Das Fintech Cashlink stellt Software bereit, mit der Unternehmen tokenisierte Wertpapiere ausgeben und handelbar machen können. 13.000 Endnutzer:innen handeln bereits auf einer der Plattformen für digitale Assets. Michael Duttlinger und Lars Olsson gründeten das Unternehmen 2016 in Frankfurt. Finanzielle Unterstützung erhalt Cashlink von Investoren wie VC Finlab und der Maschmeyer Group.
Seit Mitte 2020 ist Dorette Daume als COO und CFO mit an Bord des Fintechs. Seit April 2022 sitzt Daume außerdem im Digital Finance Forum des Bundesfinanzministeriums. Zusammen mit den 43 anderen Expert:innen sorgt sie für mehr Austausch zwischen Praxis und Politik.
Wir haben mit ihr darüber gesprochen, warum sie der Konzernwelt gerne den Rücken kehrte und wie 2022 ein gutes Jahr für tokenisierte Assets wird.
t3n: Cashlink hilft, Wertpapiere zu tokenisieren. Welche Schritte hat dieser Prozess?
Dorette Daume: Tokenisiert werden Assets wie zum Beispiel ein Solarpark, eine Windanlage, ein Schiff, Wälder, Immobilien, Venture-Capital-Funds oder ETF. Dieses Asset wird in eine Special-Purpose-Entity, ein Unternehmen, das nur für diesen Zweck gegründet wurde, gelegt. Das wird dann tokenisiert und kann als digitales Wertpapier erworben werden. Diese Rechte können unterschiedlich strukturiert werden, zum Beispiel als Schuldscheindarlehen, Inhaberschuldverschreibung, Kommanditanteile oder Genussschein.
t3n: Was erwerben dann die Käufer:innen der Token?
Mit dem Token gehört ihnen kein Anteil am Asset selbst, sondern ein Anteil an dem Unternehmen, das das Asset verwaltet. Die Käufer:innen können dann, je nach Art des Assets, auch an den Mieteinnahmen der Immobilie beteiligt werden oder an den Stromgewinnen.
Durch Token wird das Investieren einfacher
t3n: Was ist der Vorteil für Investor:innen daran, einen Token statt ein Wertpapier zu kaufen?
Sie können jetzt in mehr Dinge investieren als vorher, und das Investieren wird einfacher. Die investierten Werte sind nicht mehr im Asset gelockt, sondern transferierbar, denn die Token können, anders als manche Wertpapiere, vor Ablauf der Fälligkeit verkauft werden.
Außerdem erhalten mehr Menschen Zugang zu neuen Assetklassen wie Venture Capital, das vorher nur institutionellen Anlegern vorbehalten war. Ich kann mich auch mit 500 oder 1.000 Euro an einem Fonds beteiligen, der zwei Millionen Euro schwer ist. Hinzu kommen deutlich geringere Kosten als am klassischen Kapitalmarkt.
t3n: Welche Rolle spielt Cashlink dabei?
Cashlink ist der technische Provider, der den Emittenten die Infrastruktur zur Verfügung stellt. Wir haben etwa 20 solcher Softwarekunden: Banken oder andere Finanzunternehmen, die hauptsächlich aus Deutschland kommen. Das hat den Hintergrund, dass der Wertpapiermarkt regulatorisch noch sehr länderspezifisch ist.
t3n: Frau Daume, Sie kommen aus dem Großbanken-Bereich. Wie sind Sie zu Blockchain-Themen gekommen?
Genau, ich bin zuvor zehn Jahre lang bei KMPG im klassischen Kapitalmarkt unterwegs gewesen und habe mich dort um Großbanken und Börsen gekümmert. 2017 habe ich mich umorientiert und bin zu einem Fintech, einer Neo-Bank in der Schweiz gegangen. Als Finance- und Compliants-Person habe ich das Unternehmen von Anfang an mit aufgebaut. Damals habe ich mich auch schon für die Blockchain-Technologie interessiert, aber 2017 und 2018 war vor allem der ICO-Hype groß.
t3n: Stimmt, Initial Coin Offerings haben die Blockchain-Branche damals als wilden Westen erscheinen lassen.
Ja, viele Coins sind auf den Markt gekommen, alles hatte aber einen schlechten Ruf. Dann bin ich beruflich zurück nach Frankfurt gewechselt zu einer Charterbank und lernte dort Ende 2018 meine zukünftigen Kollegen von Cashlink kennen. Sie haben sich damals noch mit Startup-Beteiligungen per Blockchain beschäftigt. Ab da habe ich mich mit dem regulierten Teil der Blockchain auseinandergesetzt, sodass ich 2020 dazugestoßen bin.
t3n: Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag geändert, seit Sie für ein Fintech arbeiten?
