5 Dinge, die du diese Woche wissen musst: FTX-Comeback, KI-Party und Klimaschutz durch Autobahnen
Kommen 25 Bots in eine Bar: So beginnt nicht etwa ein neuer schlechter KI-Witz, sondern das Experiment eines Forschungsteams von Google und der Stanford University. Die Ergebnisse des Experiments sind spannend und erstaunlich, wie so vieles, was der aktuelle KI-Boom mit sich bringt. Allerdings geraten auch die Schattenseiten der Technologie stärker in den Fokus. Neben den Themen Datenschutz und dem teils losen Umgang der Sprach-KI mit Fakten, ist hier aktuell vor allem der enorme Energie- und Wasserverbrauch der Technologie Zündstoff für Diskussionen.
Das und mehr sind die Themen unseres neuen Weeklys.
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1. Forscher:innen berechnen den Wasserverbrauch von ChatGPT
Den Berechnungen der Forscher:innen zufolge habe allein das GPT-3-Training 700.000 Liter Wasser verbraucht. Das entspricht ungefähr dem täglichen Trinkwasserverbrauch von über 5.000 Menschen. Zudem werde für die Kühlung der Rechenzentren meist Trinkwasser verwendet.
Die Forscher mussten ihre Berechnungen auf Schätzungen stützen. OpenAI hat bisher nicht verraten, wie lange GPT-3 trainiert wurde. Microsoft wiederum hat angegeben, dass der für die KI-Entwicklung eingesetzte neue Supercomputer des Konzerns aus 10.000 Grafikkarten und 285.000 Prozessorkernen besteht. Das entspricht laut Forschern einem Wasserverbrauch, wie er bei der Herstellung von 370 BMW oder 320 Teslas benötigt wird.
Und: Googles Chatbot Bard könnte noch deutlich mehr Wasser verbraucht haben, da einige der Google-Rechenzentren in heißen Gebieten wie Texas stehen. Hier gehen die Forscher:innen von mehreren Millionen Litern Wasser aus.
Die Forscher haben übrigens nicht das Wasser berechnet, das nach dem Kühlvorgang wieder zurück in Flüsse oder Seen geleitet wird. Vielmehr handelt es sich bei den Berechnungen um Trinkwasser, das in Kühltürmen verdampft. „Der Wasser-Fußabdruck von KI-Modellen darf nicht länger ignoriert werden“, so ihre Forderung. „Der Wasserverbrauch muss als Teil der gemeinsamen Bemühungen zur Bekämpfung globaler Wasserprobleme als Priorität angegangen werden.“
2. Wissing will mehr Klimaschutz durch Straßenverkehr
Verkehrsminister Volker Wissing möchte mehr Verkehr auf die Autobahnen bringen, statt Transporte auf den Schienenverkehr zu verlagern, wie ursprünglich geplant. Im Verkehrsministerium geht man davon aus, dass der Straßenverkehr künftig weiter elektrifiziert wird und der Strom dafür aus erneuerbaren Quellen kommt.
„Klima- und Verlagerungsziele sind zu trennen“, heißt es in einem Bericht, der dem Handelsblatt vorliegt. Wissing möchte also weiterhin die Klimaziele verfolgen, die Verlagerung auf die Schienen sei allerdings nicht der richtige Weg. Eine Prognose von Wissings Ministerium legt nahe, dass der Verkehr auf Fernstraßen bis 2051 zunehmen wird, weshalb hier kräftig investiert werden soll. Auf den Schienen gäbe es demnach noch einen geringen Zuwachs.
Dazu geht das Ministerium davon aus, dass durch die Energiewende deutlich weniger Kohle, Koks und Mineralölprodukte transportiert werden müssen, dafür aber mehr Pakete, Lebensmittel und Papier. Solche Güter werden laut Ministerium effizienter mit Lkw transportiert.
Wissings Pläne ernten Kritik von Befürworter des Schienennetzes. Peter Westenberger, Geschäftsführer des Netzwerks europäischer Güterbahnen, spricht laut Handelsblatt von einer Kriegserklärung. Solche Aktionen würden dazu führen, dass weniger in das Schienennetz investiert werde.
3. Bots feiern eine Party
Wie verhalten sich KI-Bots, die mit ChatGPT trainiert wurden, wenn sie menschliches Leben in einer virtuellen Stadt simulieren sollen? Dieser Frage ist ein Forschungsteam von Google und der Stanford University nachgegangen.
Die Antwort in aller Kürze: ganz ähnlich wie wir. Insgesamt 25 KI-Chatbots haben die Forscher:innen in der virtuellen Stadt Smallville angesiedelt. Dort standen ihnen Häuser, eine Bar, ein Café, ein Lebensmittelgeschäft, eine Apotheke und ein College zur Verfügung.
