Auf der Umlaufbahn des Jupiter befinden sich vor und hinter dem Gasriesen die sogenannten Jupiter-Trojaner. Dabei handelt es sich um Asteroiden-Gürtel, die dem Planeten voraus- und nachfliegen. Mehr als 7.000 Trojaner-Asteroiden sollen sich mit dem Jupiter dessen Umlaufbahn teilen.
Trojaner, von denen Forscher ursprünglich dachten, sie träten nur im Jupiter-Orbit auf, sind Reste der riesigen Gesteins- und Eisbrockensammlungen, die sich vor über vier Milliarden Jahren zu Planeten geformt hatten. Und genau deshalb sind sie für die Forschung hochinteressant.
Trojaner sollen Informationen zum Ursprung der Planeten liefern
Die Wissenschaft geht davon aus, dass die Analyse der fossilen Gesteinsbrocken Schlüsselfragen zur Entstehung der Planeten in unserem Sonnensystem beantworten könnte. Die Nasa bezeichnet die uralten Asteroiden als „Zeitkapseln von der Geburt unseres Sonnensystems“.
„Das Material, aus dem Jupiter und Saturn entstanden sind, ist jetzt an diesen Orten gefangen“, so der Nasa-Planetenforscher und Leiter der Lucy-Mission, Hal Levison.
Hier kommt die Raumsonde Lucy ins Spiel
Deshalb will die US-Weltraumagentur erstmals eine Raumsonde in die beiden Asteroiden-Gürtel entsenden, die sieben ausgewählte Vertreter der Jupiter-Trojaner untersuchen soll. Die Mission namens Lucy ist auf zwölf Jahre angelegt und soll am 16. Oktober 2021 mit dem Start der Sonde an Bord einer Atlas-V-Rakete der United Launch Alliance von der Nasa-Basis Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida beginnen. Über den Online-Sender Nasa-TV soll der Launch, der derzeit für 11:34 Uhr MESZ geplant ist, live übertragen werden.
Die Raumsonde wird einen herkömmlichen chemischen Antrieb verwenden. Um Treibstoff zu sparen, wird sie sich ganz auf ihre eigentliche Mission konzentrieren und deshalb an anderen interessanten Punkten ihres Weges schlicht vorbeifliegen. Ausgestattet mit einer hochempfindlichen Antenne für die Kommunikation mit der Erde, Hightech-Kameras für Farb- und Schwarz-Weiß-Aufnahmen, einem Infrarotspektrometer und einem Thermometer wird die Sonde sämtliche physikalischen Eigenschaften der Trojaner erfassen.
Da Lucy für ihre Mission auf Solarenergie angewiesen, aber sehr weit entfernt von der Sonne unterwegs ist, verfügt sie über Solaranlagen, die groß genug sind, um ein fünfstöckiges Gebäude zu bedecken. Diese Solaranlagen sind die Schwachstellen des Projekts.
20 kritische Minuten entscheiden über Erfolg oder Misserfolg
Statt der bekannten sieben Minuten der Angst, wie sie bei Marslandungen bekannt sind, wird es bei Lucy 20 Minuten der Angst geben. So lange wird es nämlich dauern, bis sich die Solaranlagen nach dem Start vollständig entfaltet haben. Nur wenn das fehlerfrei gelingt, kann die Mission ein Erfolg werden.
Bei der Nasa herrscht gespannte Begeisterung. Immerhin sei „keine andere Weltraummission in der Geschichte zu so vielen verschiedenen Zielen in unabhängigen Umlaufbahnen um unsere Sonne gestartet“ worden, so die Agentur. Lucy werde „uns zum ersten Mal die Vielfalt der ursprünglichen Körper zeigen, aus denen die Planeten entstanden sind.“