Wie ein gigantischer Asteroid den Jupiter-Mond Gandymed verändert hat
Asteroiden sind ein nicht zu unterschätzender Faktor für tiefschürfende Veränderungen im Universum. Die zufällig herumtrudelnden Gesteinsbrocken können je nach Größe bei Kollisionen zu völlig neuen Bedingungen in kosmischen Systemen führen.
So hat höchstwahrscheinlich der Einschlag eines solchen Asteroiden vor 66 Millionen Jahren dafür gesorgt, dass das Zeitalter der Dinosaurier endete und die Evolution ganz andere Lebensformen hervorbringen konnte.
Forschende der japanischen Kobe Universität haben jetzt in einer Studie die Theorie aufgestellt, dass auch der Jupiter-Mond Ganymed ein solch einschneidendes Ereignis erlebt haben könnte. Allerdings war dieser Asteroid noch deutlich größer als der Dinosaurier-Killer auf der Erde – und hat sogar die Flugbahn Ganymeds verändert.
Ganymeds Oberfläche: Computersimulation legt unglaubliche Erklärung nahe
Ganymed ist der größte unter den 92 derzeit bekannten Monden Jupiters und mit 5.262 Kilometern Durchmesser auch der größte in unserem Sonnensystem. Zum Vergleich: Der Erdenmond hat einen Durchmesser von 3.474 Kilometern.
Wie Forschungsleiter Naoyuki Hirata gegenüber dem Guardian berichtet, haben Forschende schon länger angenommen, dass es sich bei den Grabensystemen auf Ganymeds Oberfläche um mehrere konzentrische Kreise eines Asteroideneinschlags handeln könnte. Dabei kam vor allem die Vermutung auf, dass die Oberflächenstruktur mit Ganymeds Flugbahn in Verbindung stehen könnte.
Anhand einer Computersimulation haben die Forschenden jetzt die Szenarien eines Asteroideneinschlags durchgespielt und sind dabei zu einer verblüffenden Erkenntnis gekommen: Der Gesteinsbrocken, der den Jupiter-Mond vor rund vier Milliarden Jahren getroffen haben dürfte, besaß wohl eine Größe von 300 Kilometern – und war damit 20-mal so groß, wie der Himmelskörper, der auf der Erde das Ende der Dinosaurier herbeigeführt hat.
Asteroideneinschlag verändert Flugbahn des Jupiter-Mondes
Der Asteroid hat Ganymed wohl in einem Winkel von 60 bis 90 Grad getroffen und hinterließ dabei einen Graben von unglaublichen 1600 Kilometern Durchmesser, was in etwa der Strecke von Berlin nach Rom entspricht. Der Einschlag hat sogar Ganymeds Achse für immer verschoben, allerdings nicht rein durch die Heftigkeit des Aufpralls.
Was zur Verschiebung von Ganymeds Positionierung im All geführt hat, waren der aufgewirbelte Staub und das hochgeschleuderte Gestein. Beim Herabfallen entstand eine vollkommen neue Oberfläche auf dem Jupiter-Mond, die auch zu einer neuen Gewichtsverteilung führte und somit zur Verschiebung der Achse beigetragen haben muss.
Jupiter-Monde: Juice-Mission verspricht weitere Erkenntnisse
Die Forschenden konnten bislang auf Ganymed keine Oberflächenstruktur finden, die älter ist als das Kratersystem. Das bedeutet, dass sich die gesamte Oberfläche des Mondes nach dem Einschlag neu geordnet hat. Welche Auswirkungen das alles auf den darunter vermuteten Salzwasserozean hatte, ist noch unklar.
Weitere Erkenntnisse zu dieser und vielen weiteren Fragen, die die neue Theorie aufwirft, dürfte in gut zehn Jahren wohl die Esa-Sonde Juice liefern, die erst vor Kurzem durch spektakuläre Manöver auf ihre Flugbahn Richtung Jupiter gebracht wurde. Die Sonde wird die vier Galileischen Jupitermonde und darunter vor allem Ganymed und Kallisto genauer untersuchen und der Forschung dabei noch nie gesehene Aufnahmen von der Oberfläche der Himmelskörper liefern.