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Silicon Valley und Biden: 7 Gründe, wieso die Tech-Konzerne sich jetzt freuen

Joe Biden will höhere Steuern für Unternehmen wie Amazon und Apple – und neue Regeln für Netzwerke wie Facebook und Youtube. Trotzdem sieht es gut für das Valley aus.

Von Jan Vollmer
4 Min. Lesezeit
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Das Valley hat genug von Trump – und freut sich mit Joe Biden auf Tech-Talente und mit Vize Kamala Harris auf eine alte Bekannte. (Foto: dpa)

Schon am ersten Tag der US-Wahl schossen die Kurse der amerikanischen Tech-Aktien in die Höhe: Apple, Tesla, Microsoft, Amazon – die großen Namen zogen an, während sich Kandidat Joe Biden in den Auszählungen der Pole-Position näherte.

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Obwohl Joe Biden höhere Steuern für große Konzerne angekündigt hat, scheint die Branche ihn lieber zu mögen als den amtierenden Präsidenten Donald Trump. Hier analysieren wir die möglichen Gründe dafür.

1. Das Silicon Valley mochte Trump noch nie (und fühlt sich schuldig)

Trump und das Silicon Valley hatten schon vor vier Jahren, bei Trumps erster Kampagne, eine schwierige Beziehung. Unfreiwillig waren Facebook, Youtube und Twitter im Jahr 2016 zu Trumps Wahlhelfern geworden: Nirgendwo sonst breiteten sich Falschnachrichten, die dem Kandidaten Trump in die Hände spielten, schneller aus als auf den Social-Media-Plattformen.

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Während die Algorithmen ihrer Plattformen für Trump arbeiteten, spendeten die Angestellten überwiegend für Hillary Clinton. Einwohner*innen der San Francisco Bay Area unterstützten die Demokraten 2016 mit 163 Millionen US-Dollar und hatten für die Republikaner nur 800.000 Dollar übrig.

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Nach politischen Skandalen wie dem um Cambridge Analytica schienen sich vor allem die Mitarbeitenden von Facebook selbst die Schuld für die trumpsche Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft zu geben: Im November 2017 glaubten (laut einer Umfrage) noch über 70 Prozent der Facebook-Mitarbeitenden, ihr Unternehmen würde die Welt zu einem besseren Ort machen. Zwei Jahre später waren es nur noch 53 Prozent. 2020 wurden in der San Francisco Bay Area noch einmal 22 Prozent mehr – 199 Millionen Dollar – für den Wahlkampf von Joe Bidens Demokraten eingesammelt.

2. Biden will Section 230 reformieren

Beide Kandidaten, Trump und Biden, hatten vor der Wahl angekündigt, die Sektion 230 des Communication-Decency-Acts abschaffen zu wollen. Sektion 230 ist gewissermaßen der juristische Grundbaustein für viele Silicon-Valley-Konzerne. Während die Herausgeber von beispielsweise Zeitungen direkt für die Inhalte haften, die sie veröffentlichen, schützt Sektion 230 Soziale Netzwerke wie Facebook oder Youtube vor genau dieser Haftung – und hat damit das Internet, so wie wir es kennen, erst möglich gemacht.

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Nachdem vor allem Twitter und Facebook Trumps Posts mit Warnhinweisen versehen und teilweise deren Reichweite eingeschränkt hatten, hatte Trump angekündigt, gegen das juristische Schild Sektion 230 vorzugehen – und es Facebook und Twitter zu verbieten, überhaupt zu moderieren.

Joe Biden hingegen hatte vor der Wahl angekündigt, Sektion 230 reformieren zu wollen – damit auf den Plattformen eher mehr als weniger moderiert werden muss.

Obwohl die Forderungen ähnlich sind, hätte Trumps Reform der Sektion 230 Hassrede und noch wildere (und viralere) Verschwörungserzählungen auf Social Media befeuern können – was für die Netzwerke schon in den letzten vier Jahren ein wachsendes Problem darstellte.

