15-jährige Tiktok-Influencerin wird zum Stalking-Opfer – und ruft dazu auf, schneller zu reagieren

Ava Majury in einem ihrer Videos. (Bild: Tiktok / @avamajuryyy)
Die 15-jährige Ava Majury aus Florida hat das geschafft, wovon viele junge Mädchen träumen: eine Karriere als Influencerin. Doch aus dem Traum wird im Juli 2021 ein Albtraum, als einer ihrer Fans mit einer Waffe bei ihr zu Hause erscheint – wo er von Avas Vater aus Notwehr erschossen wird. Die Majurys bleiben unverletzt. Was war passiert?
Seit sie 13 Jahre alt ist, teilt Ava Majury auf Tiktok kurze Dance- und Playback-Videos und konnte sich damit eine Follower:innenschaft von inzwischen 1,2 Millionen aufbauen. Auf Instagram folgen ihr mehr als 300.000 Menschen. Sie verdient gutes Geld und bekommt Werbeverträge. Drei Viertel ihrer Community sind männlich.
Selfies gegen Geld
Eine Einnahmequelle von Majury ist es, Fotos von sich über den Mobile-Payment-Service Venmo zu verkaufen. Einer ihrer Kund:innen ist EricJustin111, der mit Klarnamen Eric Rohan Justin heißt und 18 Jahre alt ist. Justin schickt der jungen Influencerin bereits seit Anfang 2020 immer wieder Kommentare auf Tiktok, Snapchat und Instagram und taucht in Onlinespielen auf, die sie mit ihren Brüdern spielt. Ava antwortet ein paar Mal, unverbindlich. „Weil ich meinen Fans immer geantwortet habe“, sagt sie später dazu gegenüber der New York Times.
Nachdem Justin zwei Selfies von Ava für etwa 300 US-Dollar gekauft hat, will er mehr. Er fragt sie nach „Booty-Pics“ und Fotos von ihren Füßen. Die damals erst 14-jährige Ava blockiert ihn.
Zugang über Freund:innen
Als Justin nicht locker lässt und sich auch über Avas Freund:innen Informationen und Bilder der Influencerin mit Geld und Mathe-Hausaufgaben erkauft, mischt sich ihr Vater ein. Er schreibt Justin eine SMS, in der er von ihm verlangt, seine minderjährige Tochter in Ruhe zu lassen.
Doch Justin gibt nicht auf. Im Gegenteil: Er radikalisiert sich. Mit Mitschüler:innen von Ava teilt er seine Pläne, sie anzugreifen. Er schreibt: „Ich könnte einfach die Tür mit einer Schrotflinte durchbrechen.“ Auch Familie Majury erfährt davon. Doch sie ignorieren die Nachrichten von Justin, da sie herausfinden, dass er Hunderte Kilometer entfernt wohnt. „Ich habe die Bedrohung nicht ernst genommen“, sagt Avas Vater Rob Majury, ein ehemaliger Polizist, später.
Vater erschießt den Stalker
Spätestens am 10. Juli 2021 wird klar, wie ernst Justin seine Drohungen gemeint hat. In den frühen Morgenstunden erscheint der 18-Jährige mit einer Waffe vor Avas Wohnhaus in Naples und schießt ein Loch in die Eingangstür – genau so, wie er es angekündigt hatte. Während sich der Rest der Familie versteckt, zückt Ava Majurys Vater seine Waffe und verfolgt den fliehenden Stalker, um ihn zu stellen. Doch er entkommt, als Rob Majury stolpert.
Als Justin zum Tatort zurückkehrt, fordert Majury ihn vor dem Haus auf, seine Waffe fallen zu lassen – so berichtet es der Familienvater der New York Times. Als er das nicht tut und die Pistole stattdessen auf ihn richtet, erschießt der Ex-Polizist den jungen Mann. Auf den beiden Handys, die Justin bei sich trägt, werden später Tausende Fotos von Ava Majury gefunden.
Trotz des tödlichen Schusses muss Rob Majury wohl keine juristischen Konsequenzen befürchten, da er aus Notwehr gehandelt hat. Zudem gibt es in Florida das „Stand-Your-Ground“-Gesetz, das Personen erlaubt, im Extremfall auch tödliche Gewalt anzuwenden, um sich gegen Angriffe zu wehren.
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Ava ist nach wie vor auf Social Media
Wenn auch niemand der Majurys körperlichen Schaden genommen hat, so hat der Vorfall dennoch Spuren hinterlassen. Die Familie ist umgezogen und aus Angst geht Ava nicht mehr zur Schule, sondern wird zu Hause unterrichtet. Auf Social Media ist sie nach wie vor aktiv.
Erst diese Woche hat sie ihre Geschichte auch mit ihren Follower:innen geteilt. „Ich hätte nie gedacht, dass meine unschuldigen Posts dazu führen würden, dass ein Fremder mit einer Schrotflinte vor meiner Haustür auftaucht“, schreibt Majury auf Instagram – und ruft Menschen dazu auf, frühzeitig auf unangenehme Nachrichten zu reagieren. Sie schreibt: „Ich fordere junge Menschen und Eltern dringend auf, jede Drohung oder jedes Signal von Gewalt sofort zu melden und nicht zu warten, bis es zu spät ist.“
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