüllten Bahnen gewarnt. Gefordert wird entsprechend eine Erhöhung der Taktfrequenz der Züge.