Die KI-Bots wurden trainiert, neue Informationen aufzunehmen, sie zu speichern und sich entsprechend zu verhalten. So waren sie in der Lage, sich zu verabreden oder scheinbar bedeutsame Gespräche mit den anderen Bots zu führen.
Ein „Isabella Rodriguez“ genannter Bot soll beispielsweise neun andere zu einer Valentinstagsparty im Café der Stadt eingeladen haben. Die Gäste hätten sich zum Teil bei ihr zurückgemeldet, um ihre Freude über die Party zum Ausdruck zu bringen.
Die Bots leisteten sich allerdings auch kleinere Schnitzer, wie den Besuch geschlossener Läden oder die Versammlung in einem Badezimmer, in dem sie eigentlich nichts zu suchen hatten. Der spontane mittägliche Besuch in einer Kneipe hat allerdings auch den Charakter eines allzu menschlichen Fehlers.
Die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit haben die Forscher:innen im Rahmen der Studie „Generative Agents: Interaktive Simulation des menschlichen Verhaltens“ veröffentlicht. Ein Peer-Review der Arbeit steht noch aus.
4. Stresslevel lässt sich an der Maus- und Tastaturnutzung erkennen
Ein Team der ETH Zürich hat ein Modell entwickelt, das anhand von Mausbewegungen und Tippverhalten das Stresslevel von Büroangestellten misst. Forschungsleiterin Mara Nägelin sagt: „Wir waren überrascht, dass das Tipp- und Mausverhalten besser voraussagt, wie gestresst sich Probandinnen und Probanden fühlen, als die Herzfrequenz.“
Die Mathematikerin Nägelin erklärte das Prinzip in der Pressemitteilung der Universität: „Wer gestresst ist, bewegt den Mauszeiger öfter und ungenauer und legt längere Wege am Bildschirm zurück. Entspannte Menschen gelangen dagegen auf kürzeren, direkteren Wegen an ihr Ziel und lassen sich dabei mehr Zeit.“
Ähnlich ist es beim Tippen. Die Studie ergab: Gestresste Probanden machen mehr Fehler bei Tastatureingaben und viele kurze Pausen beim Tippen.
Eine kontinuierliche Erkennung könnte dazu beitragen, Stress vorzubeugen und zu reduzieren. Denkbar ist etwa, dass eine entsprechende App bei hohem Stresslevel personalisiertes Feedback gibt oder dem Arbeitgeber Ratschläge erteilt.
5. Ersteht die Pleite-Börse FTX wieder auf?
Der Niedergang der Kryptobörse FTX und das Chaos rund um ihren Gründer Sam Bankman-Fried sorgten für reichlich Turbulenzen auf dem Finanzmarkt. Bald könnte FTX aber wiederauferstehen – so zumindest die Einschätzung der Anwälte des Unternehmens. Bei einem Termin vor dem Konkursgericht in Delaware am Mittwoch stellten sie den Weiterbetrieb der Kryptobörse in Aussicht. Eine Entscheidung darüber könnte noch im laufenden Quartal getroffen werden. Die Aussicht auf den Neustart beflügelte den Kurs des nativen FTX-Token, der in die Höhe schnellte.
Das Geld für die Wiederbelebung könnte dabei aus einer Fremdfinanzierung oder dem Verkauf der Vermögenswerte kommen. Allerdings warten die meisten FTX-Kund:innen noch auf die Rückzahlung ihrer Gelder. Bislang konnten nur FTX-Kund:innen in Japan ihr Geld wieder abheben.
Bei FTX geht es aber nicht nur um eine finanzielle Stabilisierung. Die gesamte Unternehmenskultur dürfte eine Generalüberholung brauchen.
So sollen bei FTX und ihren Tochterunternehmen Ausgaben und Rechnungen über Slack eingereicht und per Emoji genehmigt worden sein. Über die Nachrichtensysteme wurden teilweise Überweisungen in zweistelliger Millionenhöhe genehmigt, gleichzeitig gab es nur inoffizielle oder gar keine Aufzeichnungen über die Transfers. Die meisten dieser Schnellentscheidungen sollen von Bankman-Fried selbst oder dem technischen Leiter von FTX, Nishad Singh, und Ex-CTO Gary Wang getroffen worden sein.
Das Team von Interimsmanager John Ray fand zudem Kryptovermögenswerte im Wert von über einer Milliarde Dollar, für die nur wenige oder gar keine Aufzeichnungen existieren. Das Urteil des neuen Management-Teams ist entsprechend vernichtend: Das Scheitern von FTX wurzelte in „Hybris, Inkompetenz und Gier“, heißt es in dem Bericht.
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