Sehr! Das Arbeiten ist agiler und die Menschen meist motivierter. Man hat kurze Wege, mehr Spaß bei der Arbeit und die Möglichkeit, sehr viel selbst zu gestalten. Alle Personen haben eine Vision und wollen diese wahr werden lassen.
t3n: Was ist Ihre Rolle im Unternehmen?
Als CFO verantworte ich natürlich alles was mit Finance, Legal und Tech zu tun hat. Wir befinden uns gerade mit der Bafin im Lizenzverfahren und auch da stecke ich mit drin. Ich arbeite auch mit an der Unternehmensstrategie und bin in das Hiring und Talent-Management involviert. Ich stehe aber auch viel im Austausch mit Kolleg:innen und berate Kund:innen. Meine Rolle ist also noch sehr vielseitig, das macht mir großen Spaß.
Ich bin der Zahlen-Nerd im Team
Momentan sitzen wir an der Strategie für die nächsten drei Jahre. Ich bin der Zahlen-Nerd im Team und finde es toll, alles auch in Zahlen abzubilden. Die Strategie des Unternehmens selbst mitzugestalten, ist etwas Besonderes. Vor allem in so einem neuen Umfeld. Wir machen schließlich etwas, was noch kein anderes Unternehmen anbietet. Das ist Pionierarbeit und abschauen bei anderen geht nicht.
t3n: Das Team von Cashlink hat 20 Mitarbeiter:innen, fast die Hälfte davon sind Frauen. Achtet ihr bewusst darauf, das Team paritätisch aufzustellen?
Ich kenne das in der Finanzbranche sehr anders und sobald wir die Cashlink-Welt verlassen, ist die Frauenquote auch ganz anders. Wir legen viel Wert darauf, ein paritätisches Team zu haben, was nicht heißt, dass wir Personen nur einstellen, weil sie weiblich sind. Unser Ziel ist es, auf jede Stelle gleich viel weibliche und männliche Bewerber:innen zu haben. Nur dann ist eine faire Auswahl möglich. Im Recruiting-Prozess transportieren wir das anscheinend auch sehr gut: Auf unsere Stellenausschreibungen melden sich immer auch weibliche Bewerberinnen. Das finde ich super.
t3n: Sie haben selbst eine C-Level-Position. Sehen Sie sich als Vorbild für andere Frauen?
Das mag arrogant klingen, aber ja, ich glaube ich bin ein Vorbild. Zu vielen ehemaligen Kolleginnen habe ich noch Kontakt und viele fragen mich um Rat. Zum Beispiel wenn es um den nächsten Karriereschritt oder Gehaltsverhandlungen geht. Das sind Dinge, bei denen Frauen leider meist weniger stark sind als Männer.
t3n: Welchen Rat geben Sie dann?
Habt keine Angst und seid mutiger! Traut euch, etwas einfach zu machen oder anzusprechen, was stört.
t3n: Sie beraten und referieren auch zur Distributed-Ledger-Technologie. Welche Entwicklungen erwarten uns in diesem Bereich 2022?
Es wird viel in Bewegung kommen: Im vierten Quartal ist das elektronische Wertpapiergesetz in Kraft getreten. Bald werden also viele Unternehmen Lizenzen erhalten und der Markt wird sich bei Krypto-Wertpapieren ausprobieren. Insgesamt merken wir, dass generell die Anzahl und die Handelsvolumina von Plattformen für Digital-Asset-Investment steigt. Dieses Jahr werden noch mehr verschiedene Assetklassen hinzukommen. Mehr Menschen werden sich eine Wallet zulegen und das Wachstum wird exponentiell steigen. Langsam werden Zweitmärkte für Token-Transfers relevanter. Das ist für den regulierten Markt ein viel komplexeres Thema als für unregulierte Kryptobörsen, aber der regulierte Markt wird nachziehen.
t3n: Warum braucht der Finanzsektor die Blockchain-Technologie?
Nicht der gesamte Finanzsektor braucht die Blockchain. Nur bestimmte Bereiche, die momentan noch wenig digitalisiert sind. Die Blockchain ist auch nicht die Lösung für alles, aber an manchen Stellen bringt die Technologie großen Mehrwert. Blockchain-Bedarf sehe ich vor allem in nicht-digitalisierten Bereichen wie Private-Capital-Market, Real-Estate-Venture-Capital oder Private Equity.
Mit dem Token gehört ihnen kein Anteil am Asset selbst, sondern ein Anteil an dem Unternehmen, das das Asset verwaltet…. Wozu soll man sich an der Verwaltungsfirma beteiligen ? Also ein noch sinnloseres Investmentvehikel ist mir nicht untergekommen. Da muss man ein VI sein, nur daran zu denken, Geld zu investieren. Einfach nur Unfug, Finger weg.