Activision Blizzard: Scheitert die Übernahme des Call-of-Duty-Publishers durch Microsoft?

Activision Blizzard und Microsoft: Nicht jeden freut das Übernahme-Vorhaben. (Foto: Casimiro PT / Shutterstock.com)
Die Mehrheit auf der Aktionärsversammlung wäre zwar nur eine von vielen Voraussetzungen, die Activision Blizzard und Microsoft in der Zukunft noch erfüllen müssen, um letztlich die milliardenschwere Übernahme in trockene Tücher zu bekommen. Ohne diese mehrheitliche Zustimmung bedürfte es allerdings aller weiteren Schritte nicht mehr. Die Aktionäre können den Merger am 28. April anlässlich der eigens für die Abstimmung angesetzten außerordentlichen Aktionärsversammlung verhindern, wenn sie es denn wollen.
SOC: Sexismus-Skandal bei Activision führt zu schlechter Bewertung
Genau dazu ruft nun einer der Investoren, nämlich die SOC Investment Group, ihre Mit-Aktionäre auf. Sie sollen gegen die von Microsoft geplante Fusion mit dem Call-of-Duty-Publisher stimmen und damit den vom Vorstand eingebrachten Vorschlag zur Annahme des Fusionsvertrags ablehnen. In dem am Donnerstag eingereichten Brief führt die SOC Group für ihr Ansinnen im Wesentlichen zwei Gründe an.
Zum einen hält SOC die Übernahme für unterbewertet, denn es sei derzeit unmöglich, „Activision und sein zukünftiges Ertragspotenzial richtig zu bewerten, zum großen Teil, weil sie die Rolle ignoriert, die die Krise der sexuellen Belästigung – und der inkompetente Umgang des Activision-Vorstands damit – bei der Verzögerung von Produktveröffentlichungen und dem Druck auf den Aktienkurs gespielt hat“.
SOC: Kartellbehörde genehmigt die Transaktion ohnehin nicht
Zum anderen zeigt sich SOC skeptisch, „dass eine Transaktion mit Microsoft (oder einem ähnlichen Erwerber) durchführbar wäre, angesichts des veränderten Klimas der Kartellrechtsdurchsetzung sowie der offensichtlichen Quellen potenzieller Schäden für den Wettbewerb, die sich aus der Fusion ergeben“.
Mit anderen Worten: SOC glaubt nicht, dass die Fusion von den Kartellwächtern genehmigt werden wird. Natürlich prüft die US-amerikanische Federal Trade Commission (FTC) derzeit, ob die Übernahme Microsofts Xbox-Sparte einen unlauteren Wettbewerbsvorteil verschaffen würde.
Ganz falsch wäre es nun, so SOC, wenn Aktionäre darauf hoffen würden, „den Wert wiederherzustellen, der durch das Versagen des Activision-Managements bei der Gewährleistung von Sicherheit und Gerechtigkeit am Arbeitsplatz und durch das Versagen des Vorstands, konstruktiv auf die aufkeimende Krise zu reagieren, verloren gegangen ist.“
SOC: Activision soll selbstständig bleiben, aber Vorstand muss weg
Stattdessen sollten die Aktionäre darauf drängen, dass der Belegschaft des Publishers mehr Einfluss auf die Geschäfte eingeräumt wird. Immerhin sei die Belegschaft einerseits der größte Aktivposten des Unternehmens und andererseits genau die Position, die nicht mitverkauft werden könne.
Für SOC ist demnach klar, was sich ändern muss:
„Wir bitten Sie dringend, sich uns anzuschließen und den Fusionsvorschlag von Microsoft abzulehnen und bei der nächsten Jahreshauptversammlung von Activision Blizzard einen neuen, kompetenten und engagierten Vorstand zu wählen.“
Damit bleibt die SOC Investment Group sich treu. Schon im November 2021 hatte der Investor die Reaktion der Activision-Führung auf die jüngsten Klagen wegen sexueller Belästigung und Diskriminierung scharf kritisiert und sogar den Rücktritt leitender Angestellter, darunter der CEO Bobby Kotick, der Vorstandsvorsitzende Brian Kelly und der leitende Direktor Robert Morgado, gefordert. Microsoft hingegen hofft darauf, die Übernahme bis 2023 durch alle Untiefen in den sicheren Hafen fahren zu können.