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3. Biden könnte für ein besseres Image der Tech-Konzerne sorgen

Nicht nur das Silicon Valley selbst, auch viele internationale Beobachter stellten eine Beziehung zwischen der zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung der USA und den Social-Media-Plattformen Youtube, Facebook und Twitter her. Das hat weitreichende Folgen: Mittlerweile arbeiten auch Mitglieder der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments an strikteren Regeln für soziale Netzwerke – und verweisen dabei auf die Situation in den USA. Wurde ein Präsident Trump zum wandelnden Mahnmal, was Hassrede und unkontrollierte Empfehlungsalgorithmen anrichten können, würde ein Präsident Biden in den USA und auch international politischen Druck von den Social-Media-Konzernen nehmen.

4. Bidens Vize-Präsidentin Harris versteht die Tech-Welt

Mit Kamala Harris bringt Joe Biden eine Vizepräsidentin mit ins Weiße Haus, die sich in der Tech-Welt auskennt: Als Senatorin Kaliforniens war Harris auch für die Bezirke des Silicon Valley zuständig, sie hat Kontakte zu den Chefetagen bei Amazon und Linkedin – auch Facebooks Sheryl Sandberg spricht lobend über Kamala Harris.

Dabei war Harris bis jetzt zurückhaltend. Während andere Demokraten wie Elizabeth Warren die Zerschlagung der Tech-Konzerne forderten, setzte sie sich eher für stärkere Privatsphäre-Regulierungen bei Facebook und Co. ein.

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5. Biden will Tech-Talenten einfacher Visa geben

Zu großen Teilen beruht der Erfolg der Unternehmen des Silicon Valley auf ihrer Anziehungskraft auf Tech-Talente aus der ganzen Welt. Elon Musk ist in Südafrika aufgewachsen, Googles Gründer Sergey Brin in der Sowjetunion, und auch Googles aktueller CEO, Sundar Pichai, ist erst nach seinem Bachelor aus Indien in die USA gezogen.

Auch wenn das Valley immer noch Sehnsuchtsort ist – Trump hat es für viele Talente schwieriger gemacht, dort zu arbeiten: Die H-1B Visa, mit denen viele Unternehmen internationale Mitarbeiter ins Valley gebracht hatten, gelten dank Trump nur noch für Jobs mit mehr als 208.000 Dollar Einkommen pro Jahr. Joe Biden hingegen will das H-1B-Visa-System reformieren und mehr und nicht weniger Greencards ausgeben.

6. Biden könnte den Handelskrieg mit China beenden

Unter Präsident Trump wurden die USA und vor allem amerikanische Tech-Unternehmen gegen ihren Willen in einen Handelskrieg mit China hineingezogen – der nicht nur chinesischen, sondern auch amerikanischen Unternehmen schadete. Apple – eines der wertvollsten amerikanischen Unternehmen – warnte gleich mehrfach, dass Trumps China-Politik das eigene Geschäft bedrohe. Obwohl das Trumps erklärtes Ziel war, hat das Handelsdefizit der Vereinigten Staaten gegenüber China dabei nicht abgenommen.

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In Trumps Handelskrieg fürchteten viele amerikanische Tech-Unternehmen auch um ihre Lieferketten – viele Hardwarekonzerne lassen dort fertigen. Während Trump China vor allem im Alleingang attackierte, erhoffen sich Apple, Microsoft und Co. von Biden eine differenziertere China-Politik.

7. Auch mit Biden sind höhere Steuern unwahrscheinlich

Während seiner Präsidentschaft hatte Trump die Steuern für die großen Konzerne des Silicon Valleys mehrfach gesenkt: 2017 beispielsweise sank für sie die Steuer auf die Gewinne von Unternehmen von 35 auf 21 Prozent. Joe Biden hingegen hatte vor der Wahl höhere Steuern gefordert – bis zu 28 Prozent.

Aktuell sieht es allerdings nicht danach aus, dass Bidens Demokraten auch eine Mehrheit im Senat gewinnen würden – die wiederum bräuchte Biden aber wahrscheinlich, um eine Steuererhöhung in den nächsten zwei Jahren durchzusetzen.

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Die amerikanischen Börsianer feierten diese Aussichten: Dow Jones und S&P stiegen jeweils über sieben Prozent in der Wahl-Woche; der Techlastige Nasdaq legte sogar neun Prozent in der–– Woche zu.

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